Vorlauf: Darling Schäferhund
„Kommissar Rex“, 20.15 Uhr, Sat.1
Diese Zitrone verdiente noch weitere zwölf Stunden ausgequetscht zu werden. Allzu erfolgreich war jener Wiener Schäferhund in der Rolle des treuen Köters, der seinen Sendern, Sat. 1 und ORF, zu Traumquoten gerade bei unter 40-Jährigen verhalf. Und: Vergessen wird von heute an auch sein, dass „Rex“ in Tobias Moretti einst ein anderes Kommissarsherrchen hatte. Aber der musste den Tod finden durch einen Psychopathen, genauer gesagt: weil Moretti Sat. 1 zwar auch ein Zuschauerbringer war, aber eben eher den Älteren gefiel.
Und in der Branche kennt man kein Pardon: Beifall von der falschen Seite kann ein Rollenleben kosten. Da galten TV-Preise wie der österreichische „Romy“ oder der „Bayerische Fernsehpreis“ wenig, da halfen auch Exportverkäufe nach Australien, in die Niederlande oder in den Irak nicht als schlagkräftige Argumente: Moretti als Idealschwiegersohn? Nein danke. Gedeon Burkhard, Senderumfragen zufolge ein Mann, der bei jungen Frauen seiner gestylten Figur wegen sich softpornoähnlicher Beliebtheit erfreut und bei jungen Männern zugleich ein nicht allzu entrücktes Idol abgibt, sollte es besser machen. Zwar hat er die zuvor rund acht Millionen Zuschauer pro Folge nicht halten können, aber jenes Segment zum Gucken motiviert, das am konsumfreudigsten ist.
Heute hat er einen Fall zu klären, der ihn in die Gegend um den Wiener Prater führt. Ein Mord an einem sehr krank und pockig aussehenden, ja oberfiesen Gelddealer ist aufzudecken, auch wenn alles wie ein Suizid ausschaut. Am Ende geht es um Blüten aus Osteuropa: Aber dieser Serie haben Klischees noch nie geschadet, Darling Rex macht es alles wett. Der vermenschelte Hund, der, so wir der Tonspur Glauben schenken dürfen, zum richtigen Zeitpunkt jault und wimmert, der den Kopf zur Seite legt, als grüble er der Lösung entgegen, ist ja nicht schlecht als Hauptfigur: „Rex“ ist so antikriminalistisch-märchenhaft angelegt, dass er zu Recht einen possierlichen, ja entspannenden Ruf genießt.
Jan Feddersen
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