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Knöllchen für FalschparkenEin Parkschein, der sich lohnt

Das Bußgeld für Falschparker soll erhöht werden. Begründund: Das kleine Verwarnungsgeld stehe oft in keinem Verhältnis zur teuren Parkgebühr.

Die Strafen für Parkzeitvergehen sind seit 1990 nicht mehr angepasst worden. Bild: dapd

BERLIN taz | Beim Parken in deutschen Innenstädten stellen viele Autofahrer im Kopf eine spontane Kosten-Nutzen-Rechnung auf: Was kostet das Parkticket, wie teuer ist der Strafzettel, wie wahrscheinlich die Kontrolle? Bei Parkschein-Preisen von bis zu drei Euro pro Stunde, etwa in Berlin, wird schnell klar: Ein Schein lohnt oft nicht, da ein Strafzettel – mit Kosten ab fünf Euro – nur wenig teurer ist.

Dies ist nun anscheinend auch der deutschen Politik aufgefallen: Ein Entwurf des Bundesverkehrsministeriums vom Montag sieht vor, die Bußgelder zu erhöhen. Fünf Euro mehr sollen ab April 2013 für Parkzeitverstöße fällig werden. Einige Autofahrer verzichteten derzeit „bewusst auf die Zahlung der Parkgebühr“ und nähmen „stattdessen das Verwarnungsgeld in Kauf“, so die Begründung im Entwurf.

Die derzeit geltenden Sätze hätten „keine präventive Wirkung mehr“, heißt es weiter. Wer sein Auto ohne Parkschein, ohne Parkscheibe oder bis zu 30 Minuten länger als der Parkschein erlaubt stehen lässt, dem droht bisher ein Bußgeld von 5 Euro – wenig bedrohlich angesichts der Parkscheinpreise.

Ab April sollen 10 Euro fällig sein, ein Ticket lohnt sich dann deutlich mehr. Auch längere Parkzeit-Überschreitungen werden um 5 Euro teurer: Wer drei Stunden zu lange parkt, muss ab April 25 Euro statt nun 20 Euro zahlen.

„Speziell das Fünf-Euro-Knöllchen funktionierte einfach nicht“, sagt Marc Schulte (Grüne), Stadtrat für Stadtentwicklung in Berlin-Charlottenburg. Es sei verständlich, dass einige Autofahrer bisher keine Parktickets gezahlt hätten. Die nun geplante Änderung sei darauf zurückzuführen, dass etwa die Großstädte „immer wieder gebetsmühlenartig auf das Problem hingewiesen“ hätten, sagt Schulte. Die Bußgelder für Falschparken liegen in Zuständigkeit des Bundes und waren zuletzt 1990 erhöht worden.

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11 Kommentare

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  • K
    koenich

    Hallo Leute,

     

    jetzt muss ich mich auch mal äussern.

     

    Ja autofahren ist heutzutage echt zum Luxus geworden.

    Aber es hat ja auch nicht jeder die Möglichkeit immer einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr vorzufinden. In Großstädten könnten die meisten wohl tatsächlich ohne KFZ auskommen.Aber manchmal ist es eben technisch einfach nicht möglich auf ein KFZ zu verzichten.

    Ich zum Beispiel bin beruflich nur mit dem Auto unterwegs (muss Werkzeug transportieren und Ersatzteile). Zum Glück sitzen unsere Kunden nicht in den Innenstädten.

    Wenn ich Freunde und Verwante besuche kann ich die Karre fast nirgens mehr kostenlos parken (Berlin geht ja noch. Da sind andere Städte schlimmer dran.). Entweder Parkautomaten oder Anwohnerparkzonen (welche im Übrigen auch nicht kostenlos sind)und die Lappenliesel lauern an jeder Ecke. Typische Sache 5 Min. vor Parkzeitende noch mal rumlaufen und Knöllchen verteilen.

    Ausserdem habe ich schon Parkautomaten erlebt, welche keine Überzahlung annehmen.

    (Wenn ich bis 20:00Uhr bezahlen muss und meine 2 Euro nur bis 19:50Uhr reichen dann sollte der nächste Euro bis nächsten Tag um 10:00Uhr reichen. Der Parkschein wird aber nur bis 20:00Uhr ausgestellt und Restgeld gibts auch keins. So siehts teilweise aus.)

     

    Ich wohne auf einem kleinen Dorf aus dem man nur als Schulpflichtiger relativ gut weg kommt. Als normaler Mensch ist man auf sein Auto angewiesen.

     

    Ich möchte auch wirklich zu gerne sehen wie der Handwerker der bei mir in der Wohnung etwas reparieren soll wohl sein ganzes Zeug mit dem Fahrrad hin und her fährt.

     

    Und unsere lieben Fahrradfahrer sollen mal besser den Mund halten. Da benimmt sich sowieso ein Teil unter aller Sau. Die Strassenverkehrsordnung gilt auch für Euch!

     

    Und der Vogel der hier nur Verachtung für Autofahrer empfindet. Diesen Spruch lese ich hier doch regelmässig in den Kommentaren.

     

    Und Tom hat recht.

    Fragt doch mal einen Leiharbeiter der mit seinem Privatfahrzeug unbezahlt zu den Baustellen tingeln muss um einen Hungerlohn zu verdienen ob der auf seine Schrottkarre verzichten kann.

     

    Viel sinnvoller wäre es die Geldbußen für Ordnungswiedrigkeiten prozentual an das Gehalt zu koppeln. Klappt in anderen Ländern auch ganz gut und tut allen gleich weh.

  • IN
    Ihr N

    ich bin immer wieder überrascht, wie viele sich immer noch in ihren "autofahrerrechten" verletzt fühlen, wenn sie für fehlverhalten (ihr eigenes) bestraft werden. von mir aus können sog. knöllchen wesentlich teurer werden - und das sage ich, obwohl ich auch ab un zu ein auto fahre.

  • FA
    Falschparker abschleppen

    Unser verehrter Herr Verkehrsminister Ramsauer wird sich demnächst wieder aus der Kampfhamsterperspektive für die Autofahrer und gegen Kampfradler einsetzen. Dafür wird der bezahlt. - Eben, von denen.

     

    Allen aufgeklärten Mitmenschen empfehle ich von der BBC den Bericht mit dem Titel "War on Britain's Roads". Das sieht bei uns kein Stück anders aus.

  • K
    kotsch

    Ein Land voller Opfer. Eine Parkuhr ist schnell ausser Gefecht gesetzt. Trotzdem funktionieren alle.

  • 1E
    15 Euro für Falschparken

    Saurammer wird doch wohl nicht für die Kampfradler und Füßgänger die Wege sichern! Wo kämen wir sonst hin?!

  • E
    emil

    @Tom

     

    in dem szenario was sie konstruieren sehe ich das größte kostenproblem im kfz.

    das ist es, was absoluter luxus ist. insofern darf getrost alles abgenickt werden, was autofahren unrentabel macht.

     

    nicht das es das ohnehin schon wäre, aber offenbar begreift das niemensch.

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Besser wäre es, dem deutschen Spießer das Autofahren ganz zu untersagen.

     

    Ich fahre auch nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber den Autofahrern nichts als Verachtung.

  • L
    lunra

    Als Fahrradfahrerin kann es mir eigentlich egals ein, aber eine Korrektur halte ich dann doch für angebracht:

     

    "Außerdem seien die Strafen für Parkzeitvergehen seit 1990 nicht mehr angepasst worden, obwohl sich das für die Betroffenen verfügbare Einkommen um etwa 59 Prozent erhöht habe."

     

    das stimmt zwar bzgl. des Einkommens, die Reallöhne sinken jedoch wegen Inflation und höheren Sozialabgaben seit dem beständig.

    Hier bitte beim nächsten Mal etwas mehr Genauigkeit.

  • T
    Tom

    Ich bin mir im übrigen dessen bewusst, dass mein Kommentar nicht veröffentlicht werden wird. Die Thematisierung der sozialen Kluft ist in unseren Medien unerwünscht. Allerdings könnten sich die redigierenden RedakteurInnen überlegen, ob sie angesichts des Zeitungssterbens (online wie offline) sich in einem Jahrzehnt vielleicht nicht auch in der Situation eines Leiharbeiters befinden, der nicht einmal genug verdient. Die 8 Millionen Niedriglöhner werden 2022 zu 16 Millionen. Die Politik setzt sich ja mit aller Kraft dafür ein das Lohnniveau in diesem Land auf das Botswanas zu drücken.

     

    Die Krise der Zeitungen ist nicht zuletzt dadurch entstanden, dass zwischen Berichterstattung und Realität ein derartiges Loch klafft, dass mittlerweile dazwischen eine ganze Republik passt. Also mehr Realität wagen, d.h. Lebensumstände beschreiben, die Millionen betreffen, dann kann man sich auch in 10 Jahren als Redakteur die Parkgebühr leisten.

  • T
    Tom

    Habe ich mich da etwa verlesen, oder lebe ich in einer anderen Realität? Das verfügbare Einkommen ist seit 1990 um 59% gestiegen! Ich habe Anfang der 90er mehr als Ferienarbeiter verdient (in absoluten Zahlen DM nach Euro umgerechnet), als in meiner letzten Beschäftigung als ungelernter Leiharbeiter. Wenn man die Inflation von etwa 2% in 20 Jahren mit einrechnet ist also mein real verfügbares Einkommen in den vergangenen zwanzig Jahren um knapp 40% gesunken. Damals war ich noch in einem normalen IG-Metall Tarif für Ungelernte angestellt. Das geht nicht nur mir so, sondern einem immer wachsendem Teil der Bevölkerung, mit circa 8 Million Arbeitnehmern im sogenannten Niedriglohnsektor (gesellschaftlich gewollte Sklaverei wäre ein besseres Wort, ist aber leider nicht politisch korrekt, weil es korrekterweise die Realität widerspiegelt).

     

    Setzen wir das doch mal alles in eine Relation. Bei einem Stundenlohn von 7,79 Euro soll man 2 Euro für 30 Minuten Parkzeit im Stadtinnenraum bezahlen. Das sind also bei einer Stunde mehr als 50% des Lohns. Wegen Arztbesuchen, Amtsgängen etc... lässt sich das innenstadtnahe Parken oft nicht vermeiden. Dauern Arzt oder Amtsbesuche dann 2 Stunden hat man schon mehr als 1 Stunde nur für das Parken gearbeitet. Bei unter 1000 Euro brutto schlagen 8 Euro schon merklich ins Gewicht, denn von den knapp 750 Euro netto gehen für die Warmmiete 400 Euro weg. Da heißt es dann am Ende des Monats knurrender Magen, denn bei der Tafel bekommt man ja als Leiharbeiter leider nichts. Realität für 8 Millionen Menschen in dieser schönen Republik.

     

    Faktisch bedeutet dies, dass Parken in der Innenstadt nur noch für Reiche möglich ist, aber nicht für deren Dienstleister, die mit unter 8 Euro brutto Stundenlohn die Dienstleitungen und Produktion für eben jene Reichen aufrecht erhalten. Aber so soll es auch sein. So ist das ja auch gewollt. Deswegen wählen wir ja auch was wir wählen als ob wir keine Wahl hätten. Sklaven müssen zu Fuß gehen. Das war schon im alten Rom so. Nur die Meinung eines Ungelernten.

  • D
    Derfalschparker

    "obwohl sich das für die Betroffenen verfügbare Einkommen um etwa 59 Prozent erhöht habe."

     

    LOLOLOL wo soll das denn gewesen sein ?

     

    Im Lila-Laune-Land ?