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„Natürlich!“ mit Désirée Nosbusch, So., 17.45 Uhr, RTL

Als sie das erste Mal für die Luxemburger Radio RTL arbeitete, war sie zwölf und also selbst noch so etwas wie ein Wildfang. Es dauerte nur zwei Jahre, bis das Fernsehen die so unverkrampft daherplappernde Désirée Nosbusch für sich entdeckte. Aber wie fast immer, wenn die Öffentlichkeit von der „Natürlichkeit“ eines neuen Gesichts fasziniert ist, dauert es nicht lange, bis die freche Göre zur telegenen Fassade domestiziert wird, und so verschwand mit der Natürlichkeit bald auch Désirée selbst vom Bildschirm.

Jetzt, 18 Jahre später, ist Desiree Nosbusch wieder da gelandet, wo sie einst anfing: bei RTL. Und als hätte sie sich mit ihrem alten Image nun endgültig abgefunden, heißt ihre neue Sendung „Natürlich!“. Das so annoncierte Tiermagazin verweist in seiner Machart dabei auf traurige Art auf genau das, was schon immer das Problem seiner Moderatorin war: Es ist absolut unnatürlich. Denn anders als die klassischen Magazine dieses Genres betreibt „Natürlich!“ Antropomorphie der schlimmsten Sorte. Die Wanderung einer Gnuherde durch die Serengeti wird inzeniert wie der Siedlertreck eines Italowestern: Da zieht, von Musik untermalt, ein Siedlertreck auf der Suche nach fruchtbarem Land durch die Weiten der Prärie. Belauert von im Hinterhald lauernden Krokodilen („Ein ganzes Jahr über haben die Monsterechsen nichts gegessen, jetzt ist ihre Zeit gekommen“), verfolgt von Wildhunden, die ihre Opfer bei lebendigem Leib verspeisen, trabt die Gnuherde unermütlich einem glücklichen „Unsere kleine Farm“-Happy-End entgegen.

Das hat mit Zoologie sowenig zu tun wie Jürgen Drews mit dem fröhlichen Landleben, das RTL ihm aufdrängt, um den „Mann im Kornfeld“ an den Busen der Natur zu führen. Die Meldungen über den Urang-Utan-Affen, der für seine „abstrakten“ Pinseleien Höchstpreise bei Kunstauktionen erzielt, und einen Bauern, der seine Milchkühe abends durch eine selbstgebaute Waschstraße schickt, zeigen die Gemengelage der Reihe: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein“, sagt sich der Toyota-Affe und freut sich auf den nächsten Werbeblock.klab

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