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■ VorschlagUltra-mega-o.k.: Tad Doyle und Band rocken im Knaack-Club

Früher hieß es gern und oft, Rockmusik sei tot. Ein wenig Koketterie schwang in dieser Aussage mit, es gab ja Grunge, und der hauchte der totgesagten Rockmusik noch einmal einiges an Leben ein. Heute stellt sich das ein bißchen anders dar: Grunge ist die Leiche, die am tiefsten in unser aller Keller liegt. Bands wie Mudhoney, Soundgarden und Alice In Chains haben sich aufgelöst, als Slacker läßt sich niemand mehr gern bezeichnen, und schaut man Linklaters neuesten Film „Sub Urbia“ an, ist man eigentlich auch froh, daß die ganze Chose vorbei ist.

Einem wie Tad Doyle ist das sowieso Jacke wie Hose, auch wenn der wegen seines Aussehens und seines Gewichts gern mit Meat Loaf verglichene Tad und seine Band Urgrunger von Kurtchens Gnade sind. Mit dem Album „God's Balls“ setzte Tad 1989 Grunge- Maßstäbe: Harter, stumpfer und dröhnender Sound war das, da wuchs in den Zwischenräumen auch nicht ein einziger Grashalm. Auf den Trümmern des altbackenen dramatischen Metal-Sounds bastelte Tad Neues und Aufregendes. Grungerock, Punkrock, wie auch immer, schwere Musik, die nicht recht in die Gänge kommen wollte, aber unwahrscheinlich energiegeladen war. Tad war auch der Mann, in dessen Schlepptau das erste Mal eine Band namens Nirvana in Europa gesichtet wurde.

Während Nirvana später abräumten, blieb Tad unbeeindruckt seinen Dampfwalzen treu. Allerdings schlug er auf seinem noch bei SubPop erschienenen 91er Album „8 Way Santa“ auch Saiten an, die man nicht von ihm erwartet hätte. In vielen der Songbrocken, die sich steinern aus den Lautsprecherboxen wälzten, fanden sich Momente des Innehaltens, der Schönheit, ja: Melodien. Ehrliche Haut, die er ist, blieb Tad aber weiter der Butcher On Acid. Ein Vertrag mit der Industrie ließ ihn noch ein paar Umdrehungen Härte mehr auf seine Songs und Alben packen. Wahrscheinlich hat ihm diese Indolenz geholfen, gute wie schlechte Zeiten zu überstehen. Und wahrscheinlich ist er sogar froh darum, endlich wieder in Ruhe und in kleinem Kreis heavy rocken zu können. Besser als im Schlachthaus stehen ist es allemal. Tad, eine Band, die einfach ultra-mega- o.k. ist, Grunge hin, Grunge her. Gerrit Bartels

Heute im Knaack-Club, Greifswalder Straße 221, ab 22 Uhr

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