■ Mit der Ölkrise auf du und du: Vor 20 Jahren autofrei
Hamburg/Berlin (dpa/taz) – Mit dem Fahrrad oder mit Rollschuhen auf der Autobahn – Kindheitserinnerungen an Sonntage ohne Autoterror. Vor zwanzig Jahren, am 17. Oktober 1973, beschlossen die Opec- Länder, ihre Ölförderung um zunächst fünf Prozent zu kürzen. Kurz danach verhängten sie zudem ein Ölembargo gegen die USA. Die westlichen Staaten sollten so wegen ihrer Unterstützung für Israel im kurz zuvor ausgebrochenen Jom-Kippur- Krieg unter Druck gesetzt werden. Der Ölpreis vervierfachte sich binnen weniger Monate.
In der Bundesrepublik trieben Hamsterkäufe den Preis für leichtes Heizöl von zehn auf 50 Pfennig je Liter hoch. Da erfand die Regierung angesichts der aufkeimenden Nervosität ein Energiesicherungsgesetz: So kam es zum Sonntagsfahrverbot sowie einer Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern auf Autobahnen beziehungsweise 80 auf Landstraßen.
Doch schon im Januar 1974 war es mit dem Sonntagsfrieden wieder vorbei, weil sich die Lage im Nahen Osten nach der Vermittlungsmission von US-Außenminister Henry Kissinger entspannte.
Die Ölstaaten wie auch die Ölkonzerne mit Förderkonzessionen im Nahen Osten strichen fette Gewinne ein. Das Geld kam dann aus den arabischen Ländern zurück in die Industriestaaten, wo es die Ölproduzenten anlegten. 1974 stieg so der Iran mit eine Anteil von 25 Prozent in die Krupp-Werke ein. Die westlichen Banken reichten die Petrodollars als billige Kredite an die Entwicklungsländer weiter: Petrodollar- Recycling als Grundstein der Schuldenkrise.
Die schon 1960 gegründete Opec funktionierte endlich als Kartell, das über Jahre hinweg die Preise diktieren konnte. Die goldenen Zeiten der Ölländer sind jedoch verflossen; eine Einigung über Förderquoten, die den Ölpreis künstlich hoch halten, gibt es schon lange nicht mehr zwischen den verfeindeten arabischen Ländern. lieb
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