piwik no script img

Vorfahrt für ÖkosÖkologie statt Knöllchen

Kommentar von Sven-Michael Veit

Das Ziel kann nur eine solidarische Mobilität derer sein, die sich in der Stadt fortbewegen, ohne anderen zu schaden.

S icher gibt es schlimmere Vergehen, als mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Aber dazu gehört schon eine gehörige Portion Dämlichkeit. Und es mag auch Schlimmeres geben, als Autos auf Fuß- und Radwegen abzustellen. Aber an Dreistigkeit ist das kaum zu überbieten.

Selbstredend gehört diese Form von Desinteresse an den Mitmenschen gehörig bestraft. Autofahrer nutzen eben gern das archaische Recht des Stärkeren, beim Parken ebenso wie beim Auslegen von Vorfahrtsregeln zu ihren Gunsten. Fußgängern und Radlern bleibt da meist nur das Nachsehen. Deshalb ist es überfällig, Falschparken nicht länger als Kavaliersdelikt zu verharmlosen.

Aber auch hier gilt, dass Vorbeugung besser ist als Repression. Das Ziel muss die solidarische Mobilität aller sein, die sich in der Stadt fortbewegen, ohne anderen zu schaden. Und das bedeutet, dass ökologisch sinnvolle Mobilität Vorrang haben muss.

Deshalb müssen Fußgänger und Radfahrer, müssen Busse und Bahnen grundsätzlich Priorität vor dem Autofahren haben. Es geht darum, die Luft sauberer zu machen, Lärm zu vermeiden, Innenstädte wieder bewohnbar zu machen und die Lebensqualität für viele zu erhöhen.

Parksünder zu jagen, ist kurzfristig notwendig. Gegen steigende Meerespegel aber helfen mehr Knöllchen nicht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • DG
    Dr. Guido Bock

    Sie schreiben: "Sicher gibt es schlimmere Vergehen, als mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Aber dazu gehört schon eine gehörige Portion Dämlichkeit." Offensichtlich zählen Sie zu jenen Zeitgenossen, die aus reiner Selbstbefriedigung nur Ökologie im Denken haben, aber keineswegs Handwerker, Mediengestalter (TV-Teams, Fotografen etc., die viel zu transportieren haben) und besonders an körperlich Behinderter berücksichtigen, die aufgrund ihrer Behinderung keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können. Letztere, weil sie die in die U-Bahn und Bussen von anderen Fahrgästen eingeschleppten toxischen Kohlenwasserstoffe, die in "Duftstoffen" enthalten sind, nicht mehr verstoffwechseln können, für die deshalb U-Bahnen und Busse eine große Gesundheitsgefahr darstellen. Und nicht zuletzt Krebspatienten, deren Immunabwehr durch Chemotherapie enorm geschwächt ist; die in öffentlichen Verkehrsmitteln mit möglicherweise tödlicher Infektion rechnen müssen. Von Behinderten, die auf Rollstühle angewiesen sind, einmal ganz zu schweigen.

  • MW
    Mark Wulfinger

    Ja, eine sehr sinvolle Lösung für eine nachhaltigere, mitmenschenfreundlichere Mobilitätsform hat es zunächst in Hamburg ja leider nicht geschafft ein Comeback auf die Schiene legen zu dürfen. Die Straßenbahn. Sie wäre doch wirklich eine sinvolle Ergänzung zum derzeitigen ÖPNV, denn sie hätte, zumindestens für mich, auch noch eine stark abschrekende Wirkung überhaupt mit dem Auto in irgendeine Gegend zu fahren, wo die unterwegs sind, weil den darf/soll und will man nun wirklich nicht in die Quere kommen. Und mehr Busse... ja, mehr Busse bringen ja auch nicht viel außer mehr Verkehr bei gleichbeibender PKW Zahl, denn wer fährt schon gern Bus, wenn man doch ständig im Stau steht, dann doch lieber im eigenen PKW auf der Straße genervt rumdümpeln und es bei der Parkplatzsuche dann wenigstens den unterpriviligierten Fahrradchaotenrowdys und den "scheinbar zu armen, weil kein Auto"-Fußgängern wieder mal zeigen, wer in diesen Verkehrsplanungssystem der Primus ist.