MIT GROSSFUSIONEN AUF DU UND DU: Volvo stärkt sich
Lebensmittelkonzern Procordia soll Bilanzen bessern ■ Aus Stockholm R. Wolff
Der schwedische Autokonzern Volvo, Skandinaviens größtes Industrieunternehmen, geht mit dem halbstaatlichen Mischkonzern Procordia zusammen. Das, was am Samstag von den Vorstandsvorsitzenden beider Konzerne bekanntgegeben wurde, ist nicht nur nach skandinavischen Maßstäben eine Elefantenhochzeit. Mit zusammen 105.000 Beschäftigten und einem addierten Jahresumsatz von über 130 Milliarden Kronen (rund 38 Milliarden Mark) schiebt sich der neue Konzern, der den Namen Volvo tragen wird, auch europaweit in die Spitzengruppe der größten Unternehmen.
Was auf den ersten Blick wie ein Verkauf von Volvo an Procordia aussieht — börsentechnisch kauft Procordia die Volvo-Aktien auf und tauscht sie gegen Aktien des neuen Konzerns — stärkt tatsächlich die sowieso schon übergroße Stellung Volvos in Skandinavien. Bisher gehörte Procordia bereits zu 40 Prozent Volvo, der schon lange kein reiner Autokonzern mehr ist. Volvo macht Geschäfte mit Öl und Energie, ist an Bau- und Grundstücksfirmen beteiligt, mischt im Versicherungs- und Investmentgeschäft mit.
In die Röhre schaut zunächst Schwedens bürgerliche Regierung. Procordia gehörte zu 34 Prozent dem Staat. In den ehrgeizigen Entstaatlichungsplänen der Regierung sollte Procordia besonders viel Geld in die Staatskasse bringen. Der Mischkonzern, der vor allem auf dem Lebensmittel- und Arzneimarkt engagiert ist, ist nämlich kerngesund. Die Regierung wollte das Privatisierungs-Filetstück aufteilen und international meistbietend verscherbeln; Pläne, die auch den Großaktionär Volvo, dem es lange nicht so gut geht wie Procordia, beunruhigen mußten. Mit dem überraschenden Schachzug ist der Anteil des Staates rechnerisch auf 25 Prozent gesunken; das Geschäft ist für potentielle Käufer im Rahmen der Reprivatisierung über Nacht deutlich uninteressanter geworden.
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