piwik no script img

Volley-Worldleague in BerlinFast schon Weltklasse

Das deutsche Volleyball-Nationalteam verliert in der Max-Schmeling-Halle gegen Russland - macht aber dennoch eine gute Figur.

Eigentlich wissen die deutschen Volleyballer nicht so richtig, was sie von den beiden Worldleague-Spielen gegen Russland halten sollen. Mit 2:3 und 1:3 gingen zwar die Spiele am Donnerstag und am Freitag in der Max-Schmeling-Halle beide verloren, doch das Team des Deutschen Volleyball-Verbands (DVV) brachte insgesamt eine gute Leistung. So ist man hin und her gerissen zwischen Stolz und Enttäuschung. Das russische Weltklasseteam konnte zwar geärgert, aber nicht zu Fall gebracht werden.

"Wir waren in allen Sätzen dran. Das ist schon etwas frustrierend, trotzdem zu verlieren", erklärte Kapitän Robert Kromm. Der 27-Jährige hatte in Berlin seine Volleyballkarriere begonnen, spielt aber mittlerweile im finanziell lukrativen Italien - wie viele Nationalmannschaftskollegen. 9 der 14 Spieler haben irgendwann einmal in einem Berliner Team gespielt. So waren die Spiele in der Schmeling-Halle auch ein kleiner Trip in die Vergangenheit, und so mancher Spieler freute sich über familiäre Unterstützung im Publikum.

Vielleicht war das für einige ein echter Motivationsschub. Denn besonders in der ersten Partie spielten die Deutschen teilweise auf Augenhöhe mit der Nummer zwei in der Welt. "Phasenweise haben wir unser bisher bestes Volleyball gegen ein Weltklasseteam gespielt", fand Bundestrainer Raúl Lozano. Trotzdem lautet die Erkenntnis: Zur Weltspitze fehlt noch etwas. "Vor allem die Konstanz", glaubt Russland-Legionär Jochen Schöps. Die Deutschen leisteten sich zu viele Fehler und ließen manchmal Cleverness vermissen. "Gegen Weltklasseteams wird das sofort bestraft", so Schöps. "Wir müssen auch an unserer mentalen Stärke arbeiten und vielleicht weniger Respekt haben", fordert deshalb Kromm. Denn "eigentlich fehlt nicht viel", glaubt er.

Eine mögliche Finalteilnahme in der Worldleague ist mit den beiden Niederlagen vom Tisch. Während die Russen weiterhin ungeschlagen bleiben, haben die Deutschen keine Chance mehr auf das Erreichen der Finalrunde. Und so richtet sich der Fokus schon auf das übernächste Ereignis: die EM im September in Österreich und Tschechien. "Da müssen wir unser bestes Volleyball spielen", fordert Lozano. Der Argentinier betreut seit 2009 das DVV-Team und sieht sein Team, trotz des Scheiterns, auf einem guten Weg. "In den letzten Jahren haben wir den Abstand zur Weltspitze verkürzt", sagt er.

Im kommenden Jahr macht das DVV-Team erneut in Berlin Station, wenn im Sommer die Olympia-Qualifikation in der Max-Schmeling-Halle gespielt wird. Die wohl allerletzte Chance für das DVV-Team, um in London 2012 dabei zu sein. Zuletzt konnte man sich 2008 in Peking wieder einmal für Olympia qualifizieren. In Berlin hofft man auf die Unterstützung des Publikums. Schon gegen Russland war sie lautstark. "Das hat uns richtig gepusht", freute sich Kromm. An beiden Abenden kamen je 3.750 Zuschauer, Berlin konnte seinen Ruf als Volleyballstadt bestätigen. Die Vorfreude ist deshalb schon da. "Es ist immer schön hier zu spielen. Die Atmosphäre war richtig geil", so Schöps.

Und vielleicht wird dann ein Spieler zum Zuge kommen, der gegen Russland zuschauen musste: Mittelblocker Ricardo Galandi vom SC Charlottenburg. Dem 22-Jährigen soll die Zukunft gehören. Zumindest, wenn es nach Lozano geht. "Ihm gehört die Zukunft. In ein bis zwei Jahren wird er auf dem Feld stehen. Er hat glänzende Perspektiven", so der Trainer. So wird 2012 vielleicht ein in Berlin Aktiver auf dem Feld stehen - und nicht nur lauter Exberliner.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!