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Vor zehn Jahren

„Ist jeder dritte erwachsene Bremer ein Krimineller? Zumindest die Polizei scheint davon auszugehen“, berichtete die Bremer taz vor zehn Jahren: Denn über 100.000 BremerInnen hat die Polizei in ihrer erkennungsdienstlichen Datei gespeichert. Rund 10.000 von ihnen sind sogar mit Foto in der Verbrecherkartei vertreten, die Zeugen und Opfern von Vergewaltigung, Raub, Diebstahl, Überfall vorgelegt wird, um den Täter zu identifizieren. Der Datenschutzbeauftragte Alfred Büllesbach stellte fest, dass 60 Prozent unter völlig unzulässigen Kriterien in die Kartei geraten waren. Beispiel: das Bild eines 13-jährigen Mädchens, das einmal keinen Personalausweis dabei hatte und deshalb nach einem Vorwurf des Ladendiebstahls von der Polizei erkennungsdienstlich behandelt worden war.

Das Löschen von Einträgen, so erklärte Senatsdirektor Kauther, sei „aus Personalmangel“ nicht möglich. Selbst bei einem Freispruch vor Gericht oder bei einem Todesfall wurden Daten und Fotos nicht aus der „Verbrecherkartei“ genommen.

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