piwik no script img

Archiv-Artikel

„passagen“ Von der Burg in den Keller in die Bar

Auch die Südstadt steht an diesem Wochenende ganz im Zeichen des Design, des jungen, experimentellen. Am Chlodwigplatz zeigen gleich zwei Kölner Designschulen ihre Produkte, dazu kommt die witzige Installation in einer Cocktailbar.

Bei ecosign herrscht Partystimmung: Die private Akademie für ökologisch orientiertes Design hat zu den „passagen“ die Gewölbe der Severinstorburg angemietet und zur „diskutierBar“ erklärt. Im Hintergrund läuft Musik, es herrscht reger Barbetrieb und die Studierenden stellen ihre Arbeiten vor: Schuhe aus Kork und Autoreifen oder den Locher, der ewig hält. Sie bitten um Kritik, denn Publikumsbeteiligung ist ausdrücklich erwünscht. Die Kardinalfrage: Wie lassen sich Gebrauchsgegenstände materialsparend und umweltbewusst gestalten und bleiben für die Industrie trotzdem interessant? Die StudentInnen erklären es mit leuchtenden Augen.

Ihre Kommilitonen von der Köln International School of Design (Fachhochschule) zog es in den Keller: Mit Taschenlampen beleuchtet der Besucher ein Sammelsurium aus typischem Kellerramsch, Keller-TV zeigt Interviews zum letzten undesignten Raum. Dass man im Keller schlafen oder gar leben kann, dass in ihm verschüttete Geschichte lagert, all das zeigt die Installation. Daneben der Vorratskeller: Ein Lehrfilm aus den 50ern erklärt die Kunst des Einweckens. In einer Vitrine stehen eingeweckte Möhren von 1935 – die „Körperwelten“ lassen grüßen. Zum Schluss der Partykeller: Hier gibt es frische Snacks – thematisch korrekt im Weckglas.

Was ist ein „Mörbel“? Ein Möbel-Hörspiel. Im keimaks (Kurfürstenstr. 27) ertönen Stimmen aus Lampenschirmen und Duschköpfen, Plüschkissen und Teekesseln. Sie philosophieren über Einrichten und Neu-Einrichten, Umstellen und Verschieben von Mobiliar und den veränderten Blick aufs eigene Leben. Ein Kölsch dazu, und die Möbel-Meditation wird angenehm sinnlich.

Doch, in diesen Tagen ist es schon nett am Chlodwigplatz – fern von raffinierten Küchenzeilen und ultimativen Waschbecken, und es tragen auch nicht alle immer Schwarz. Allerdings: Die berüchtigte Designer-Hornbrille kommt mal wieder in der ganzen Stadt zum Einsatz. Ließe sich da nicht endlich mal was neu gestalten? HOLGER MÖHLMANN