Vorschläge des Forums Netzintegration: Ein Stromnetz mit Bürgerbeteiligung
Unternehmen und Umweltverbände haben sich im Forum Netzintegration auf Empfehlungen an die Politik geeinigt: Vor allem soll die Bevölkerung mitgenommen werden.
BERLIN taz | Mehr Stromleitungen unter der Erde und Bürgerbeteiligung von Anfang an: Das sind die beiden zentralen Vorschläge, die das Forum Netzintegration entwickelt hat, um die Akzeptanz für den Ausbau des Stromnetzes zu erhöhen.
Fast zwei Jahre lang hatten Umweltschützer, Netzbetreiber, Bürgerinitiativen und Wissenschaftler diskutiert. Am Montag übergaben sie ihre gemeinsamen Empfehlungen an die Ministerien für Umwelt und Wirtschaft, am Dienstag stellten sie sie der Öffentlichkeit vor.
Weil in Deutschland immer mehr erneuerbarer Strom erzeugt wird, müssen neue Leitungen gebaut werden. In Nord- und Ostsee entstehen riesige Windparks, die Elektrizität wird aber im Süden Deutschlands gebraucht. Allerdings gibt es beim Ausbau des Netzes immer wieder Probleme: Naturschützer und Anwohner kritisieren die Nebenwirkungen.
2008 hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) deshalb die verschiedenen Akteure an einen Tisch geholt. Inzwischen hat das Forum Netzintegration rund 70 Teilnehmer, darunter nicht nur Netzbetreiber, sondern auch lokale Bürgerinitiativen, die Umweltstiftung WWF, der Energiekonzern Vattenfall und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung.
Es sei gelungen, die "widerstreitenden Interessen" in "gemeinsamen Vorschlägen aufgehen zu lassen", sagte DUH-Geschäftsführer Rainer Baake bei der Vorstellung der Ergebnisse. Danach ist ein zügiger Netzausbau nur möglich, wenn alle mitmachen.
Der sogenannte Plan N fordert daher "die frühzeitige Einbindung der betroffenen Bevölkerung in die Planungsprozesse des konkreten Leitungsbaubedarfs vor Ort". Langfristig müsse aber auf Erdverkabelung gesetzt werden - damit bliebe das Landschaftsbild unverändert. Allerdings sind die unterirdischen Leitungen bislang deutlich teurer als Überland-Kabel.
Auch deshalb haben nicht alle Teilnehmer des Forums das Empfehlungsschreiben an die Politik unterzeichnet. Die Netzbetreiber Tennet, 50Hertz und EnBW Stromnetze machen in einer separaten Erklärung Bedenken geltend: So könne man erst nach der Beendigung der derzeit laufenden Pilotprojekte beurteilen, ob die Zukunft tatsächlich in der Erdverkabelung liegt.
Außerdem fordern sie, die Genehmigungsverfahren für zusätzliche Stromleitungen zu beschleunigen. Angeblich ohne dabei "den Prüfungsumfang und eine angemessene Bürgerbeteiligung verringern" zu wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Israel und Hisbollah
Waffenruhe tritt in Kraft
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich