Vorlauf: Mondgeflüster
■ Ulrike Filgers "Beyond the Moon", 22.15Uhr, West3
In den Nachrichtensendungen gibt es sie — und sei es als letzte Meldung vor der Wetterkarte — noch immer. Jene Bilder von startenden oder landenden Raumfähren. Doch wer weiß heutzutage noch zu sagen, ob derzeit gerade Amerikaner oder Russen um die Erde düsen und in ihren Laboratorien Experimente vollführen? Schlichter Gewöhnungseffekt oder auch Resultat des Umstandes, daß die Raumfahrt jegliches Interesse an jenem Planeten namens Mond verloren zu haben scheint, den ein gewisser Herr Armstrong unter der gebannten Anteilnahme der FernsehzuschauerInnen aller Nationen 1969 betrat. In ihrem filmischen Essay blickt Ulrike Filgers auf jenes Jahrzehnt zurück, da Amis und Sowjets den Kalten Krieg auf dem Umweg über den Mond austrugen. Und mit Hilfe einer Fülle von Archivbildern, Filmausschnitten und Fundstücken aus Mythologie und Literatur versucht sie dem Umstand auf die Spur zu kommen, daß es jenseits des schnöden Wettlaufs zwischen zwei Weltmächten auch anderes gibt, das mit dem magischen Himmelskörper verbunden ist.
Daß ihr Versuch nicht durchweg überzeugend ausfällt, liegt zum einen daran, daß die interviewten „Experten“ wie Geschwindigkeits-Papst Paul Virilio oder Medien-Theoretiker Siegfried Zielinski („Mondlandung als medialer Paradigmenwechsel“) vorwiegend seit Jahren gut abgehangene Erkenntnisse zum besten geben. Zum anderen kommen die „freischwebenden“ Assoziationen der Autorin zum Thema „Mond“ ein bißchen zu vorsichtig und bodenständig daher. Dafür entschädigt ihr Film allerdings reichlich durch wahrlich sehenswerte Schmankerl aus den Archiven. So etwa, wenn der ehemalige Chef des Apollo-Sonderstudios der ARD, Günter Siefarth, die Besonderheiten des sowjetischen Raumschiffs mangels anderer Quellen anhand von Sonderbriefmarken aus der UdSSR erklärt oder Wernher von Braun seine Visionen von auf dem Mond geborenen Grundschülern erläutert. Reinhard Lüke
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