: Vorhang zu für das Theatertreffen?
■ Festspiel-Intendant Eckhardt: „Das Theatertreffen ist ernsthaft bedroht“
Die Zukunft des Berliner Theatertreffens stehe auf Messers Schneide. Für 1996 seien bisher noch keine Gelder für das Treffen, zu dem herausragende Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Bühnenraum eingeladen werden, in Sicht, sagte der Intendant der Festspiele, Ulrich Eckhardt. Die von Bund und Land finanzierte GmbH hat in diesem Jahr Kürzungen von zwei Millionen Mark durch Bonn hinnehmen müssen. Bei den Berliner Filmfestspielen und den Festwochen sieht Eckhardt keine weiteren Einsparmöglichkeiten. „Es trifft das Theatertreffen“, resümierte er.
Das Treffen sei deswegen leidtragend, weil Verträge erst kurzfristig nach der Jury-Entscheidung geschlossen werden könnten und somit keine langfristigen Verpflichtungen entstünden. Bereits in diesem Jahr muß das inzwischen 33. Theatertreffen (12. bis 25. Mai) mit einem Etat von 1,9 Millionen statt vorher rund 3 Millionen Mark auskommen. Deshalb werden statt zwölf nur zehn Inszenierungen eingeladen, und die Jury wurde von neun auf sieben Mitglieder reduziert. Erstes Sparopfer wurde der Stückemarkt. Er findet 1995 nicht mehr statt.
„Das Theatertreffen ist ernsthaft bedroht, auch wenn es in diesem Jahr noch stattfindet“, sagte der Intendant. Ein Ende des Theatertreffens nannte er „eine Bankrotterklärung der Kulturpolitik“. Überlegungen, das Treffen nur alle zwei Jahre zu veranstalten, ließen sich zwar finanziell, aber inhaltlich nicht umsetzen. Ein Theatertreffen könne nach seiner Abschaffung wiederbelebt werden. Doch dann entstehe ein Riß.
„Wenn das Theatertreffen abgeschafft würde, wäre das ein noch viel stärkeres negatives Fanal als die Schließung des Schiller Theaters“, meinte Eckhardt. Damit würde dem Theater insgesamt für seine Legitimation in der Gesellschaft ein schwerer Schlag versetzt. In diesem Fall rechnet Eckhardt fest mit heftigen Protesten aus der Kulturszene, ähnlich wie bei der Schließung des Schiller Theaters. Selbst die Kritiker des Theatertreffens würden sich dann für seinen Erhalt stark machen, glaubt der Kulturmanager. dpa
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