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Von Borsig lernen...

■ „Beschäftigungspakt“ ohne IG Metall: Bei Borsig bringen Zeitkonten mehr Jobs

Der Maschinenhersteller Babcock-Borsig in Berlin hat seit einem Jahr ein neues Arbeitszeitmodell für 700 Beschäftigte. Überstunden werden gutgeschrieben. Für eine am Samstag gibt es bis zu 1,25 Gutstunden. Die Überstunden werden abgebummelt; das erzeugt neuen Bedarf. Bei Borsig wird eingestellt. Dazu der Betriebsratsvorsitzende Detlef Lück.

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taz: Bei Borsig werden Überstunden seit einem Jahr nur noch durch Freizeit ausgeglichen. Wie viele neue Leute mußte der Betrieb einstellen?

Detlef Lück: Wir haben durch diese flexible Arbeitszeitregelung alle Auszubildenden übernehmen können. Und wir haben im letzten Jahr außerdem so um die 12 bis 15 Neueinstellungen gehabt. Im letzten Jahr waren gut 34.000 Überstunden aufgelaufen, die dann in Gutstunden umgemünzt wurden.

Viele Metallunternehmen wollen auch in diesem Jahr wieder Jobs abbauen. Wie sieht es bei Borsig 1996 aus?

Wenn ich jetzt die Leute im produktiven Bereich nehme, also nicht jene in Überbaufunktionen, werden wir nach wie vor Mehrarbeit machen müssen. Aufgrund des Gutstundensaldos werden wir mit der Geschäftsführung darüber reden müssen, weitere Einstellungen vorzunehmen.

Andernorts wehren sich die Arbeitgeber dagegen, Überstunden nur noch durch Freizeit abzugelten. Wieso hat Ihre Unternehmensleitung mitgespielt?

Wir können nicht um die 35- Stunden-Woche kämpfen und sie durch Überstunden dann wieder auf 40, 45 Stunden aufbauen. Und wir haben einen Vorstand, der dieses genauso sieht und auch ganz vehement diese Vereinbarung durchziehen will.

Die Beschäftigten müssen durch die Borsig-Vereinbarung ja auch finanzielle Einbußen hinnehmen: Sie bekommen Freizeit statt Geld für die Überstunden.

Zu Anfang war es nicht einfach, allen Kollegen beizubringen, daß ihnen Geld im Portemonnaie fehlt. Der Betriebsrat hat aber auch denjenigen, die es partout nicht einsehen wollten, vor Augen geführt, daß wir ja dreieinhalb bis vier Millionen Arbeitslose haben, und die wären alle froh, wenn sie wenigstens 35 oder 30 Stunden in der Woche arbeiten könnten.

Warum preist die IG Metall Ihr betriebliches Modell nicht als besonders vorbildlich?

Wir hatten am Anfang ziemlich Zoff mit unserer IG-Metall-Verwaltungsstelle wegen der Vereinbarung. Ich werde dem IG-Metall- Vorsitzenden und dem DGB jetzt mal unser Modell zur Einsicht schicken. Ich glaube, das ist bis zu denen gar nicht vorgedrungen. Interview: Barbara Dribbusch

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