Von Beruf Schiedsrichter: „Das hat nichts mit Macht zu tun“
Am Samstag ist letzter Bundesliga-Spieltag. Mittendrin: die Schiedsrichter. Wolfgang Stark, einer der besten, über vermeintliche Arroganz und die Kunst, nicht aufzufallen.
Wolfgang Stark schlüpft aus einer Seitentür der Sparkasse, einem weiß-grauen Neubau zwischen den bunt gestrichenen Häusern der Landshuter Altstadt. Stark trägt einen grauen Anzug, helle Krawatte, glänzende Lederschuhe – wie ein Banker. Nur der Adidas-Rucksack verrät, dass er etwas mit Fußball zu tun hat. Und seine O-Beine. Der 1,90 Meter große Schiedsrichter ist braun gebrannt, um die dunklen, blauen Augen hat er Lachfalten.
sonntaz: Herr Stark, wo steht denn Ihr Auto?
Wolfgang Stark: Mein Auto? Von hier ungefähr drei-, vierhundert Meter weg. In einer Tiefgarage.
Das trauen Sie sich zu sagen.
Ja freilich.
Haben Sie keine Angst, dass es Ihnen jemand zerdeppert?
Nein, überhaupt nicht. Meistens stimmt der Stadionspruch „Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht“ auch nicht. Wir reisen bei den meisten Spielen gar nicht mit dem eigenen Pkw an.
Sind Sie schon bedroht worden?
Es kommen schon mal Drohbriefe rein. Die schmeiß ich aber gleich weg. Meistens erkennt man die ja nach den ersten ein, zwei Sätzen. Das ist ein ernstes Thema, klar. Aber da muss man auch abstufen: Wo ist eine Bedrohung da, und wo will einfach nur jemand unter der Gürtellinie seine Meinung abgeben.
Es gibt eine Facebook-Seite, die heißt: „Wolfgang Stark – hör auf zu pfeifen“. Mit mehr als 2.000 Fans. Wie gehen Sie mit so etwas um?
Ganz einfach, ich schau da gar nicht nach. Dann kann das auch nicht belasten. Ich bin nicht auf Facebook. Ich krieg das vielleicht mal erzählt, von Freunden oder Arbeitskollegen.
Belastet Sie das nicht, weil Sie es ignorieren – oder haben Sie wirklich so eine dicke Haut?
sonntaz
Diesen und viele andere spannende Texte lesen Sie in der sonntaz vom 5./6. Mai. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz
Man braucht schon eine dicke Haut. Sonst kann man den Job gar nicht machen. Bei uns ist es ja anders als bei den Spielern, die irgendwo zurückgezogen leben. Ich geh immer noch zum Bäcker und zum Metzger. Da ist man nicht davor gefeit, auf gewisse Fragen Antwort geben zu müssen.
Kriegen Sie jemals positive Rückmeldungen?
Ja, wir werden schließlich bewertet. Nach jedem Spiel gibt es eine Art Zeugnis. Da wird beurteilt: richtige Entscheidung, Regelkenntnis, Fitness, Auftreten, Persönlichkeit, Umgang mit den Spielern, Zusammenarbeit mit den Assistenten. Am Ende einer Saison gibt es eine Tabelle. Die besten Schiedsrichter steigen auf, die schlechtesten eine Klasse ab. Und ich bin relativ schnell einige Klassen aufgestiegen.
Warum sind Sie überhaupt Schiedsrichter geworden?
Ich habe mit fünf Jahren mit dem Fußballspielen angefangen …
… und Sie waren zu schlecht für eine Fußballkarriere …
Nein, ich war ausnahmsweise nicht zu schlecht. In meinen Jugendjahren hatten wir keinen geprüften Schiedsrichter. Da hat mal ein Betreuer gepfiffen, mal der Vater von einem Spieler. Da war ich oft mit Entscheidungen nicht einverstanden. Eines Tages hab ich mich wieder furchtbar nach einem Spiel aufgeregt. Da hat mein Vater zu mir gesagt: „Mach doch selber die Schiedsrichterprüfung, dann siehst schon, dass das gar nicht so einfach ist.“ Das hab ich gemacht.
Und dann gleich aufgehört mit Spielen?
Der Mann: Wolfgang Stark, 42, ist gelernter Bankkaufmann. Er arbeitet auf einer halben Stelle im Vertriebsmanagement der Sparkasse Landshut. Sein Heimatverein ist der DJK Altdorf – der einzige Verein, von dem Fan zu sein er beteuert. Stark lebt mit Frau und Kind im bayerischen Ergolding.
Der Schiedsrichter: Mit 14 machte Stark die Schiedsrichterprüfung, seit 1997 pfeift er in der 1. Bundesliga. 2010 war er bei der WM in Südafrika. Im selben Jahr ehrte ihn der DFB als „Schiedsrichter des Jahres“ – einige Spieler der 1. Bundesliga wählten ihn damals zum schlechtesten Schiedsrichter. Stark ist für die Europameisterschaft 2012 nominiert.
Nein, ich hab das eine Zeit parallel gemacht, Samstag Spiel, Sonntag Pfeifen oder umgekehrt. Mein Vater war ja selber Schiedsrichter, er hat mir Tipps gegeben, mich zu den Spielen gefahren. Ich hab mit ihm auch mitkommen dürfen und an der Linie gepfiffen. Das hat mir Spaß gemacht. Den Fußball mal von der anderen Seite zu sehen, Verantwortung zu übernehmen. Nicht immer nur schimpfen. Außerdem hat es damals pro Spiel fünf oder sechs Mark gegeben.
Mittlerweile haben Sie ja karrieremäßig ziemlich alles geschafft, WM, Olympische Spiele. Und jetzt kommt die EM.
Champions-League-Finale würde mir auch noch abgehen.
Was war Ihr härtestes Spiel?
Das Halbfinale Real Madrid gegen Barcelona in der Champions League in der letzten Saison. Das war schon im Vorfeld sehr emotional aufgebauscht. Zwei Mannschaften aus demselben Land, die sich nicht riechen können. Erschwerend kam hinzu, dass die innerhalb von drei Wochen vier Mal gegeneinander gespielt haben. Da hat sich vieles aufgestaut. Da die Balance zu finden, das Spiel sauber über die Bühne zu bringen, die Emotionen der Spieler runterzufahren, das war unheimlich anstrengend.
Auch körperlich?
Ja. In dem Spiel habe ich zwischen 2.200 und 2.400 Kalorien verbrannt.
Woher wissen Sie das so genau?
Das zeichnet alles meine Uhr auf. Ich vergleiche dann zum Beispiel, in welcher Spielminute war welche Herzfrequenz. So sehe ich, welcher Belastung ich ausgesetzt war. Entsprechend muss ich mein Trainingsprogramm anpassen. Wir laufen im Spiel zwischen 10 und 12 Kilometer, die Spieler zwischen 10 und 11. Nur sind die Spieler 23, die Schiedsrichter meistens älter. Da wird schon was abverlangt.
Kann es auch mal passieren, dass man so ein Spiel nicht mehr im Griff hat?
Die Gefahr bei solchen Spielen ist groß. Wenn die Spieler nicht mehr darauf achten, was der Schiedsrichter macht, dann läuft es aus dem Ruder.
Wie geht man mit einer Gruppe aufgeputschter Menschen um?
Man darf von Anfang an keine Unruhe aufkommen lassen. Nah dabei sein, sofort eingreifen, sofort dazwischengehen. Die Spieler müssen merken, der Schiedsrichter beobachtet sie. Man muss versuchen, sie runterzuholen. Und dabei selber ruhig bleiben. Da kommt vieles auf die Körpersprache an. Wie die Hand, die rauskommt: Stopp, Moment mal, ruhig bleiben.
Oft wird Schiedsrichtern ja eine Liebe zur Macht unterstellt.
Das ist absoluter Käse. Früher haben sie auch gesagt, der ist Schiedsrichter geworden, weil er zu Hause nichts zu sagen hat. Totaler Blödsinn. Schiedsrichterei hat nichts mit Macht zu tun. Der Schiedsrichter muss schauen, dass das Spiel ordentlich über die Bühne geht. Er muss schon eine Linie vorgeben. Aber er versucht nicht mit aller Gewalt seinen Stempel aufzudrücken, nein, er lässt das Spiel laufen. Ein Schiedsrichter, der nicht auffällt, ist der beste Schiedsrichter.
Sie gelten als arrogant. Oder sogar herrisch: Stark, der Imperator. Sie kommen mir gerade gar nicht so vor.
Ein Schiedsrichter muss nun mal den Regeln Geltung verschaffen. Und da muss man auch mal vielleicht ein kleines bisschen energisch sein, um das durchzusetzen. Da entsteht dann bei vielen der Eindruck, der ist arrogant oder streng.
Ist es für Sie in Ordnung, solch einen Typ zu verkörpern?
Das ist natürlich nicht optimal. Aber die Leute, die das erzählen oder schreiben, die kennen einen ja nicht genau. Die sollten mal mit mir reden.
Auf dem Spielfeld würde Nettsein nicht klappen?
Nicht wirklich. Im Spiel ist man ja selber angespannt. Die Stadionatmosphäre, der Druck, Spieler, die kommen und reklamieren – das prasselt alles auf einen Schiedsrichter ein. Und trotzdem muss man schnell entscheiden. Man kann ja nicht sagen, jetzt bilden wir einen Arbeitskreis und diskutieren, ob diese Entscheidung stimmt oder nicht. Das Spiel muss weiterlaufen. Und wenn ich mich konzentriere, kann ich nicht lachen. Da sind die Gesichtszüge angespannt. Ich denke mir aber, lieber bin ich einmal mehr konzentriert, als wenn ich da mit einem Lächeln rumlaufe, unkonzentriert bin und dadurch Fehler mache.
Trotzdem werden wohl sogar Sie hin und wieder merken: Das war jetzt eine Fehlentscheidung. Was machen Sie dann?
Wenn ich gleich merke, oh, das war jetzt verkehrt, werd ich das mit Sicherheit zurücknehmen. Aber wenn ich als Schiedsrichter eine Entscheidung fälle, geh ich davon aus, dass sie richtig ist. Ich muss meiner Wahrnehmung vertrauen. Meistens weiß ich erst im Nachhinein, ob die Entscheidung richtig oder falsch war.
Wie lernt man, unter Druck so schnell zu entscheiden?
Das kann man trainieren. Zusammen mit dem Schiedsrichter-Beobachter analysieren wir alle Spiele. Bei falschen Entscheidungen fragen wir: Woran hat es gelegen? War das Stellungsspiel verkehrt, hab ich eine falsche Wahrnehmung gehabt, war ich unkonzentriert, abgelenkt? Um das bei den nächsten Spielen besser zu machen.
Und dann – soll man seine Fehlentscheidungen zugeben?
Wenn man in einem Spiel mal danebengelegen hat, bricht sich kein Schiedsrichter einen Zacken aus der Krone, wenn er den Fehler zugibt. Natürlich kann ich das nicht nach jedem Spiel machen. Da verliert man dann irgendwann an Glaubwürdigkeit.
Fällt es Ihnen durch Ihren Job als Schiedsrichter im Privaten leichter, Entscheidungen zu treffen?
In der Familie muss man sich absprechen. Aber in der Sparkasse haben wir schon manchmal Entscheidungsfindungen, die, na ja, länger laufen, als ich will. Da dränge ich schon öfter und sag, so, alle Fakten sind da, jetzt entscheiden wir. Man ist eben irgendwann gewohnt, schnelle, sichere Entscheidungen zu treffen.
Vor einem halben Jahr hat einer Ihrer Schiedsrichterkollegen, Babak Rafati, versucht, sich das Leben zu nehmen. Was geht da in Ihnen vor?
Ich kenne ja den Babak Rafati sehr gut. Der Babak ist ein pfundiger Typ, sagen wir in Bayern. Babak hat immer so den Eindruck erweckt, den kann gar nichts aus der Bahn schmeißen. Er wirkte souverän, stand über den Dingen. Darum hat mich das Ganze ja auch so bewegt. Man kann eben in keinen Menschen reinschauen. Jetzt weiß man auch, dass es schon was mit Schiedsrichterdruck zu tun gehabt hat. Aber es ist irgendwo ja auch eine Krankheit. Ich hoffe, dass er die bewältigen kann.
Haben Sie mit ihm gesprochen?
Ich hab ihm eine Nachricht zukommen lassen: Wenn es bei dir so weit ist, können wir gerne Kontakt aufnehmen.
Seine Rückkehr in die Bundesliga gilt ja als unwahrscheinlich.
Babak ist einer der 22 Bundesliga-Schiedsrichter. Er gehört immer noch zu unserem Kreis mit dazu. Jetzt fällt er halt momentan aus, weil er krank ist. Aber erst wenn er selber sagt, er kann oder will das nicht mehr machen, dann scheidet er aus.
Wie gehen Sie denn mit diesem Druck um?
Es ist wichtig, dass man Bezugspersonen hat – Familie, Freunde, Arbeitskollegen. Aber man muss sich denen auch öffnen. Wir sprechen auch viel unter Kollegen. Man ruft sich an, und sagt: Denk dir nichts dabei, jetzt hast halt mal einen Fehler gemacht, das ist mal passiert, jetzt haut die Presse auf dich rein. Aber lies einfach mal nichts mehr, lass es sacken, schalt aus, in zwei, drei Tagen gibt’s wieder andere Themen. Man versucht einfach, sich gegenseitig aufzubauen.
Wen rufen Sie in solchen Situationen an?
Also, nachdem ich jetzt ja schon einige Jährchen in der Bundesliga bin und eher einer von denen, der schon viel mitgemacht hat, werde doch meistens ich angerufen. Aber ich würde da meinen Vater anrufen. Er ist auch einer meiner größten Kritiker. Selbst wenn ein Spiel optimal läuft, findet der noch was, was ich verbessern kann.
Was sagt Ihr Vater dann?
Wenn ich bei einem Foul das Spiel hab weiterlaufen lassen, wegen Vorteil, dann ermahnt er mich: Denk dran, wenn mal wieder ein Spieler so foult und du lässt Vorteil laufen, dann sprich ihn in der nächsten Spielunterbrechung an. Sag: Ich hab das gesehen, beim nächsten Mal gibt’s einen Freistoß.
Ertappen Sie sich manchmal dabei, dass Sie anders pfeifen, weil die Spieler nerven?
Nein, das muss man total ausblenden. Das gehört zum professionellen Umgang. Natürlich brodelt’s da auch mal innerlich im Schiedsrichter. Aber da muss ich mir auf die Zunge beißen, auch wenn ich explodieren könnte. Das darf ich aber nicht. Die Spieler dürfen das oder die Trainer. Aber nicht die Schiedsrichter.
Klappt das immer mit dem Zusammenreißen?
Meistens. Klar gibt’s Situationen, wo der Schiedsrichter auch mal ein Zeichen setzt. Da kommt dann der Arm raus: Jetzt weg. Da sagen wieder viele, der ist arrogant. Aber die Leute wissen oft gar nicht, was da los ist.
Sie haben es ja nicht nur als Schiedsrichter schwer mit dem Ansehen. Sondern auch als Banker.
Ja, aber ich bin bei der Sparkasse. Das sind keine Banker.
Nicht?
Ich hab zwar den Beruf Bankkaufmann gelernt, aber vom Gesichtspunkt Banker müsste man Sparkassler und Genossenschaftsbanker – Volksbanken, Raiffeisenbanken – ausklammern. Mit Derivaten und Wertpapieren zu handeln, das widerspricht der gesamten Geschäftspolitik von Sparkassen.
Sie würden also nicht zur Deutschen Bank wechseln?
Das müsste man sich überlegen, wenn da später mal ein lukratives Angebot kommen würde.
Aber Sie sind doch sicher auch eine Berühmtheit in der Sparkasse Landshut.
Klar, man ist irgendwie ein Aushängeschild. Viele sagen, so ein kleiner Star. Aber ich seh mich gar nicht so. Ich hab halt jetzt dieses Privileg, von den 80.000 Schiedsrichtern in Deutschland zu den 22 zu gehören, die in der Bundesliga pfeifen. Aber ich hab mir das hart erarbeitet, das ist mir nicht in den Schoß gefallen.
Mehr Disziplin als Talent?
Talent muss ich wohl irgendwo haben, wenn der Vater selber Schiedsrichter war. Aber es ist schon mehr Arbeit. Vier, fünf Trainingseinheiten in der Woche muss ich machen. Und ich hab ja auch noch einen Beruf. Wegen der Schiedsrichterei müssen viele ihre Arbeitszeit reduzieren. Ich auch. Dadurch haben wir ohnehin schon brutale Einschnitte. Man verzichtet massiv auf Gehaltserhöhungen und ein berufliches Weiterkommen.
Da erleben Sie jetzt das, was sonst vor allem Frauen trifft, wenn sie ihre Kinder betreuen.
Bei uns ist es nicht ganz so extrem wie bei den Frauen. Aber ja. Man hat Einschnitte. Das muss man alles abwägen.
Wären Sie in der Bank gern weitergekommen?
Zu gewissen Zeitpunkten hab ich mich schon gefragt: Hast dir das unbedingt antun müssen? Wir Schiedsrichter hoffen halt, dass wir irgendwann mit einem Grundgehalt eine Absicherung kriegen. So wie unsere Kollegen in Europa auch. Der Blatter, der Fifa-Präsident, hat mal gesagt: Wenn es Deutschland nicht schafft, einen Profi-Schiedsrichter einzuführen, dann ist bei der nächsten WM kein Schiedsrichter aus Deutschland mehr dabei. Der DFB muss da also was machen.
Aber so schlecht wird Ihr Verdienst als Schiedsrichter auch nicht sein?
Na, die Schiedsrichtergehälter sind nicht gerade üppig. In der ersten Bundesliga gibt es 3.600 Euro brutto pro Spiel. Davon müssen wir die Überprüfungen beim Arzt, Physiotherapie, die Trainer, alles, was der Spieler vom Verein kriegt, selbst bezahlen. Und passt die Leistung nicht oder hat man eine Verletzung, ist man schnell weg. Die Altersgrenze ist 47, international 45. Danach muss ich ja auch noch irgendwas machen. Es ist ja nicht wie bei den Spielern, dass ich ein Konto mit zwei Millionen hab, wenn ich als Schiedsrichter aufhöre.
Dennoch gibt es einige, die gerne Schiedsrichter sein wollen.
Gerade haben wir enorme Probleme, Nachwuchs zu finden. Wir haben in der nächsten Saison in Bayern zum ersten Mal nicht mehr genug Schiedsrichter für die untersten Klassen. Der Druck auf die Schiedsrichter hat in den letzten Jahren eben zugenommen.
Was heißt das?
Mein Vater, der ja der Chef der bayerischen Schiedsrichter ist, fragte kürzlich: „Wie soll ich der Mutter von einem 15-jährigen Schiedsrichter erklären, warum der am Wochenende regelmäßig beschimpft und bepöbelt wird?“ Die steht doch am Spielfeld und sagt, du pfeifst mir kein Spiel mehr. Klar, dass der dann am nächsten Samstag lieber an den Baggerweiher fährt. Und dann haben wir keine Leute mehr. Aber wenn keine Schiedsrichter mehr da sind, wer soll dann die Spiele leiten?
Wir sollten also unsere Schiedsrichter besser behandeln?
Ja, es braucht einen respektvolleren Umgang mit den Leuten, die ihre Zeit opfern, damit 22 andere dieses schöne Hobby Fußball ausleben können. Und man darf nicht vergessen: Klar ist das bitter, wenn ich mal durch eine Fehlentscheidung verliere. Aber wie oft schießt ein Stürmer vorbei? Da sagt auch keiner was!
■ 31, sonntaz-Autorin, hat einmal durch einen Schiedsrichterfehler ein Spiel verloren. Sie ist aber nicht mehr böse.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachtcafé für Obdachlose
Störende Armut
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!