Vor der Präsidentschaftswahl im Iran: Die Not der Armen
Amtsinhaber Rohani muss sich seinen Konkurrenten stellen. Sie kritisieren die Zustände in den Slums, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit.
Bei den sechs Männern handelt es sich um Präsident Hassan Rohani, seinen Stellvertreter Eshagh Dschahangiri, den Geistlichen Ebrahim Raisi, Teherans konservativen Bürgermeister Mohammed Bagher Ghalibaf, den Konservativen Mostafa Mirsalim und den kaum bekannten Mostafa Haschemitaba. Rohani, Dschahangiri und Ghalibaf stritten vor allem über soziale Probleme, konkret die Lage der Slumbewohner am Rande der Großstädte, über soziale Gerechtigkeit, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit.
Mirsalim warf der Regierung vor, die Probleme auf dem Land ignoriert zu haben. Die medizinische Versorgung der Landbevölkerung sei mangelhaft. Die Landbewohner verließen ihre Dörfer, fänden aber in den Städten keine Arbeit. Es gebe sechzehn Millionen Slumbewohner, fügte Raisi hinzu. Sie bräuchten zunächst Obdach, dann müssten der Staat und die Privatwirtschaft in den unterentwickelten Provinzen investieren, Arbeitsplätze schaffen und sich um medizinische Versorgung und Schulausbildung kümmern.
Raisi zeigte sich auch besorgt angesichts der immer größeren Kluft zwischen Arm und Reich und warnte vor sozialen Unruhen. Die unteren Schichten müssten finanziell unterstützt werden, auch der Mittelstand müsse durch eine Steuerreform entlastet werden.
Wohnungsnot und Vetternwirtschaft
Hier brachte Dschahangiri ein wenig Schärfe in die Debatte. Soziale Gerechtigkeit setze politische Gerechtigkeit und Gleichheit vor dem Gesetz voraus, sagte er. Es gebe Leute, die durch Vetternwirtschaft zu enormem Reichtum gelangt seien. Er griff die Justiz an, die sich in der Hand der Konservativen befindet. Vor allem Jugendliche fühlten sich durch Einschränkungen, stark benachteiligt.
Ghalibaf sprach von der großen Wohnungsnot, obwohl es mehr als drei Millionen leer stehende Wohnungen gebe. Er forderte, deren meist reiche Besitzer zur Rechenschaft zu ziehen.
Rohani erläuterte, was seine Regierung gegen Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit und für Bildung und Ausbildung getan habe. Ihr sei es gelungen, vor allem den Jugendlichen eine Perspektive für die Zukunft zu bieten. Die Atmosphäre im Land habe sich positiv verändert, die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt, auch die für den Handel hätten sich gebessert. Das Problem sei es, dass die Gegenseite (die Konservativen und Ultras) der Regierung jeden Tag neue Steine in den Weg lege.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier