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Vom Puff in den Knast

■ Kiezgrößen nach Mammutverfahren zu Haftstrafen verurteilt

Der in der Hamburger Rotlichtszene als „Albaner-Willi“ bekannte Chef sämtlicher Bordelle an der Süderstraße wurde gestern vom Landgericht zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten unter anderem wegen Zuhälterei verurteilt. Sein Bruder (29) muss ebenfalls wegen Förderung der Prostitution und Zuhälterei vier Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Ihm wurden außerdem rund 25.000 Mark Strafe auferlegt. In dem ein Jahr dauernden Mammut-Verfahren hatten die beiden Brüder die Vorwürfe zum Schluss gestanden.

Ursprünglich waren noch vier weitere Männer angeklagt, die in den Bordellen als Zuhälter und Geschäftsführer gearbeitet hatten. Sie legten aber sofort Geständnisse ab und wurden bereits im Juli vergangenen Jahres zu Haftstrafen zwischen zwei Jahren auf Bewährung und viereinhalb Jahren sowie Geldstrafen verurteilt.

Der Mazedonier soll gemeinsam mit seinem Bruder als Stellvertreter die Arbeitsmodalitäten von rund 300 Prostituierten bestimmt haben. Zwischen 1994 und 1997 mietete er bis auf eines alle Bordelle im Bereich der Süderstraße an. Die Frauen mussten sechs Tage in der Woche auch auf dem Straßenstrich arbeiten und dafür täglich bis zu 160 Mark zahlen. Außerdem kostete das Zimmer pro halbe Stunde etwa 20 Mark.

„Dadurch bildeten sich häufig hohe Blockschulden, wodurch die Frauen in Abhängigkeit gehalten wurden“, sagte der Richter in der Urteilsbegründung. Der 34-Jährige war bei einer Razzia im Juli 1999 festgenommen worden. Damals waren 19 Wohnungen und 8 Bordelle durchsucht worden. „Albaner Willi“ hatte gerade 75.000 Mark in bar in Empfang genommen, als die Einsatzkräfte „einflogen“.

Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte bei ihm, seinem Bruder und dem Vater zehn Luxus-Autos und rund drei Millionen Mark. Es wird vermutet, dass „Albaner- Willi“ sich nach Mazedonien absetzen wollte. lno

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