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■ VorlaufEinschläferndes Blutbad

„Appartement für einen Selbstmörder“, 20.15 Uhr, RTL

Gutes Fernsehen verdirbt. Fitz beispielsweise: Qualitätsschwächen anderer Produktionen werden um so sichtbarer. RTL etwa wird so zum Opfer konkurrierender Filme anderer Sender. „Der große TV-Roman“, mit diesem Stück versprochen, ist bestenfalls eine Petitesse, kein Roman jedenfalls, sondern ein ärgerliches Schundheftchen mit Schauspielern, bei denen man gern nachfragen möchte, ob sie sich ihre Gage eigentlich als Schmerzensgeld haben überweisen lassen.

Es geht um zwei Brüder (Christoph M. Ohrt, Dirk Martens), der eine gut, der andere böse. Und eine Frau, die Gattin des fiesen Bruders. Dann kommt der Bösling um, aber man ahnt, daß der seinen Freitod nur inszeniert hat, um seinen guten, älteren Bruder endgültig fertigzumachen. Am Ende gibt es ungefähr sechs Leichen und eine Katja Flint, die man selten weniger elegant hat spielen sehen.

Die Idee für diesen Film ist zwar nicht neu, aber ja auch nicht schlecht. Was aber Kaspar Heidelberger mit viel wallendem Nebel, knarzenden Türen und stürmischem Meer als Regisseur anrichtet, ist schier traurig. Aller Grusel ist vorhersehbar, alle Dialoge scheinen dem Vorsatz verpflichtet, bloß nicht originell zu sein („Ich glaube dir nicht“ – „Du mußt mir glauben“). Angeblich, so verheißt die Ankündigung, treibt es eine „geheimnisvolle Gestalt“ in jenem Hotel, in dem der gute Bruder sich versteckt hält, um der Polizei zu entkommen, weshalb auch immer. Man ist keine Petze, wenn man sagt, daß das Geheimnis der böse Bruder ist, der sich nicht umgebracht hat – man ahnt es, wie gesagt, nach zwei Minuten. Selbst das Interieur hat man schon hundertfach in anderen Filmen sehen können – auch hier keine Überraschung. Der Showdown gelingt natürlich, der böse Bruder überschlägt sich mit seinem Rolls- Royce. Klar, das Auto explodiert, wie in allen billigen Filmen – damit kein Zweifel bleibt, daß das Böse nicht überleben kann.

Wann traut sich ein in Geld schwimmender privater Sender wie RTL, dem Niveau eines „Fitz“ nacheifern zu wollen? Jan Feddersen

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