Volleyball-Topchecker VfB Friedrichshafen: Selbstverständliche Siege
Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen sind wieder mal auf dem besten Weg Richtung Titelgewinn. Finalgegner SCC Berlin kann einfach nicht mithalten.
Nach der Partie war viel von Respekt die Rede. Trainer Stelian Moculescu wehrte sich am Dienstagabend vehement gegen den nahe liegenden Schluss, der souveräne 3:0-Erfolg seines Teams in Berlin käme einer Vorentscheidung in der Finalserie um die Deutsche Meisterschaft gleich. Dabei muss der VfB Friedrichshafen nach zwei Siegen nun nur noch einmal gegen den SCC Berlin gewinnen, spielt zudem am Samstag zu Hause. Moculescu betonte jedoch: "Dem Gegner gebührt Respekt."
Beim SCC Berlin vermied man es, nach der klaren Dreisatzniederlage (22:25, 22:25, 17:25) noch über Chancen zu spekulieren. Manager Kaweh Niroomand versprach lediglich, dass man sich nicht hängen lassen werde. "Dem Meisterschaftsfinale gebührt Respekt", sagte er. Auch SCC-Trainer Michael Warm scheint es nur noch um das Wahren des Anstands zu gehen. "Wir können kämpfen, wir können aufstehen, aber Wunder können wir keine vollbringen."
Vor der Partie hatte Warm noch erklärt, dass angesichts der starken Leistung seiner Mannschaft bei der 2:3-Niederlage in Friedrichshafen die Meisterschaft ein ernsthaftes Ziel sei. Zwar war auch aus diesen Worten die Ehrfurcht vor der Übermacht am Bodensee herauszuhören, die in den letzten elf Jahren 19 von 22 möglichen nationalen Titel gewann. Immerhin wurde erstmals die Konkurrenzfähigkeit postuliert. Dafür forderte Warm vom eigenen Team nichts weiter als einen ans Optimum grenzenden Auftritt ein.
Der Traum vom grandiosen Spiel zerplatzte endgültig im zweiten Satz, als die Berliner mit 13:12 in Führung lagen. SCC-Spieler Sebastian Prüsener kam nach einem Sprung mit seinem linken Fuß auf dem Schuh eines Teamkollegen auf und knickte weg. Das Publikum und die Spieler wandten sich entsetzt ab. Der Fuß stand quer zu seiner anatomischen Normalstellung. Der Knöchel war gebrochen, die Bänder gerissen.
Nachdem Dirk Westphal bereits vor der Partie wegen einer Grippe abgesagt hatte, mussten die Charlottenburger nun gegen eines der aufschlagstärksten Teams in Europa ohne ihre beiden besten Annahmespieler auskommen. "Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, dass sie von da an nicht mehr an sich geglaubt hat."
Und auch sein Gegenüber Moculescu räumte ein, dass der Ausfall von Prüsener die Aufgabe für seine Feldspieler wesentlich vereinfacht habe. Dennoch seien nun keine unüberbrückbaren Unterschiede zwischen den Finalgegnern entstanden. Moculescu reagiert genervt, wenn man ihn auf die Sonderstellung von Friedrichshafen im deutschen Volleyball anspricht.
"Ich kann keine großen Unterschiede zwischen den Berlinern und uns erkennen", sagte er. Dass die Süddeutschen über den fast dreifachen Etat verfügen, hält der 57-Jährige scheinbar für sekundär. Ihn dürstet es nach mehr Anerkennung. Die Erfolge seiner Mannschaft werden mittlerweile als selbstverständlich erachtet. Mit dem Respekt, den Moculescu für die Gegner einfordert, möchte er auch seine Arbeit aufgewertet wissen. Als ein Journalist bemerkte, der VfB habe sich wieder einmal zum Saisonende steigern können, bestätigte er dies eifrig. In seinen Augen war grenzenlose Dankbarkeit zu sehen.
Ansonsten protestierte Moculescu, der auch das Amt des Bundestrainers innehat, am Rande des Spiels mit Verve gegen die Pläne des Weltverbandspräsidenten Rubén Acosta, künftig jedem Klub nur noch zwei ausländische Spieler auf dem Feld zu gestatten. Diese qualitative Selbstbeschneidung würde dem deutschen Volleyball schaden, sagte Moculescu, weil die Spieler nicht mehr gefordert würden. Man dürfe das Rad nicht zurückdrehen. Und er fügte lakonisch hinzu: "Natürlich können wir wieder wie früher mit Studenten trainieren, die nur nachmittags Zeit haben. Abends gehen wir dann Bier trinken. Das war auch schön."
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