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Voraussetzungen für die Reform„Erfolge vorzeigen“

■ Rudi Lerche, Chef des Heidelberger Bürgeramtes, sagt, wie es geht

Seit 36 Jahren arbeitet Rudi Lerche in der Stadtverwaltung Heidelberg, unter anderem leitete er das Sozialamt. Heute ist er Chef des Bürgeramtes.

taz: Was sind die wichtigstens Voraussetzungen, um wie in Heidelberg einen Reformprozeß in der Verwaltung in Gang zu kriegen?

Rudi Lerche, Leiter des Bürgeramtes Heidelberg: Es gibt ein paar Spielregeln. Sie müssen von herkömmlichen Beamtenmethoden wegkommen. Wenn man erklärt, es gibt Beamtengrundsätze, die heißen: Wir haben das immer schon so gemacht, wo kommen wir denn da hin, das wäre ja noch schöner, werden Sie nie Reformen bewegen können. Das ist die eine Voraussetzung. Die zweite ist der Wille. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und den können Sie nur mit motivierten MitarbeiterInnen gehen. Sie müssen Hürden überwinden. Gesetze sind Hürden. Da muß man flexibel sein.

Wie wichtig ist dabei Rückendeckung von einer Verwaltungsspitze?

Enorm wichtig. Es gibt die politische Verantwortung in der Stadt. Die schützt denjenigen, der Reformen durchsetzt und muß für Mißerfolge geradestehen.

Was sagen Sie den Bedenkenträgern, gegen die Sie sich auch in Heidelberg haben durchsetzen müssen?

Man muß Bedenkenträger überzeugen können. Man kann Reformen nicht befehlen. Bedenkenträger können Sie mit gutem Erfolg umkrempeln. Es geht nur mit dem Vorzeigen von Erfolgen.

Wie wichtig ist das Alter der Mitarbeiter? Kriegt man mit jüngeren Leuten, die wie in Heidelberg im Durchschnitt 25 Jahre alt sind, leichter eine solche Veränderung hin als mit Leuten, die sich in den Verhältnissen eingerichtet haben?

Man muß jetzt aufpassen, niemandem wehzutun. Selbstverständlich gibt es Menschen, die in jedem Alter jede Leistung erbringen. Nur das Hauptproblem bei unserem Job ist, daß sie in den Bürgerämtern ein Riesenspektrum von Wissen nur vorhalten können mit der Computertechnik. Und mit Generationen, mögen sie noch so intelligent sein, die nicht gelernt haben, mit PCs umzugehen, die mit Begriffen wie „online“nichts anfangen können, können Sie diese Reformen nicht durchführen. Die heutige junge PC-Generation ist prädestiniert, diesen Reformweg zu gehen. Sie beherrschen die Hardware, sie haben das Know-how . Sie werden dann mit den Reformen erfolgreich sein, wenn Sie relativ junge Menschen im Alter zwischen 25 und 30 gewinnen. Mit denen packen Sie es.

Unter welchen Voraussetzungen läßt sich Ihr Modell exportieren. Können Sie da Ratschläge geben?

Wenn Sie die von mir geschilderten Voraussetzungen beachten, können Sie die Reform in jeder Stadt durchziehen.

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