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■ VorschlagWenn die Bulldozer kommen - Space im im Knaack Club

Man kennt das ja aus der Neighbourhood, in der man selbst wegen vier lausiger Mark pro Quadratmeter gelandet ist und irgendwie nie richtig wegkommt. Zwei Häuser weiter wohnt Mr. Miller, immer korrekt – aber Serienkiller. Dazu im Seitenflügel die ewig leere Bude der netten Kleinkriminellen, die verbringen auch den Rest des Jahres in ihren Zellen. So und ähnlich flott gereimt geht es in „Neighbourhood“, dem Opener des mit „Spiders“ sowohl unglücklich betitelten Debütalbum der ungefähr achtundzwanzigsten Britband des Jahres mit dem nicht gerade glücklichen Namen Space zu. Dabei schaut's in ihrem Kiez doch recht irdisch aus: „Oh, they want to knock us down, cause they think we're scum, but we will all be waiting when the bulldozers come.“

Doch was da schier nach Agitprop klingt, wird dann derart humorig präsentiert, daß es eher wie der passende Soundtrack zu „Sammie und Rosie tun es in Hanif Kureshis wunderbaren Waschsalon“ klingt. Und spätestens bei dem netten „You and me against the world now“ wird aus dem vollen geschöpft – Bonnie, Clyde, und der ganze Rest – es verwundert uns also nicht wirklich, die beiden Songs demnächst in der Gaunerkomödie „Shooting Fish“ wiederzufinden.

Ansonsten operiert das aus Liverpool stammende Quartett gerne mit schräger Optik und Akustik. Selbst wenn die Verweise auf Tarantino & Co. inzwischen jeder Spaßvogel bringt, der beidhändig und blindwütig aus schweren Kanonen ballert, sich am liebsten über Viertelpfünder mit Käse unterhält oder auf Travolta abgeht. Über weite Strecken geben sie, wenn sie nicht gerade auf Trip ihrem brandgefährlichen Kumpel Charles Manson begegnen, dem drüben in Britannien gerne angerauht genossenen Pop seine Aura aus Glam, Glitter und guter Laune ganz schön überdreht zurück.

Die bisher schönste Umschreibung dieses ebenso mit Verweisen aus Rave und Reggae gespickten Tuns, das als Serie von Single-Hits genausogut funktioniert, wie es als Album mangels Masterplan leider floppt: „Klingt wie Frank Sinatra, wenn er zugedröhnt unter der Dusche steht und Housemartins singt.“

Da die Jungs heute zufällig in der Neighbourhood sind, gehen wir einfach mal hin und nehmen das unter die Lupe. Und hoffen, daß ausgerechnet heute abend niemand die Bulldozer schickt. Gunnar Lützow

21 Uhr im Knaack-Club, Greifswalder Str. 224, Prenzlauer Berg

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