: Viel zu viele Neonazis
■ Niedersachen legt Verfassungsschutzbericht vor
Die Zahl militanter jugendlicher Rechtsextremer in Niedersachsen hat im Jahr 2000 Rekordniveau erreicht. Die Neonazi-Szene hat sich nach dem gestern vorgelegten Verfassungsschutzbericht von 600 Mitgliedern im Jahre 1997 auf 1.250 mehr als verdoppelt. Zugleich öffne sich die von einem Parteienverbot bedrohte NPD immer stärker für junge Neonazis, so Innenminister Heiner Bartling (SPD) in Hannover. Der Linksextremismus befinde sich auf dem Rückzug.
Insgesamt sei die Zahl der rechtsextremis-tischen Delikte im Land drastisch um 81 Prozent auf 1.182 im Jahr 2000 angewachsen. Bei fremdenfeindlichen Straftaten gab es einen Anstieg von 61 Prozent auf 427 und bei antisemitischen von 73 Prozent auf 168. Hakenkreuzschmierereien, Nazi-Propaganda über SMS, Beleidigung, Bedrohung und Sachbeschädigung standen im Vordergrund. Aber auch bei den rechtsextremistischen Gewalttaten gab es einen Zuwachs von 61 Prozent auf 129. Nachahmung, eine größere Anzeigebereitschaft der Bevölkerung und ein verstärkter Kampf der Polizei gegen Rechtsextreme seien für den Anstieg verantwortlich. „Die Gewaltbereitschaft dieser Szene wird maßgeblich bestimmt durch die zu Gewalttaten aufrufenden Skinhead-Musiktexte“, sagte Bartling. Er appellierte an die amerikanische Musiktauschbörse Napster und ihren Partner Bertelsmann, keine „menschenverachtenden Musiktexte“ zu verbreiten. dpa
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