: Vietnam zur Marktwirtschaft
Hanoi (afp) - Von der vietnamesischen Regierung wurde jetzt ein Dekret zur Förderung der Entwicklung der „Familienwirtschaft“ im ganzen Land veröffentlicht. Die Familienwirtschaft werde für lange Zeit „integrierender Bestandteil der sozialistischen Wirtschaft“ bleiben, versichert dazu die Tageszeitung „Nhan Dan“, die das Dekret herausbrachte. Sie soll von den staatlichen Stellen in der Landwirtschaft, in der Viehzucht, im Handwerk, in der Kleinindustrie und im Dienstleistungssektor gefördert werden. Auf dem Lande können in Zukunft alle Familien eine Landparzelle verlangen, um hier Gemüse für die eigene Versorgung oder für den Verkauf auf dem freien Markt oder an den Staat anzubauen. Die aus den privaten Landzellen erlösten Einnahmen sollen ebenso wie die aus Verkäufen der privaten Viehzucht stammenden Beträge steuerfrei bleiben, wenn die Produkte auf den örtlichen Märkten verkauft werden. Über die Größe der privaten Landparzellen wurden bisher keine Angaben gemacht. Sie soll auf der Ebene der Provinzen bestimmt werden. Der Staat wird in Zukunft ebenfalls die Familien, die Handwerkszeug oder Maschinen zur Gründung von Handwerksbetrieben, Kleinindustrie– oder Dienstleistungsunternehmen benötigen, bei der Beschaffung unterstützen. Dabei sollen die lokalen Bedürfnisse für solche Betriebe berücksichtigt werden. Ihre Produktion kann dann ohne Einschränkungen auf den freien Märkten verkauft werden. Die Einnahmen sollen ebenfalls völlig steuerfrei bleiben, wenn es sich um eine Nebenerwerbstätigkeit handelt. In einem Leitartikel unterstreicht die Nhan Dan, das neue Regierungsdekret ziele auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine Erhöhung der Produktion von Verbrauchsgütern, da die staatlichen Unternehmen nicht in der Lage seien, den starken Bedarf zu decken. „Kapitalbesitzer“ sollen laut Nhan Dan durch die neuen Maßnahmen veranlaßt werden, ihr Geld in die Produktion zu investieren, anstatt importierte Verbrauchsgüter zu kaufen und mit ihnen Handel zu treiben.
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