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Volksentscheid "Pro Reli" in Berlin gescheitertUnglaubliche Schlappe für Gott

Volksentscheid "Pro Reli" ist gescheitert. Nur 48 Prozent votieren für Religion als Wahlpflichtffach an Berliner Schulen.

Wahllokal, nur zur Hälfte gefüllt Bild: dpa

Der Volksentscheid zur Aufwertung des freiwilligen Religionsunterrichts in Berlin ist am Sonntag klar gescheitert. Nach dem vorläufigen Endergebnis, das nach Auszählung aller Stimmen vom Landeswahlleiter im Internet veröffentlicht wurde, votierte nur eine Minderheit von 48,5 Prozent der abstimmenden Berliner oder 14,2 Prozent aller Wahlberechtigten für den Gesetzentwurf der Initiative "Pro Reli". Nötig waren aber eine Mehrheit bei den Abstimmenden und gleichzeitig mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten. Insgesamt hatten sich nur jedoch 29,2 Prozent an der Abstimmung beteiligt.

Offizielle Ergebnis

Das offizielle Ergebnis findet sich unter www.wahlen-berlin.de.

Die von den Kirchen unterstützte Initiative Pro Reli wollte erreichen, dass sich die Schüler künftig zwischen Religion und Ethik entscheiden müssen. Nun bleibt Ethik ein Pflichtfach, Religion ein freiwilliges Angebot.

Das Ergebnis des Volksentscheids traf bei Politikern, Kirchen und Verbänden auf ein unterschiedliches Echo. Während es der Berliner Senat und die ihn tragenden Parteien SPD und "Die Linke" als Bestätigung ihrer Position werteten, zeigten sich die Initiative "Pro Reli", die Berliner Bischöfe, aber auch CDU und FDP enttäuscht.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) begrüßte das Ergebnis und verwies auf die geringe Zustimmung von rund 14 Prozent für "Pro Reli" unter allen wahlberechtigten Bürgern. "Das ist ein eindeutiges Votum für die bisherige Regelung und bestätigt den gemeinsamen Werteunterricht im Fach Ethik."

Ungeachtet der heftigen Auseinandersetzungen stehe der Senat weiter zur Förderung des freiwilligen Religionsunterrichts." Auch sei er nach wie vor an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Kirchen interessiert, so Wowereit.

"Natürlich bin ich enttäuscht", sagte hingegen der Vorsitzende des Initiative "Pro Reli", Christoph Lehmann. Der Volksentscheid sei aber nicht umsonst gewesen, sondern habe eine interessante Diskussion angestoßen. Allerdings stimme ihn die große Spaltung nachdenklich, wie sie sich im unterschiedlichen Ergebnis von West- und Ostbezirken dokumentiere. Lehmann appellierte an die SPD, für Kompromisse offen zu sein. dpa, epd, taz

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66 Kommentare

 / 
  • B
    ben

    @kvwupp:

    Aus welchem Grund sollte Deiner Meinung nach im Zentrum eines Ethik-Unterrichts der Vergleich von Religionen im Vorder-Grund stehen?

    So wie ich das verstanden habe, geht es in dem Schul-Fach um die Vermittlung von Werten wie Toleranz und dem Verstaendnis-vollen Umgang mit einander. Diese sind zwar auch hoch gehaltene Schlag-Worte mancher Religions-Gemeinschaften, doch besuchen in den Laendern in denen die Wahl zwischen 'Religion' und 'Ethik' besteht, die Schueler das Fach oft eben aus dem Grund, dass es sich mit den Werten auseinder setzt, ohne sie auf Glaubens-Grundsaetze stuetzen zu muessen.

    Ich halte es auch fuer sinnvoll, Allgemein-Wissen ueber die Religions-Gemeinschaften zu lehren, aber nicht als zentralen Punkt des Unterrichts. Ein Ueberblick sollte genuegen.

    Fuer viel wichtiger halte ich einen lehrreichen Excurs ueber Beispiele aus der Vergangenheit und Gegenwart, wo ein gemeinschaftliches Miteinander das Leben jedes Einzelnen und der gesammten Gesellschaft vereinfacht und wo das Gegenteil es erschwert.

  • V
    vic

    Glückwunsch Berlin!

    Und wer denkt, Jauch wäre von irgendwas überzeugt wofür er wirbt, der irrt.

    Der wirbt für alles was Geld bringt.

    Für Pro-Reli war die Kohle in diesem Fall rausgeschmissen. Dafür hätten sie mal besser eine Bibelschule gebaut, analog zur Koranschule der moslemischen Glaubensbrüder und Schwestern.

    Denn da gehört er hin, ihr Unterricht. Private Einrichtungen, privat finanziert.

    Ihr Scheinheiligen, lasst Kinder mit eurer verbohrten Ideologie zufrieden.

  • K
    kvwupp

    Ich bin formal gesehen konfessionslos und stelle mir im Idealfall einen Ethik-, aber auch einen Religionsunterricht ungefähr so vor: Es müssten alle großen theistischen (Judentum, Christentum, Islam) und nicht-theistischen Weltreligionen (Buddhismus, Hinduismus) und auch Naturreligionen erläutert werden. Es sollte ihre Entstehungsgeschichte vorgestellt und mit Erklärungen über die grundlegenden Konzepte der jeweiligen Religionen, sowie über das zu ihnen gehörige Welt- und Menschenbild verbunden werden.

     

    Staatliche Schulen sollten ein möglichst breites Allgemeinwissen vermitteln. Ein fundiertes Wissen über die Grundkonzepte und die Philosophie von allen theistischen und nicht-theistischen Weltreligionen gehört für mich dazu. Das setzt aber voraus, das diese Konzepte so neutral wie möglich vermittelt werden, d. h. dass nicht ein Konzept als ein Überlegenes dargestellt wird, lediglich aus dem Grunde, da der betreffende Lehrer in seinen Studium (weil konfessionsgebunden) fast ausschließlich darüber Wissen vermittelt bekommen hat.

     

    An staatlichen Schulen sollte doch das Wissen über die von mir oben aufgeführten Religionen ohne Prioritäten für die eine oder die andere gelehrt werden. Ich betrachte es als eine Frage der Allgemeinbildung, wenn ein Kind an einer staatlichen Schule diese Konzepte lernt und erklärt bekommt, wie es sich in einer Synagoge, Kirche, Moschee, buddhistischem Tempel etc. oder in einer jüdischen, christlichen, moslemischen, buddhistischen etc. Familie zu benehmen hat, ohne die Mitglieder der Familie - ohne es zu wollen - vor den Kopf zu stoßen.

  • CD
    Carl der alte Brigadier

    Verstand sei dank ist dieser gruselige Spuk hoffentlich ein für alle Male vorbei.

     

    Die Pro-Reli-Vertreter, allen voran Mr. Million Günther Jauch, der wie der Kandidat einer Inquisitions-Partei von den Plakatwänden grimmte, machten auf mich den Eindruck, als seien sie aus den Grüften der Dark Ages, des frühen Mittelalters, wieder aufgetaucht, um die Errungenschaften der Aufklärung auf dem Scheiterhaufen ihres Konfessionswahns zu verbrennen.

     

    Der einzige Weg zur Vermittlung von und zur Verständigung über menschliche Werte, das sei Bischof Huber ins Stammbuch geschrieben, führt über den integrativen Ethikunterricht, nicht über Segregation und Gettoisierung.

     

    Möge das Berliner Beispiel in ganz Europa Schule machen!

  • RM
    Reiner Moysich

    Ethik-Unterricht nun auch in ganz Deutschland!

     

     

    Ich gratuliere den Berlinern, die mit ihrer Abstimmung sich sehr klar dagegen ausgesprochen haben, dass Religionsunterricht in öffentlichen Schulen mit dem Fach Ethik auf eine Stufe gestellt wird.

     

    Nun sollten weitere mutige Schritte folgen, damit Deutschland endlich ein wirklich neuzeitlicher gerechter und sozialer Staat wird, in dem mittelalterliches Denken mit extrem ungerechten Religionsprivilegien keinen Platz mehr findet:

    1. Angesichts der erfreulicherweise immer mehr multikulturellen Gesellschaft soll es in ganz Deutschland von der ersten Klasse an das Frieden und Integration schaffende Pflichtfach Ethik geben.

    2. Da Religion eindeutig nur Privatsache ist und sein darf, soll Religionsunterricht nur noch in religionseigenen Räumlichkeiten angeboten werden dürfen; allerdings natürlich nur dann, wenn die Veranstalter sehr deutlich auf jeglichen Absolutheitsanspruch verzichten - zurzeit bestehen die drei monotheistischen Religionen Islam, Christen- und Judentum erschreckender Weise noch immer jeweils auf dem gleichen massiv Kriegs fördernden Anspruch, die allein wahre und gültige Religion zu sein und als solche anerkannt zu werden.

    Die Lehre aus der Nazizeit sollte doch eigentlich sein, dass Ideologien mit Absolutheitsansprüchen in Deutschland nie mehr geduldet werden!

  • C
    Chris

    Im Unterrichtsfach "Ethik" werden ja dieselben Werte vermittelt wie auch im in Unterrichtsfach "Religion".

    Es geht doch um die Werte und nicht um Bibelgeschichten und die vermittlung Angst & Mitgefühl, das uns schwächt und aufsaugt.

    Pro Lebensfreude.

  • T
    Tunnelbeleuchtung

    "Insgesamt hatte sich nur jedoch 29,2 Prozent an der Abstimmung beteiligt."[...]

    "Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) begrüßte das Ergebnis und verwies auf die geringe Zustimmung von rund 14 Prozent für "Pro Reli" unter allen wahlberechtigten Bürgern."

     

    Hier dürfen sich alle Gegner des Christentums (und in geringerem Maße anderer Religionen) schön gegenseitig auf die Schulter klopfen und erleichtert aufatmen. Oder sollte das eher heissen : besorgniserregend geringe Beteiligung der ,,Anti Reli" eingestellten Bevölkerung Berlins, die offenbar einen Anteil von 86% ausmacht?? Solch ein gequirlter Blödsinn.

     

    Allen denen, die so gerne die katholische Kirche verdammen, weil sie so schlimme Dinge wie die Kreuzzüge verursacht hat: wer weiß, ob Sie nicht heute Kopftuch tragend in einem Gottesstaat leben würden und Kinder gehängt werden (http://glbt-news.israel-live.de/islam/iran.htm). Der Islam hatte sich schon bis nach Spanien ausgebreitet!

     

    An die Polarisierer: das soll jetzt aber auch nicht heissen, daß die Kreuzzüge vom wirklichen christlichen Standpunkt aus vertretbar waren!

  • SP
    schwarzer peter

    Religion ist das Opium des Volkes. Wird Zeit dass die Schulen mal endlich zu Drogenfreien-Zonen gemacht werden. ;-)

  • RF
    Rolf Fen

    Guten Tag!

    Eure Ueberschriften werden auch immer Niveauloser.

    Uebrigens: Gott hat auch gegen Pro Reli gestimmt.

    rolf

  • BW
    be. wa.

    "... Schlappe für Gott"

     

    Was ist das denn für eine dumme Überschrift?

     

    Ist da jmd. davon ausgegangen, 'Gott' sei auf Seiten von "ProReli"?

     

    Weshalb sollte das so sein?

     

    Diese Annahme ist ähnlich dumm wie die von vielen "ProReli" Anhängern!

  • TB
    Thomas Brandt

    HÄ?

    Was soll denn diese blöde Überschrift?

    Die Abstimmung ist eine Schlappe für die Kirchen.

    Aber was bitte, hat denn Gott mit den Kirchen zu tun?

  • M
    monsterchen

    "Unglaubliche Schlappe für Gott"

     

    NÖ!

     

    ...aber eine unglaubliche Schlappe für BILD und den Springerkonzern und das in Berlin schon zum zweiten mal!

    Auch die Tempelhof Bild Kampagne hat nicht den gewünschten Erfolg gehabt.

    Da wird ein Herr Dieckmann wohl bei Angie im CDU Hauptquartier-Vorzimmer zum Rapport antreten müssen wie das sein kann.

  • TT
    Tapsi Toertel

    Wenn Zwangsethik genauso intensiv die Wertelosigkeit fördert, wie die "solidarische" Gesellschaft des Ostens Neid und Mißgunst gefördert hat: Dann gute Nacht !

  • DK
    Doktor Kolossos

    Wenn Ethik auch in den Lehrplan der christlichen Religionslehre integriert ist (wie das an meiner Schule der Fall war), könnte man die Leute zwischen Ethik und Religion wählen lassen, damit die Religionsinteressierten nicht mehr Stunden als die Anderen "sitzen" müssen.

    Auch für Menschen, die in voller Freiheit sich religiös zu orientieren aufgewachsen sind, kann der Religionsunterricht durchaus sinnvoll sein, auch wenn der Horizont des Letzteren nur auf das Christentum beschränkt ist. Schließlich gibt es in unserer Gesellschaft immer noch viele Christen; zu wissen, was die "zehn Gebote" sind, was die Bergpredigt, was Hiob für Botschaften gebracht werden und woher der Ausdruck "Perlen vor die Säue" oder "eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr..." kommt gehört nach meinem Empfinden zum Allgemeinwissen in Europa.

    Gerade für Atheisten wie mich war in meiner Glaubensfindung die Auseinandersetzung mit der christlichen Lehre von fundamentaler Bedeutung. Wie kann man für sich selbst das Thema "Gott und die Bibel" ad acta legen, ohne verstanden zu haben, warum Andere daran glauben? Wie soll man als Atheist Andersgläubige respektieren lernen?

     

    Das Wichtige für mich ist: Religionsunterricht gehört in die Sekundarstufe. In der Grundschule DARF den Kindern nicht von Leitfiguren vorgemacht werden, da oben sei Gott, ob sie es wollen oder nicht. Das ist ein Eingriff in die freie Entfaltung! Deshalb: Reli erst, wenn eine gewisse Universalskepsis im jungen Gemüt gereift ist! Das sind wir Kant (und vielen, vieeelen Opfern der katholischen Kirche) schuldig!

  • ST
    S. Thiesen

    "Wirklichkeit sit das, was nicht verschwindet, wenn man aufhhört, daran zu glauben" (Philip K. Dick).

     

    Interessant ist: es gibt viele sehr, sehr wichtige Themen, bei denen kaum Kommentare zu finden sind. Zu diesem Thema gibt es dutzende. Irgendwer meinte einmal: "Wenn Du nicht bereit bist zu streiten, rede nicht über Religion."

     

    Da Religion nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, darf sie keinen Einfluss haben auf politische Entscheidungen. Die Mehrzahl der Religionen sind bereits in sich dermaßen widersprüchlich, daß es nicht erlaubt werden darf, sie zur Grundlage weitgehender Entscheidungen zu machen. Selbst innerhalb einer Religionsgemeinschaft ist man sich selten einig, wie die angeblich gottbefohlenen Regeln ausgelegt werden sollen. Religion hat in den eigenen vier Wänden zu bleiben. In meinen Augen darf auch die Religionsfreiheit nicht für Religionen gelten, die mit allen Mitteln gegen die Religionsfreiheit antreten. Streng genommen lässt sich nämlich argumentieren, daß solche Religionen verfassungsfreindlich sind. Zumindest die Buchreligionen sind immanent intolerant und lehren großenteils Dinge, die kreative kulturelle Schöpfungen sind, die außerhalb menschlicher Vorstellung nicht existieren. Religion ist für die Mehrzahl der Menschen entweder eine Sache der Gewohnheit (man ist halt damit aufgewachsen), oder das Äquivalent eines Kuscheltiers für Kinder. Der verzweifelte Versuch etwas Geborgenheit in einer kalten Welt zu finden.

     

    Übrigens finde ich es schon iritierend, daß meiner Tochter im Kindergarten die christliche Schöpfungsgeschichte als Wahrheit verkauft wird. Plötzlich muß sich meine Version (ich bin Astrophysiker) gegenüber der Kindergartenversion rechtfertigen. Und man darf nix sagen, weil jemandes "religiöse Gefühle" verletzt werden könnten. Wer fragt nach meinen wissenschaftlichen Gefühlen?

     

    Das eigentlich interessante Ergebnis dieses Entscheides aber ist die Wahlbeteiligung. Ganz offensichtlich ist der überwiegenden Mehrheit der Bürger das Thema SCHNURZEGAL. Was nicht gut ist. Die Welt wird zu leicht Spinnern, Ideologen und religiösen Fanatikern überlassen. Das gilt für jede Richtung.

  • D
    DiversityAndEquality

    Höchsterfreulich, dass wenigstens die (Ost-) Berliner das verteidigt haben, was in jeder anderen westlichen Demokratie eine pure Selbstverständlichkeit ist: Dass religiöse Gehirnwäsche nichts an öffentlichen Schulen verloren hat. Auch Deutschland sollte im 21. Jahrhundert allmählich das gesellschaftspolitische Mittelalter hinter sich lassen und sich zu einer aufgeklärten, freien, emanzipierten Gesellschaft entwickeln. Junge Menschen brauchen keine religiöse Indoktrination, sondern die Vermittlung einer neue Kultur des Respekts vor der menschlichen Vielfalt fernab aller Xenophobien, wie sie gerade von Religion und Kirche immer wieder befördert werden.

  • AB
    alles beim Alten

    Das Ergebnis heißt also Ethik für alle. Und die TAZ titelt mit einer Schlagzeile, die sie auf das gleiche Niveau mit Bild, Kurier und BZ stellt.

     

    Was die Folgen sind, ist nicht abschätzbar. Da die fundamentalistischen Glaubensgemeinschaften sich gegen pro-Reli engagiert haben, werden sie sicherlich zu den Gewinnern der Entscheidung gehören. Ich denke, "Adam Potocki" und "Helge" treffen mit ihren Aussagen den Kern des Problems.

     

    Was mich aber mindestens genauso erschreckt hat, ist die Tatsache, dass ein Flughafen mehr Leute in die Abstimmungslokale zieht, als die Mitbestimmung über den Inhalt des Schulunterrichts.

    Das !!! sollte uns zu denken geben. Zeigt es doch, welchen Stellenwert Kinder und Bildung in Berlin haben. Eine Gesellschaft, der ein historisches Rollfeld wichtiger ist als die Zukunft, macht mir Angst. Da ist die Frage, ob Religion unterrichtet wird oder nicht, gerade zu nebensächlich.

    Wer seine Zukunft nicht gestaltet und nur der Dinge harrt, die da kommen, dessen Zukunft wird dunkel sein. Dieses Abstimmungsergebnis ist ein Aufruf an alle Extremisten im Land, religiöse wie politische jeder Colour: "Sehet her, die Zeit ist gekommen. Den Menschen ist es egal was die Zukunft bringt. Die Zeit für einen neuen Führer ist da!"

     

    Eine schreckliche Vorstellung...

  • H
    HDS

    Die logische Fortsetzung sollte heißen: Anti-Reli-Volksbegehren. Wer will schon den Einfluss von Gruppen an Schulen länger dulden, die Religion statt Ethik fordern. Keine Kompromisse mit den Ansgtmachern und Märchenerzählern der Religionsvereine!

  • M
    manfred (57)

    Nein, keine Schlappe für Gott, nur für die, die vorgeben, in seinem Namen zu handeln, die Kirchenfürsten. Dieses Abstimmungsergebnis zeigt, daß die Mehrheit der Berliner sehr dafür ist, allen Schülern gemeinsam die Grundwerte zu vermitteln, die unser Zusammenleben bestimmen. Nur so kann ein gemeinsames Werteverständnis entstehen. Wer das nicht will, fördert Parallelgesellschaften.

     

    Genau das war offensichtlich das Ziel der Kirchen und ihrer Aktivisten. Man will unter sich bleiben, die anderen ausgrenzen, denen aber ganz elitär vorschreiben, wo es langzugehen hat. Das sind Vorstellungen aus dem Mittelalter.

     

    Und schon wieder wird taktiert. Statt ganz demokratisch zu akzeptieren, daß es da eine Mehrheit gibt, die das anders sieht, fordern nun genau diese Huber & Co., die bislang jede Gesprächsbereitschaft vermissen ließen, Kompromißbereitschaft von der Gegenpartei ein. Heuchler!

  • JH
    jörg hecker

    Vielleicht ist Gott ja nur sportlich und will, daß sich junge Menschen erst in urteilsfähigem Alter für ihn entscheiden. Dann sollte er seine höchsten Untergebenen mal zu sich rufen und ihnen seine Einstelung zum schnöden Mammon (Kirchensteuer) eindeutig darzulegen.

    Apropos verloren - für eine beleidigte Leberwurst könnte Himmelfahrtstag eine ganz neue Bedeutung erlangen.

  • M
    Martin

    In der Tat, die Abstimmung war nicht umsonst, wie es der Pro-Reli-Mann sagt. Das ist ein guter Anlaß, um darüber nachzudenken, ob nicht auch in anderen Bundesländern Religion als Pflichtfach abgeschafft werden sollte und stattdessen Ethik für alle sinnvoller wäre.

  • AP
    Andreas P.

    Ich kann gar nicht sagen wie froh ich bin! Die Demagogie die aktuell wieder von Religionsgemeinschaften ausgeht macht mir Angst. Es wird mit Freiheit argumentiert um letztendlich Intoleranz zu erreichen. Ich bin froh das den Schülern über das Fach Ethik ein allgemeiner Moralbegriff gelehrt wird, der an den Menschen geknüpft ist und nicht an Religionen. Es ist recht einfach jemand als "gottlos" zu verunglimpfen, aber wesentlich schwieriger ihm das "Mensch sein" abzusprechen.

  • C
    Clara

    Liebe Taz,

     

    ich bin ja kein Fundamentalist, aber ich glaube an Gott.

     

    Und ich frage mich was wir euch getan haben, dass ihr uns bzw. das was uns heilig ist in den Dreck ziehen müsst mit solchen Überschriften.

     

    Seit ihr alles Atheisten? Und glaubt ihr das jeder vernünftige Mensch auch ein Atheist sein muss?

     

     

    Mir ist die taz sehr wichtig, keine Frage und oft bin ich auch mit euren Artikeln sehr zufrieden.

    Das ist kein Generalangriff auf die taz, sondern nur meine Unmutsäußerung über diese Überschrift.

     

     

    Religionsunterricht dürfte sich eigentlich meiner Meinung nach nur nennen, was auch wirklich Religionen unterrichtet.

    Und zwar gleichberechtigt alle Weltreligionen.

    Ansonsten muss das eigentlich Christlicher Unterricht heißen und der darf natürlich nicht Pflicht sein, das ist dann für mich eher Gehirnwäsche.

    Ob man 2 Jahre lang Kindern die Weltreligionen näher bringen möchte und ob dieses dann ein Pflichtfach ist, darüber könnte man vielleicht einmal nachdenken.

     

    Die Idee des Ethikunterrichts finde ich sehr gut.

    Die Entscheidung die dazu in Berlin gefallen ist begrüße ich.

     

    Nur solche Überschriften regen mich wirklich auf, ihr habt es eigentlich gar nicht nötig durch provozierende Überschriften Leser zu ködern denke ich.

  • ML
    Meister Lampe

    Es muss heißen: „Nötig aber WAR eine Mehrheit DER Abstimmenden… Insgesamt HATTEN sich JEDOCH NUR 29,2 Prozent…“

     

    ...schämt euch.

  • F
    Freidenker

    Religion ist Privatsache, jeder soll an glauben können was er will, auch an eine Wunschfigur namens Gott.

    Ich will nicht, dass auch weiterhin meine, durch Zwang eingetriebenen Steuergelder verschwendet werden für Gehälter an Religionslehrer und Bischöfe und damit andere andere unzähligen Leistungen die der Staat der Kirche zukommen lässt bezahlt werden.

    Außerdem haben Kirchen und andere Religionsvertreter nichts in Rundfunkräten und Ethikkommissionen zu suchen.

     

    Religion schafft Probleme und löst kein einziges. Auf Grund der durch die Aufklärung statt gefundene Säkularisierung muss sich der Staat endlich von allen Fesseln der Kirche und anderen Religionen lösen und Flagge zeigen.

  • K
    Kassandra

    Eine Bekannte von mir, Religionslehrerin, berichtete einmal, dass an ihrer Schule die SchülerInnen das Fach Religion abwählen dürften, dafür aber das Fach Ethik belegen müssten.

    Das Fach Ethik würde nun wiederum zumeist von KirchenlehrerInnen unterrichtet, die ja sonst nicht immer anderweitig eingesetzt werden könnten (Personalschlüssel, Fächerkombination, usw.).

    Ethik wäre somit de facto ein verdeckter Religions-/ Kirchenunterricht.

     

    Wenn das auch in Berlin so gehandhabt wurde/ wird, wäre diese ganze Bürgeraktion ein unerkanntes Werbemittel für den Ethikreligionsunterricht bzw. eine Alibiaktion oder VolksGehirnwäsche gewesen ... .

  • PS
    Peter Schnabel

    Die guten Ergebnisse für Pro Reli in eben den Vierteln mit hoher Beteiligung sprechen für sich. Meinen herzlichen Dank an alle, die sich mit ihrer Zeit und Energie für Pro Reli ins Zeug gelegt haben. Demokratie lebt vom Mitmachen.

  • BB
    Bodo Bender

    Eine trübe Allianz von Christen, CDU bis hin zu Rechten ist in einer noch trüberen Kampagne auf die Schnauze gefallen. Es zeigt sich wieder mal, wie wichtig die Ostbezirke für das Profil Gesamtberlins sind. Mit dem alten West-Berlin der Zehlendorfer, Wilmersdorfer & Co hätte der alte Mief obsiegt.

  • WR
    Wolfram R.

    Keine Schlappe für Gott, sondern für diejenigen, die sich anmaßen in seinem Namen zu sprechen.

  • AH
    Annette Hauschild

    Gott sei Dank! Es war ein Versuch der Religionen und Konfessionen, endlich wieder einen Fuß nach Berlin und in die neuen Bundesländer zu bekommen. Sie wollen mehr Gewicht erhalten in der Gesellschaft. Aber auch die muslimischen Verbände haben sich davon etwas versprochen. Als ob sie nicht schon genug hätten.

  • EH
    Erwin Hilbert

    Dies ist keine "Schlappe" für Gott sondern für die Menschen....

    Dass Deutschland dabei ist zu verblöden liegt sicher auch an der wachsenden Gottlosigkeit im Land. Kein Wunder also, dass es zu solch einer Titellage in der taz kommt.

    Wie war das noch mit: Gott ist tot?

    www.himmelscafe.de

  • AP
    Adam Potocki

    Koranschulen im Hinterhof sind die Gewinner, das was dann wohl mit einem staatlich gelenkten Islamunterricht, die jungen Moslems werden weiterhin in den Koranschulen im Hinterhof indoktriniert.

    Wer glaubt, dass Ethikunterricht da was ändern kann, der ist grenzenlos naiv, der nächste Ehrenmord wird nicht lange auf sich warten lassen.

  • S
    Sandkorn

    Weder Religion noch Politik, gehören in die Schule. Denn hier soll Grundwissen vermittelt werden und kein Glaube oder eine politische Richtung! Von daher, kann man mit dem Ergebnis durchaus zufrieden sein.

  • M
    Martin

    Ein kaum faßbar positives Ergebnis, und das vor dem Hintergrund einer geballten Medienkampagne von BILD und Konsorten für 'Pro Reli'. Dass ich das noch als Altlinker erleben darf, erinnere mich noch an die damalige erfolgreiche Mordhetze von BILD gegen Dutschke. Die Allmacht dieses Lügenblatts scheint zu schwinden, hoffentlich für immer. Dem Osten sei tausend Dank.

  • D
    daneben

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    Es wurde zum Ermüden wiederholt, das Ergebnis der Volksbefragung sei für den Senat verbindlich. Das ist es aber auch für die Initiatoren der ganzen Aktion gegen das geltende Recht. Die Forderung, der Senat sei jetzt verpflichtet, mit der Initiative "Prp0 Reli" bzw. mit den Religionsgemeinschaften nach einem Kompromiss zu suchen, ist doch ein grundloser Quatsch.

     

    Der Senat muss das Schulgesetz ändern, damit der schulische Religionsunterricht, von öffentlicher Hand getragen, nicht mehr alleine Angelegenheit der Glaubensgemeinschaften wird, sondern in Anlehnung an einen genehmigten Lehrplan und von qualifizierten Lehrern erteilt wird.

     

    Der Senat hat als die angegriffene Streitpartei die Anzeigen veranlasst und sie mit dem Steuergeld, das ihm zur Verfügung steht, bezahlt. Es wird dabei nichts verheimlicht. "Pro Reli" hat im Zusammenwirken mit den Kirchen eine Kampagne gestartet und sie aufwändig geführt ebenso mit dem Steuergeld - oder sollen wir glauben, dass die Mittel hierfür als Manna vom Himmel herunterfielen? "Pro Reli" soll ihre Finanzen offenlegen.

     

    Die Kosten der von anderen Wahlen getrennten Volksbefragung habe 1,4 Mio € gekostet. Die Änderung des Berliner Schulgesetzes nach dem Entwurf von "Pro Reli" hätte in einem Schuljahr etwa 50 Mio Mehrkosten verursacht, und das Jahr für Jahr in alle Ewigkeit Amen.

     

    I.Ü. wohnt Herr Jauch in Berlin oder in Potsdam? Falls in Potsdam, hätte er in der Berliner Angelegenheit kein Wort zu sagen gehabt, oder?

     

    Ein Wissen um die verschiedenen Weltreligionen ist zweifelsfrei notwendig und nützlich, bei dem Ethikunterricht muss es aber primär darum gehen, dass den Schülern, egal welcher Herkunft und Religion, ein Kanon der hier und jetzt herrschenden Verhaltensregeln bekannt gemacht wird und dass es mindestens versucht wird, sie zu diesen Regeln zu überzeugen. Das ist in einer multinationalen und multikulturellen Stadt wie Berlin eine unentbehrliche, ungeheuer wichtige Aufgabe. Es kann von keinem Religionsunterricht erwartet und darf auch von keinem verlangt werden, dass er diese Aufgabe erfüllt.

     

    Es ist erfreulich, dass Berlin seine Bekenntnisfreiheit beibehält.

  • H
    Helge

    @Atheist

    "warum soll der Staat überhaupt welchen erteilen? Das sollte alleinige Sache der Religionsgemeinschaften sein!"

     

    Ist das wirklich deine Meinung? Du findest also, dass es richtig ist, wenn irgendwelche X-belibigen christlichen Fundamentalisten in ihren Hinterhöfen den Kindern die Alleingültigkeit des biblischen Schöpfungsberichtes beibringen und über das böse und unchristliche Fach Ethik wettern... glaubst du nicht, dass sie wesentlich mehr Probleme hätten, wenn den Kids in der Schule eine zweite, christliche Position beigebracht würde.

     

    Das ist doch gerade der Witz am staatlichen Religionsunterricht, das der Staat ihn (mit-)kontroliert und die Inhalte (mit-)bestimmt. Diese Inhalte sind dann immer "auf Grundlage [der] Werte, auf denen unsere Verfassung fußt", man befasst "sich mit Themen wie Weltanschauung, Moral, Religion und Toleranz". Die beiden Zitate kommen von Andi, nur glaubt er, dies sei nur im Ethikunterricht möglich. Dabei sind natürlich all dies Kriterien des konfessionellen Religionsunterricht, gerade deshalb wird er ja vom Staat und eben NICHT von den Kirchen gegeben. Nur dadurch, dass der konfessionelle Religionsunterricht ja auch bekenntnisgebunden ist (wohlgemerkt: der Inhalt, nicht die Personen) wird er glaubwürdiger, finde ich. Denn zurück zu meinen fundamentalistischen Christen mit ihren Hinterhöfen: während für diese Prediger der Ethikunterricht ein rotes Tuch ist, viele es ihnen doch wesentlich schwerer, ihre Schüler vor Gegenargumenten zu "schützen", wenn diese nebenbei auch noch in den liberalen, staatlichen Religionsunterricht gehen.

     

    Oder sehe ich das ganz falsch?

  • K
    Klaus

    Ich empfehle "ProReli" für das nächste mal: mehr beten!

  • V
    vic

    Wer über seine Bibel hinausblicken kann, wird zugeben müssen, dass Ethik ein Fach ist, das u.A. Respekt und Zusammenleben aller Religionen und Kulturen lehrt.

    Während monotheistischer Religionsunterricht die Genesis des alten Testaments als Tatsache, ihren Gott als den einzig wahren, Homosexualität als Krankheit, und Abtreibung auch im Notfall für Mord hält.

    Zudem bestand bei der Initiative die Gefahr, dass Kinder von ihren Eltern zum Religionsunterricht gezwungen werden. Jetzt kann doch immer noch zu Reli gehen wer das will. Und wenn das der Kirche zuwenig sind, ist vielleicht die kirchliche Lehre daran schuld.

    Gut dass sich die Wähler so entschieden haben.

  • HM
    H. Martin

    Gott - auch wenn es sie natürlich nicht gibt - hat nicht verloren, denn auch viele Christen (u.a. die Initiative "Christen pro Ethik") haben auf diesen Ausgang hingearbeitet. Mir ist im Bekanntenkreis auch eine evangelische Religionslehrerin bekannt, die - privat - für das NEIN geworben hat. Es ging also um etwas Säkularisierung, aber das ist nicht automatisch Religionsfeindlichkeit.

  • D
    davidly

    Es scheint, dass Religion immer wieder den Falschen Weg sucht, Kunden einzujagen. Ich verstehe die Gläubigen, war schon mal einer selbst. Sie haben riesengroße Existenzangst und fürchten, vielleicht gibts doch kein Antwort.

     

    Also demnach tun sie als verstehen sie diesen Aberglaube. Ich meine, wenn wir wirklich ehrlich mit einander, sollen wir zugestehen: Glaube ist Aberglaube, oder?

     

    Priester haben ihre Platz, so lange sie betonen halt, "Sei nett zu einander schon!" Aber daher haben sie zu lange versäumt, mir ihrer elitären Haltung von Glaube.

  • HW
    Harald Wenk

    Als Nichtberliner kann ich das Berliner Ethikunterrichtmodell

    nur zur möglichst breiten Verallgemeinerung, am besten auf Europa,

    empfehlen. Schade, dass in der Politik völlig anmassende Angriffe

    einfach „durchgezogen werden können.

    Ich finde es fast eine herabmindernde Beleidigung der Bemühungen

    der Philosophie und der anthropologischen und sozialen und psychologischen Wissenschaften gegenüber, deren Kenntnisse nicht zum selbstverständlichen Ausgangspunkt für

    das Lernen der den Alltag, und damit das eben der Menschen selbst, strukturierende und bestimmender Massstäbe, Kriterien und Detailkenntnise zu nehmen.

    Die an „Schuld und Sühne“ orientierte, je praktischer desto unreflektierter, kirchliche

    Herangehensweise im Allerheiligsten der Gewissensbildung und des Ichideals im stark prägsamen Schüleralter richtet viel Schaden an. Auch die „Leerstelle“ wegen Unbrauchbarkeit eines „da rein, da raus“ einer Schülerrezeption.

    Das de facto Monopol auf einen“Ethos“ seitens der Religionen sollte durch eine an

    Philosophie und Wissenschaft orientierte „Ethik“ im Ethikunterricht gebrochen werden.

    Dass das 332 Jahre nach Spinozas Ethik, Feuerbachs Religionskritik, Schopenhauer, Nietzsche, Freud und DeleuzeGuattari immer noch eine „Forderung des Tages“, bis auf da kleine Bundesland

    Berlin und dort ständig angefeindet, ist........

    Der Mathematiker Euler hielt vor über 200 Jahren die Trägheit für das wichtigste metaphysische Prinzip. Er kannte unter anderem halt die Menschen in ihrer nicht nur selbstverschuldeten Unsicherheit und die Institutionen in ihrer

    Steinartigkeit. Leidgeprüft. Das Neue unter der Sonne hat es in entscheidenden und wichtigen Dingen unsagbar, soviel Atem hat keiner, schwer. Selbst das uralte Yoga, nichtchristlichen Ursprungs, noch nicht einmal stark unterfordert gegen Nackenverspannungen oder

  • G
    gras

    So ein blöder Titel... Populismus kombiniert mit Hochmut.

  • J
    jojo

    Eine Groteske machte die Debatte schon deutlich:

    nämlich die Behauptung eines christlichen Bürgertums, Werte seien nur konfessionell getrennt definierbar. Das nämlich ist die Zersplitterung, an der Multikultur scheitern würde. So argumentierte jenes Lager, dass Multikultur für nicht lebbar hält, für eine heterogene ethische Grundlagendefinierung innerhalb einer Gesellschaft. Dabei kann Multikultur wunderbar funktionieren, wenn sie sich auf ein gemeinsames - dialogisch definiertes - ethisches Fundament stellt.

    Im Grunde ein neubürgerliches Projekt.

  • AH
    Ansgar Hollah

    Mehr als 14% der Berliner haben für "pro Reli" gestimmt. Für Klaus Wowereit ist das laut "Abendschau" eine "verschwindende Minderheit". Zum Nachrechnen: Seine SPD hat bei der letzten Wahl gerade einmal 17% der Wahlberechtigten hinter sich gebracht (30,8% bei einer Wahlbeteiligung von 58%). Kein Grund also für Wowereits Häme. Gäbe es bei Abgeordnetenhauswahlen das gleiche Quorum wie bei Volksentscheiden, wäre Wowereit mit seiner SPD glatt durchgefallen. Und nur mit Hilfe einer Partei, die nicht einmal halb so viele Wähler wie "pro Reli" hatte, kann er Regierender Bürgermeister sein. Als solcher sollte er respektvoller mit der gar nicht so kleinen Minderheit umgehen.

  • MW
    Martin Wilke

    Wenn Klaus Wowereit sagt, dass nur 14 % der Wahlberechtigten für Pro Reli gestimmt hätten, so stimmt dies zwar, erweckt aber den falschen Eindruck, dass eine überwältigende Mehrheit dagegen gestimmt habe; doch die Nein-Stimmen entsprachen auch nur 15 % der Wahlberechtigten.

     

    Und wenn wir schon bei der Bezugsgröße Wahlberechtigte sind: die SPD wurde bei der Abgeordnetenhauswahl 2006 auch nur von 18 % der Wahlberechtigten gewählt (31 % Stimmenanteil x 58 % Wahlbeteiligung).

     

    Ehrlicher wäre es jeweils, nur die Stimmen jener zu zählen, die tatsächlich abgestimmt haben. Pro Reli hat dann 48,6 % und die Gegenseite 51,4 %. Sooo wahnsinnig eindeutig sind die Mehrheitsverhältnisse dann nicht.

     

    Nur wegen des Zustimmungsquorums gerät das aus dem Blick.

  • G
    Gott

    geniale Schlagzeile :-)

  • K
    kogrash

    @ ZickZack:

    Dann sollten Sie auch konsequent sein und die Wahlfreiheit im Biologieunterricht fordern, damit jeder zwischen Evolution und Kreationismus wählen darf (schließlich weiß es der Einzelne ja besser)...

     

    Beim Fach Ethik geht es ja gerade darum trotz der Vielfalt an Lebensanschauungen sowohl eine gemeinsame Basis des Zusammenlebens zu erarbeiten als auch Verständnis für die jeweils anderen Sichtweisen zu wecken - wie soll sowas denn bei getrenntem Unterricht funktionieren?

     

    Persönlich würde ich noch weiter gehen. Für mich hat Religion gar nichts in der Schule verloren. Frankreich zB ist da schon ein wenig mehr dem Mittelalter entwachsen und versucht tatsächlich reales Leben und Hokuspokus zu trennen.

  • S
    Shivan

    Ich positioniere mich zwar klar gegen jede Religion und dem Entsprechend auch Religionsunterricht, aber trotzdem möchte ich hier die linken Parteien in "Schutz" nehmen. @ ZickZack: Was ist bitte Religionsfeindlich daran, ein zweifellos wichtiges Fach wie Ethik verpflichtend unterrichten lassen zu wollen?! Religionsunterricht wird doch weiterhin Angeboten. Ich halte eine Wahl zwischen Ethik und Religion für ebenso wenig sinnvoll, wie eine Wahl zwischen Religion und, beispielsweise, Mathe. Denn Ethik muss sein. Religion nicht.

  • R
    Robert

    Der Staat muss schliesslich für eine bestimmte Grundbildung sorgen, dazu gehört eben das Pflichtfach Ethik. Die "Einzelnen" haben ja immernoch die Möglichkeit das Freifach Religion zu wählen, falls sie es wirklich wollen...

     

    Liegt das Problem darin, dass die ach so religiösen Menschen nicht ihre Freizeit für das Freifach Religion opfern möchten?

  • R
    Robert

    Der Staat muss schliesslich für eine bestimmte Grundbildung sorgen, dazu gehört eben das Pflichtfach Ethik. Die "Einzelnen" haben ja immernoch die Möglichkeit das Freifach Religion zu wählen, falls sie es wirklich wollen...

     

    Liegt das Problem darin, dass die ach so religiösen Menschen nicht ihre Freizeit für das Freifach Religion opfern möchten?

  • A
    Andi

    Zuerst einmal freut es mich, dass das fortschrittliche Berliner Modell erhalten bleibt, in dessen Rahmen ALLE Schüler zusammen auf Grundlage Werte, auf denen unsere Verfassung fußt, sich mit Themen wie Weltanschauung, Moral, Religion und Toleranz auseinandersetzen - und zusätzlich die Freiheit haben, einen konfessionellen Religionsunterricht zu besuchen. Den Titel dieses Artikels halte ich aber für einen argen Fehlgriff. Er klingt furchtbar nach kindischer Schadenfreude und Nachtreten und das muss nicht sein. Erwarte ich da von der taz-Redaktion etwa zuviel Professionalität?

  • S
    Simon

    Ich verstehe nicht, wie man ernsthaft so tun kann, als wäre der Ethikunterricht anti-religiös. Es werden doch alle (größeren) Religionen vorgestellt und die Schüler können sich anschließend entscheiden. Das klingt immer so, als würde vor Religion gewarnt und die armen Kinder wären dem schutzlos ausgesetzt...

  • A
    Atheist

    "...warum die linken Parteien SPD; Linke, Grüne so Religionsfeindlich eingestellt sind und den Schülern keine Wahl geben will."

     

    Es wird doch keiner gehindert, zusätzlich Religionsunterricht zu nehmen. Und warum soll der Staat überhaupt welchen erteilen? Das sollte alleinige Sache der Religionsgemeinschaften sein!

  • HW
    Herbert Weiß

    "Schlappe für Gott" - was soll der Blödsinn? Nur weil die Mehrheit sowohl mit ihrem Kreuzchen als auch mit ihrem Hintern für die Beibehaltung der jetzigen Regelung gestimmt hat? Na schön, man sollte das respektieren. Besonders weise muss diese Entscheidung allein deshalb noch lange nicht sein. Denn auch die bisherigen Bundesregierungen mit ihren stümperhaften Arbeitsmarkt- und Gesundheitsreformen sowie mit der Abwrackprämie als aktuellster Schnapsidee wurden demokrataisch gewählt.

  • IN
    Ihr Name Heinz-Jürgen Overfeld

    Ich bin sehr froh über den Ausgang dieser Wahl.

    Wieder ein kleiner Schritt Staat und Kirche zu trennen. Auf dem Katholikentag in Köln habe ich mit vielen Jugendlichen über Kirche und Gott gesprochen, ich war entsetzt was man den Jugentlichen beigebracht hat. Das eigentlich Schlimme daran ist, sie glauben es auch noch.

    Religion ist und muß freiwillig und privat bleiben.

  • B
    Berliner

    Erstmal bin ich froh, dass die Berliner zumindest mehrheitlich nicht so doof sind, mal wieder der Kirche auf dem Leim zu gehen.

    Jetzt wäre es aber Zeit für eine Folgeinitiative "Pro Vernunft", die sich für eine konsequente Säkularisierung einsetzt (und damit u.A. Religionsunterricht aus den Schulen verbannt). Ethikunterricht ist zwar inhaltlich ebenfalls Blödsinn, aber das betrifft sowieso 95% des Lehrplans (meine Erfahrung auf einem Gymnasium).

  • MC
    Marcos Cramer

    An Zick-Zack: Natürlich ist es am besten, wenn jeder selber wählen kann, welche Fächer er in der Schule lernt. Deswegen sollten die staatlichen Schulen mehr Wahlalternativen anbieten, z.B.

    - biblische Schöpfungslehre als Alternative zu Biologie

    - Astrologie als Alternative zu Physik

    - Denglisch als Alternative zu Deutsch

    - Zahlenmystik als Alternative zu Mathematik

    - Holokaust-Leugnung als Alternative zu Geschichte

    - Koma-Saufen als Alternative zu Sport.

  • S
    Steffen

    Man hat doch die Wahl! Jeder der will, kann freiwillig Religionsunterricht besuchen!

  • S
    S.Rieth

    Das aktuelle System ist in keiner Weise religionsfeindlich. Ethik als Fach ist eine gemeinsame Basis für Menschen aller Religionen, in der Werte vermittelt, aber auch verschiedene Religionen vorgestellt werden. Wer trotzdem Religionsunterricht möchte (beziehungsweise Kinder mit Eltern, die dies wollen), kann ihn zusätzlich besuchen - wo also ist das Problem? Dass der Reliunterricht kaum mehr Schüler interessiert, wenn er keine Pflicht ist?

  • MW
    M. Wilberg

    Religionsfeindlich?

    Ich glaube, Du hast das System nicht kapiert.

    Die Schüler können doch wählen, ob sie neben Ethik auch Religion machen wollen. Sie können wählen ODER beides machen. Pro-Reli ist doch nur Wahl-ZWANG

  • DS
    Dennis S.

    Deutschland ist eines der wenigen Länder in den Religion überhaupt noch in der Schule unterrichtet wird. Guter Ethikunterricht in den über aktuelle Ereignisse, Missstände und ähnliches gesprochen wird, ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Fächer in der Schule. Der Religionsunterricht mit seiner oft sehr einseitigen Sichtweise kann dieses Fach nicht ersetzen. Deshalb finde ich es gut, dass die Regelung so bleibt, wie sie ist.

  • S
    Schulz

    Schlappe fuer die Einschaetzung eines Schulfaches, welches denn dann doch nicht vollkommen angeboten wird,

    fuer Gott immer ein Sieg, denn Gott verliert niemals, maximal Menschen, was doch ein Unterschied ist.

    Ausserdem fand ich gestern ganz gut, dass Sie die Entstehung der Heiligen Schriften nicht soooo

    weit vom Bischof weggeschoben haben.

    Trotzdem muss doch auch christlichen Kindern moeglich sein, wenigstens den Grundwortschatz der atheistischen kennenzulernen und die unwissenden nichtkatholischen im Ethikunterricht zu missionieren, wie eben Kinder so alle Werte miteinander teilen.

  • M
    masterprain

    Nicht Gott hat verloren, sondern die Religionen, und das die Menschen alle die selbe Ethik lernen sollten, finde ich gut, egal aus welchem Hintergrund, das man dann noch zusätzlich lernen darf was seine Religion dazu sagt finde ich auch gut. Nur die Frage ist was wird in diesem Ethik-unterricht gelehrt? Ist es wirklich eine Ethik mit der unsere Gesellschaft zukunftsfähig ist?

  • R
    R.A.

    @ZickZack:

    och, die können doch entscheiden. Die können gerne ihre Kinder nach dem geigenunterricht noch zur Bibelstunde bringen wenn sie der Meinung sind, es ist gut fürs Kind.

     

    Aber in einem säkularen Staat hat Religion in einer staatlichen Schule nichts verloren. Da ist die gemeinsame Auseinandersetzung von muslimischen, christlichen und atheistischen Kids und Jugendlichen um ethische Fragen erheblich wichtiger. Wie war das mit den Parallelgesellschaften?

  • Z
    ZickZack

    Welcher Untersützer von Pro Reli schreibt denn für die konservative JF? Welch Skandal.

     

    Interessanter ist doch vielmehr, warum die linken Parteien SPD; Linke, Grüne so Religionsfeindlich eingestellt sind und den Schülern keine Wahl geben will. Warum muss der Staat von oben entscheiden, was jeder einzelne für Fächer wählen kann? Ist es nicht so, dass der einzelne das besser Entscheiden kann?

  • HM
    H. Martin

    Jetzt, da die Abstimmung mehr oder weniger vorbeit ist, wäre eine gute Gelegenheit, die Frage zu stellen "Wem nützt es?" bzw. "Wem hätte es genützt?"

     

    Um wieviel Geld geht es den Kirchen? Warum ist der stellvertretende Chef von "Pro Reli" bei der rechtslastigen JF als Autor aufgeführt? Woher stammt das Geld der Initiative und wieviel war es überhaupt? Wie sah die sonstige Unterstützung aus, z.B. durch die Malteser bei der Kinderdemo? Hat Jauch seinen Kopf wirklich gratis geopfert?