■ Vorschlag: Haarige Angelegenheit: Pavement am Ostermontag im Loft
Pavement war die Konsens-Band schlechthin. 1994 war Grunge mausetot, Gitarren vorerst zu nichts Gutem mehr nutze, aber zum Glück gab es noch Pavement, die gemeinhin unter dem Label Postrock firmieren, wovon man an dieser Stelle einen hinlänglichen Begriff haben sollte. Die langen Nächte mit Computer und Konsorten waren schon längst zur Selbstverständlichkeit geworden, aber wieder zu Hause, bei Sonnenaufgang, mindestens drei Monate hintereinander, kam nicht anderes als Pavement auf den Plattenteller, immer wieder und immerzu.
Ach, war das schön. Musik, die einen in ihrer Schnoddrigkeit immer wieder zum Nichtstun animierte, den ganzen Sommer lang. Auf „Crooked Rain Crooked Rain“ konnten sich irgendwie alle einigen, und trotzdem war die Platte kein richtiger Hit. Und, wenn man Pavement nicht mochte, machte es trotzdem keinen großen Spaß, über sie zu lästern.
Und so hätte es eigentlich immer weitergehen können. Jeden Sommer ein neues Pavement-Album, das für kurze Zeit die Haare ein bißchen schneller wachsen läßt und dem ganzen kantigen Raver- Hype ein paar angenehm verschluffte Indie-Akzente entgegensetzt. Alle wollten das so, und als 1995 die Platte „Wowee Zowee“ rauskam, taten dann auch alle so, als wäre der „Summer of 94“ nie zu Ende gegangen.
Dabei wurde schlicht überhört, daß „Wowee Zowee“ schon längst um Klassen langweiliger oder lahmer geworden war als das Vorläuferalbum. Aber was nicht sein darf, kann nicht sein, weshalb sich beim letzten Pavement-Konzert hoffnungsvolle Mengen durchs Loft drängelten. Doch was man zu sehen bekam, war eigentlich alles, was Indie-Konzerte schon immer doof machte: auf der Bühne und im Publikum gleichermaßen leicht verklemmte Studenten, wobei die auf der Bühne diesen Gemütszustand durch endloses Gitarrengeschrammel unterlegten.
Bis heute ist er nicht wieder aufgetaucht, der Spaß und die Freude von einst. Soll ja öfter mal vorkommen! Das neueste Werk „Brighten The Corners“ bietet Pausen, die einen Tick zu lang sind, abrupte Wechsel in der Stimmlage, schräge Querflöten, schmucklose Intros, die schroffe Übergänge versüßen. All das ergibt einen tanzbaren Mix, wofür sicher genug Leute bereit sind, heute noch einmal für frühere Sentimentalitäten Eintritt zu bezahlen. Heike Blümner
Ostermontag, 31. März, 20.30 Uhr im Loft am Nollendorfplatz, Schöneberg
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