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■ VorschlagMarc Almond meets Donna Summer: Space aus Liverpool im Knaack-Club

Eine runde Sache: Space Foto: Promo

Das Schöne an britischer Popmusik ist, daß auch an ihren Rändern Interessantes passiert. Auch Außenseiter haben dort ihre Chance auf einen Platz an der Sonne. Also nicht nur Oasis, Blur, Verve oder Pulp und die Folgen, sondern einfach mal Space. Die aus Liverpool stammende Band bezeichnete schon ihr Debütalbum „Spiders“ als eine Sammlung von „14 Novelty-Singles“. Ihre ersten Singles, „Neighbourhood“ und „Female of The Species“, klangen, als hätten sich die Kinks und die Specials mit Frank Sinatra und Burt Bacharach auf einem Rummelplatz getroffen. Nicht ganz von dieser Welt, dachte man, drollig und nicht besonders cool, sehr camp und sehr lustig: selbst dann, wenn der Cheftexter und Sänger, Tommy Scott, über Leute aus der Nachbarschaft sang, die ihre Kinder schänden, von Pristern, die sich als Serienmörder entpuppen, von Manikern, die ganze Dörfer in Brand setzen. Das Space-Album war jedenfalls eine runde Sache und ein großer Spaß, aber nichts für die Zukunft. Um so überraschender, daß Space tatsächlich weitermachten. Es kam, wie bei richtigen Bands, zu Spannungen unter den Space-Playern wegen des großen Erfolgs, und Scott hatte Probleme mit den Stimmbändern. Doch sie kultivierten ihr Lotter-Image, lästerten über Prodigy, Goldie und alle langweiligen Gitarrenbands und produzierten mit „Tin Planet“ ein neues Album, das die Verspieltheit erneut zum Maß aller Dinge macht. Doch perfekter als beim Vorgänger, besser, eleganter, manchmal auch pompöser: mit noch mehr Pop drin. Mit Pop, der sich auch vor Disco-, Latin- und Swing-Elementen nicht scheut. Schon die erste Singleauskopplung, „Evening Angles“, ließ Crooner-Herzen höher schlagen, schien nicht von der Band zu sein, die man als Space kannte – auch wenn Scott den herrlich sanften Refrain immer mit einem „Kick Ass Angles“ abschloß. Mit „The Ballad of Tom Jones“ setzen sie da noch eins drauf: ein Duett von Scott mit Catatonias Cery Matthews, das sich anhört wie Marc Almond und Donna Summer in der Dunkelkammer. Für Tommy Scott aber zeichnen sich Space in diesem Jahr dadurch aus, daß sie „more Marlene Dietrich than speedy Gonzales“ sind. Gerrit Bartels

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