: Volkszählungsbögen von 1983 im Altpapier–Container gelandet
■ Taz–Leser findet in Varel komplett ausgefüllte Gebäudeerhebungsbögen und Listen von Hausbesitzern im Müll / Die Behörden behaupten, daß die Akten längst vernichtet seien
Bremen (taz) - Nur eineinhalb Monate vor der geplanten Volkszählung am 25. Mai ist in Varel bei Wilhelmshaven eine Volkszählermappe von 1983 in einem Müllcontainer gefunden worden. Der Bremer taz–Redaktion wurde die Mappe von einem Leser übergeben. Er hatte sie in einem Altpapiercontainer, der vor der Karto nagenfabrik stand, die mit der Vernichtung der Akten beauftragt worden war, entdeckt. Sie enthält komplett ausgefüllte Gebäudeerhebungsbögen, Listen von Hausbesitzern nach Name, Straße und Geburtstag aufgeschlüsselt, eine wahre Freude also für professionelle Adressensammler. Frau Eckert von der Meldestelle in Varel, die in der „Zählbezirksmappe“ als Verantwortliche angegeben ist, erklärte gegenüber der taz, die Mappen seien damals, als der erste Anlauf der Volkszählung gerichtlich angefochten wurde, eingesammelt und vernichtet worden. Dies sei „aktenkundig“. Wie die Akten dennoch unter die Leute kommen konnten, blieb für Frau Eckert rätselhaft. Die Erklärung allerdings ist einfach und banal. Wie mit allen halbleeren Containern verfuhr eine Kartonagenfabrik auch im Fall des „Volkszählungscontainers“: Er wurde auf die Straße geschoben, um so zusätzlich Altpapier von Passanten zu sammeln. Die Kartonagen–Fabrik, die auch Akten anderer Stellen vernichtet, ist mit einem ähnlichen Fall ins Gerede gekommen. Im einem Graben nahe der Firma fanden kürzlich Ortsbewohner mehrere Gerichtsakten aus dem Keller eines Anwalts. Seitdem beschäftigt der Fall die Anwaltskammer der Region. sevy
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