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Volkan Agar wundert sich, dass der muslimische Fastenmonat immer noch eine Meldung wert istEilmeldung: Ramadan!

Montag war der erste Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Ohne die Diskussionen über die Verpflegung von muslimischen Geflüchteten wäre mir diese Information wohl vollkommen entgangen.

Dabei war ich einst einer derer, die in der Schule mit dem Hunger und dem Durst kämpften. Nein, meine Eltern haben mich nicht gezwungen, zu fasten. Ich wollte der religiösen Pflicht freiwillig nachgehen. Außerdem war ich Teil einer Gruppe von Kindern mit sogenanntem „Migrationshintergrund“, ganz offiziell „Moslem“. Von denen gab es nicht viele auf dem Gymnasium. Also mussten wir zusammenhalten.

Und doch: ich bin gescheitert! Fußball war mir einfach viel wichtiger. Und wer viel Sport macht, sollte viel trinken. Eine willkommene Ausrede – aber irgendwie auch nicht. Und irgendwie war mir Ramadan auch nicht so wichtig. In den folgenden Jahren fasteten die Anderen, ich nicht mehr. Das Thema interessierte die Clique nicht weiter. Und dass der Ramadan jetzt wieder begonnen, hat, ist eigentlich keine besonderen Nachricht wert. Oder doch? Vielleicht liegt das an der „Ausnahmesituation“ seit letztem Sommer.

Jetzt hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales eine Empfehlung an die Betreiber von Flüchtlingsunterkünften ausgesprochen. Gläubige Muslime sollen ihr Essen zu gesonderten Zeiten bekommen. Außerdem empfiehlt die Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit, Regina Kneidig, neben einer Suppe auch Joghurt, Energieriegel und Datteln zum Abendessen.

In den Flughafen-Hangars in Tempelhof, wo gerade über 1.000 Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan und dem Irak untergebracht sind, soll es aus Anlass des Ramadans alternative Essenszeiten geben: Abendessen zum Fastenbrechen wird zwischen 21.00 und 23.30 Uhr und Frühstück zwischen 1.00 und 2.30 Uhr serviert.

Schön und gut! Aber ist das wirklich eine Meldung wert? Hat eine solche Selbstverständlichkeit so viel Aufmerksamkeit verdient? „Wir schaffen das!“, verkündete die Kanzlerin doch einst im „Sommer der Migration“. Mittlerweile wissen wir, dass vieles nicht geschafft wurde. Aber angepasste Speisepläne und ungewöhnliche Essenszeiten für einen Monat, weil viele der Geflüchteten muslimisch sind und fasten wollen, sollte schaffbar sein. Ohne großes Tohuwabohu.

Denn es geht hier trotz „Ausnahmezustand“ nicht um logistische Wunder. Diese wurden vollzogen, als zahllose Freiwillige ihre Sommertage an Bahnhöfen verbrachten und Zehntausende bei ihrer Ankunft begrüßten. Das war die vielen Meldungen wert!

Vielleicht aber ist in dem Land, in dem immer noch über „christlich-abendländische Werte“ diskutiert wird, doch jeder Ramadan eine Meldung wert.

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