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■ VorschlagBluesgetränkter Jazz – Pee Wee Ellis im Quasimodo

„Pee Wee Ellis dachte genau wie ich, wußte meine Ideen umzusetzen“, schrieb James Brown in seiner Autobiographie. Immerhin vier Nummer-1-Hits sind aus der Verbindung hervorgegangen: „Cold Sweat“, „Say It Loud, I'm Black and Proud“, „Give It Up Or Turn It Lose“ und „Mother Popcorn“. Ohne Proben wurde Ellis zum Konzert angeheuert, blieb vom Herbst 1966 bis Sommer 1969, bis „die Bedingungen unzumutbar wurden“, wie Ellis sich erinnert. „Es ging zu wie beim Militär, er war sehr autoritär.“ Immerhin wurde Ellis' Name auf den Titeln, die er mitkomponierte, abgedruckt, und er bekommt bis zu seinem Lebensende Tantiemen.

Eigentlich wollte Alfred Ellis, 1941 in Florida geboren, Jazzmusiker werden. Als Teenager bezahlte er Sonny Rollins für Unterrichtsstunden. Berührungsängste vor anderen Musiksparten oder sogenanntem Kommerz kannte er nicht, empfand die unerwartete Anfrage von James Brown als Herausforderung. Nach Brown tingelte Ellis durch Clubs und arbeitete in Studios mit Etta James und Roberta Flack. Sein Ruf als Arrangeur sprach sich in New York schnell herum, und er bekam einen Dauerauftrag der Plattenfirma CTI, kollaborierte mit George Benson und mehrere Jahre mit Esther Phillips. 1977 veröffentlichte Arista seine erste LP unter eigenem Namen, „Home In The Country“, die umgehend in den Grabbelkisten verschwand. Ellis kam 1979 nach San Francisco, lernte Van Morrison kennen und war dessen Bandleader für sechs Alben. Dann holte ihn die Vergangenheit mit James Brown wieder ein.

Bobby Byrd rief einige Brown-Enttäuschte zusammen und tourte im Juli 1988 mit den J.B. All Stars durch Europa. Das Bläsertrio – Maceo Parker, Fred Wesley und Pee Wee Ellis – machte sich danach selbständig, kam 1991 mit der Debüt-LP „Roots Revisited“ gar in die amerikanischen Jazz-Charts. Das Trio begeisterte als J.B. Horns mit dem Programm „98% Funk, 2% Jazz“ mehrfach die Berliner. Vor dreieinhalb Jahren haben sich die drei Individualisten freundschaftlich getrennt. Ellis bewies sich mit seither sechs CDs als der abwechslungsreichste und kreativste. Sein voller Saxophonklang darf getrost neben die Stars des bluesgetränkten Jazz gestellt werden. Vom fast konventionellen Hardbop-Sextett über die sehr intensive Trioproduktion „Twelve and More Blues“ und das funkige „New Shift“ spannt sich der kaleidoskopische Bogen.

Auf der aktuellen Platte „What You Like“ präsentiert er mit der schwarzen englischen Sängerin Jenni Evans schwerpunktmäßig Soul mit Anleihen von Funk und HipHop sowie großorchestrale Arrangements mit der NDR-Bigband. Die kommt allerdings nicht zum Konzert: seine Gruppe Assembly hat der mittlerweile nach England verheiratete Pee Wee Ellis mit vier Briten besetzt. Robert Hess

8.11., 22.30 Uhr, Kantstraße 12a, Charlottenburg

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