urdrüs wahre kolumne : Von Piesepampeln aller Art
Wer mit Statistiken bescheißt, hat immerhin noch das Plus auf seiner Seite, dass man ihn für einen plietschen Kerl halten könnte. Hamburgs CDU-Justizsenator Carsten Lüdemann aber will lieber als einer gelten, der in der Justizstatistik ganz und gar unwissentlich mit falschen Zahlen gearbeitet hat. Fatal nur, dass die Tendenz solcher Kunststücke immer genauso aussieht, wie es die Poltergeister der Union gerade benötigen …
Von der strunzenden Dummheit gebissen ist aber auch der Hamburger SPD-Abgeordnete Thomas Böwer, der jetzt in Bild den gelbeitrigen Neid seiner Zielgruppen weckt gegen Problemfamilien-Jugendliche, die von Amts wegen in das Internat Louisenlund geschickt wurden. Getroffen wurde diese Entscheidung indes im rot-grün regierten Bezirk Eimsbüttel. Schlimm, wenn Sozi-Piesepampel so weit weg sind von ihren Fachleuten.
Mut vor US-amerikanischen Klerikalinskis bewies dagegen der Hildesheimer Gerstenberg-Verlag, der trotz entsprechender Zensurverlangen darauf bestand, im „Winter-Wimmelbuch“ der Kinderbuchzeichnerin Rotraut Susanne Berger eines der vielen kleinen Figürchen weiterhin mit einem Penis in Größe eines Reiskorns über die Seiten wimmeln zu lassen. Schön, dass auch US-Kreationisten jetzt die Wunder der Geschlechterwelt entdecken können …
Bremens öberschter Theologe Renke Brahms will die Armut zum Jahresthema der Bremer evangelischen Kirche insgesamt machen und kleidet dieses Vorhaben in die goldenen Worte: „Wir wollen keine Besserwisser, aber unverbesserliche Besserhoffer sein!“ So wird das noch mal was mit der Wiederauferstehung von Thomas Müntzer!
Der Verlust jedes Schamgefühls ist bekanntlich ein Indiz für galloppierenden Schwachsinn und so muss man um den mentalen Zustand der Vattenfall-Manager äußerst besorgt sein: Erst lügen sie dem Publikum über Störfälle die Hucke voll und jetzt klagen sie auch noch für die Laufzeitverlängerung des Schrottmeilers Brunsbüttel. So werden wir am Ende noch erleben, dass heldenhafte junge Drachentöter wider diese Zyniker in die Schlacht ziehen – und soll hinterher niemand sagen, er habe doch nur seinen schäbigen Job gemacht …
Zu denken gibt die kostenlos verteilte Wahlkampf-CD der niedersächsischen NPD hoffentlich allen, die den darauf schwadronierenden Möchtegern-Führer Andreas Molau noch aus seiner Zeit als Waldorf-Lehrer kennen: Kann doch nicht wahr sein, dass so ein Beelzebub im Kreis der anthroposophischen Erzengel unerkannt herumgeistern konnte. Ansonsten ist die CD zum Teil ein echter Brüller: Die Parodie der Sängerin „Annett“ auf troidoitsches Liedgut ist so perfekt, dass man fast glauben könnte, sie meine das ernst – und dem nationalen Liedermacher Frank Rennicke nähme man auch in jedem Sozialdrama die Rolle des pädophilen Jugendgruppenleiters ab.
Zum ersten Mal im aktuellen Niedersachsenwahlkampf habe ich gestern ein durch Bärtchen verfremdetes Kandidatenplakat gesehen – ansonsten sehen die Dinger überall aus wie frisch gedruckt. Ein sicheres Signal für geringe Wahlbeteiligung schließt aus solchem Mangel an Enthusiasmus ULRICH „Linksruck“ REINEKING
ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, darf als recht vertraut mit den Wundern der Geschlechterwelt gelten.