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■ VorschlagLangeweile mit Folgen: „La vie de Jésus“, ein Film von Bruno Dumont

„Was sollen wir bloß tun?“ Eine Frage, die der französische Regisseur und Drehbuchautor Bruno Dumont als „Ungeheuerlichkeit“ bezeichnet. In seinem Film „La vie de Jésus“ zeigt er, daß grenzenlose Freiheit für arbeitslose Jugendliche zermürbend und folgenschwer sein kann. In dem französischen Provinznest Bailleuil langweilen sich Freddy und seine Freunde zu Tode. Wenn sie nicht gerade ein neues Ritual erfinden, um sich die Zeit zu vertreiben – beispielsweise mit dem Moped auf ein entgegenkommendes Auto zurasen – lungern sie herum und unterhalten sich über das Wetter. Freddy (David Douche) schläft mit der Dorfschönheit Marie (Marjorie Cottreel), die als Kassiererin arbeitet. Dabei geht es jedoch nur um Sex.

Dumont visualisiert dieses „Nur“, indem er statt der Gesichter nur Nah- und Großaufnahmen der Körper während des Aktes präsentiert: Frontal, realistisch und roh. Zärtlichkeiten finden unabhängig vom Akt statt. Etwa, wenn Marie hinter Freddy auf dem Moped sitzt und ihren Kopf an seinen Rücken schmiegt. Überhaupt haben Körper und Blick von Freddy eine bedrohliche Präsenz. Obwohl er eigentlich wie der nette Junge von nebenan wirkt, lassen sie auf ein animalisches Potential schließen, das mit Zärtlichkeit und Verletzlichkeit nicht in Einklang zu stehen scheint und jederzeit ausbrechen könnte. Symbol dieses Ungleichgewichts sind seine epileptischen Anfälle.

Ebenso präsent: die Langeweile. Die gleichförmige Landschaft, das immer gleiche Bild der Dorfstraße, der mechanische Sex, die sparsamen Dialoge. Überzeugend und natürlich transportieren die Darsteller diese Atmosphäre. Die meisten von ihnen fand Dumont übrigens in den Arbeitslosenlisten im Rathaus von Bailleul. Nicht moralisierend, sondern radikal zeigt Dumont, wie sich aus einem Kokon dumpfer Dorfidylle brachiale Gewalt entpuppt, die schließlich ein Opfer fordert. Hier endlich könnte man eine vage Verbindung zum Titel des Dramas entdecken. Katja Stiegel

Heute um 17.30 und 19.30 Uhr im Central, Rosenthaler Str. 39, Mitte, und um 20.00 und 22.00 Uhr im fsk, Segitzdamm 2, Kreuzberg

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