Virtueller Grünen-Kandidat floppt: Facebook hilft auch nicht
Mit großem Medienrummel suchten die Mini-Grünen im märkischen Elbe-Elster ihren Bürgermeisterkandidaten - via Facebook. Doch bei der Wahl geht dieser unter.
Was hatte das im Mai für Bohei gesorgt: Die kleinen Grünen aus dem märkischen Elbe-Elster suchen einen Bürgermeisterkandidaten für das 4.000-Seelen-Städtchen Uebigau-Wahrenbrück. Via Facebook. Mangels eigener Kandidaten. Von der taz bis zum Spiegel wurde die Geschichte aufgegriffen. Denn die Grünen Elbe-Elster sind nicht irgendwer, sondern mit acht Mitgliedern und 3,5 Prozent Wahlstimmen bei der letzten Bundestagswahl Deutschlands erfolgloseste Grüne. Und dabei bleibt es.
Denn am Sonntag wurde nun in Uebigau-Wahrenbrück gewählt. Für die Grünen trat der aus einer Bewerberschar von elf (ernsthaften) Facebook-Kandidaten erwählte Bio-Kaufmann Gerald Heisig (46) an. Und holte 1,3 Prozent. Von 2.621 angetretenen Wählern macht das 34 Stimmen. Schlechter ging's nicht. Selbst der FDP-Kandidat holte 20 Prozent. Nun bleibt Amtsinhaber Andreas Claus (parteilos; 65,5 Prozent) am Ruder. Und die Grünen stehen weiter doof da.
Fünf Prozent hatte er schon erhofft, räumt Grünen-Kreissprecher Christoph Wunnicke ein. "Ist eben einfach nicht unser Milieu hier." Internet gebe es zwar flächendeckend, offenbar aber wenig Facebook-Nutzer. Den Landkreis kennzeichnet eine der ostdeutsch-höchsten Wegzugsraten von Jugendlichen. Anderes Problem: Facebook-Kandidat Heisig wohnt in Eberswalde, 142 Kilometer von Uebigau-Wahrenbrück entfernt, hat kein Auto. "Die anderen Kandidaten waren auf jedem Dorffest", sagt Wunnicke, "das konnten wir nicht stemmen". Auch auf Plakate verzichteten die Grünen. "Kein Geld."
Dennoch: Von einem Misserfolg will Wunnicke nicht sprechen. "Immerhin hatten wir erstmalig überhaupt einen Kandidaten." Schon ruft der Kreisverband seinen nächsten Coup aus: ein "Wahlkampf-Survival-Camp" einen Monat vor der nächsten Bundestagswahl. Interessierte sollen dann bei freier Logis Deutschlands härtesten Grünen-Wahlkampf bestreiten. Motto: "If you make it there, you'll make it everywhere."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!