■ Vorschlag: Son Volt, Go To Blazes und Hazeldine im Knaack Club
Vorschlag
Son Volt, Go To Blazes und Hazeldine im Knaack Club
Auf seinem aktuellen Album „Info 3“ erzählt unser aller Funny van Dannen neben den traurigen Geschichten über Mohnkuchen auch die besonders traurige Geschichte von Billy, Joe und sich: Quer durch die Wüste schleppen sie sich auf durstigen Ponys, weit weg von jeder Zivilisation, und die Geier drohen schon! Ach, wären die drei doch bloß beim zweiten Kaktus links in Richtung Süd/Südwest abgebogen – sie wären spätestens in Austin, Texas, auf einen Haufen netter Leute gestoßen. So bleibt ihnen nur der Weg in den Knaack Club, wo sich morgen abend die Cowboys und Cowgirls von Kreuzberg bis Königs Wusterhausen beim Dreierpack Wüsten-Alt die Überdosis Sand und Moses geben.
Son Volt zum Beispiel, die neue Band von Ex-Onkel Tupelo Jay Farras. Von Ferne klingen da folkige Versatzstücke durch, und sogar Country und Blues werden recht eigen angezapft, um ein entglittenes Leben zu skizzieren, in dem on the road sein nicht Freiheit bedeutet, sondern das glanz- und planlose Umherziehen im schrottreifen Wohnmobil meint. Einziger Schwachpunkt dieser Operation Wüstenrand sind die Ausflüge in rockendere Gefilde, die dann von Go To Blazes doch irgendwie kompetenter beackert werden. Schließlich stehen die vier knarzigen Kerle aus Philadelphia jetzt seit 15 Jahren, fünf Alben und endlosen Meilen im Tourbus noch immer ohne Majordeal da und können sich jedes uncoole Gitarrengeschrummel leisten, wenn es der Klarheitsfindung dient. Und damit auch niemand auf die Idee kommt, ihnen nach ihrem ordentlichen Album „Waiting Around For the Crash“ einen verkäuflichen Nachfolger aus den Händen zu reißen, haben sie mit „Almost a Decade“ sperriges Material aus den letzten acht Jahren im Gepäck. Die Frage, ob Jungs eigentlich überhaupt noch Gitarre spielen dürfen, beantworten die Damen von Hazeldine aus Neumexiko übrigens nicht. Sie beweisen auf ihrem Debütalbum „How Bees Fly“ bloß souverän, daß zwischen Liz Phair und den Lunachicks noch eine ganze Menge Luft ist und sich mit ein wenig Geschick vormals von Lucky Luke bis Kris Kristofferson eindeutig codierte Formate locker umdrehen lassen: was sie wohl zum interssantesten Act dieses langen Abends der untergehenden Sonne macht. Gunnar Lützow
Sonntag, 21 Uhr, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg
Nachschlag
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