■ Vorlauf: Eigenformatklau
„Die Karl Dall Show“, 23.15 Uhr, RTL
Freitags erscheint uns die „Harald Schmidt Show“ immer ein bißchen komischer. Das Komischste an der neuen, zeitgleich ausgestrahlten „Karl Dall Show“ hingegen scheint, daß sie überhaupt nicht neu ist – wobei hier gar nicht erst an „Karls Kneipe“ erinnert sein soll, mit der bereits sein letzter Comebackversuch im Sommerloch 97 auf demselben Sendeplatz scheiterte.
Nicht neu ist die „Karl Dall Show“ denn auch weniger wegen Dalls trauriger Wiedergängerei, sondern wegen Verona Feldbusch – wobei auch hier getrost vergessen werden darf, daß sie Jahre vor ihrer letzten Sendung ebenfalls auf dem vermaledeiten Freitag-23.15-Uhr-Termin angefangen hatte. Es ist die augenfällige Ähnlichkeit der beiden Laienmoderatoren, die Dalls neue Show so alt aussehen läßt: Verona hat einen Busen, der Karl ein Hängelid; sie ist „schön“, er „häßlich“; die Ex-Bohlenfrau baute ihren Erfolg auf ein ausgeklügeltes „Ich bin dumm“-Image, während der Ex-Insterburgmann sich mittels einer nicht minder cleveren „Ich bin scheiße“-Strategie ähnlich unangreifbar zu machen hofft.
Und deshalb ist es nun eben Karl Dall, der während seiner sicherheitshalber vorab aufgezeichneten „Promi-Comedy“ (RTL-Jargon) mit total gutgelaunten Gästen wie Roberto Blanco und Stefan Raab vorm Studiopublikum sitzt, um sehr viel, sehr laut und sehr spontan durcheinanderzusprechen. Und immer, wenn keiner mehr weiter weiß, wird mit professioneller Heiterkeit das amüsierwütige Publikum angelacht.
Kaschiert hat RTL den Eigenformatklau bloß notdürftig mit viel Vorab-Promo und einer besonders geschmacklosen Kinderquiz-Dekoration, in der wohl auch die geplanten elf weiteren Folgen ihre Zuschauer schrecken werden. Angeblich – denn (und das ist vielleicht wirklich komisch) obwohl die Show jeden Freitag ausgestrahlt werden soll, will der RTL-Pressetext für die Folgen 7 bis 11 partout kein Sendedatum nennen. Und dabei macht Harald Schmidt derweil sogar extra Sommerpause. csch
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