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■ Viel Hype um ein bißchen Tanz

Dort, wo noch vor kurzem Dujardin und Brigitte Mira zusammen ihren 80. Geburtstag feierten (wer wirkt wohl besser von den beiden?), dort steigt heute ab 20 Uhr die Defa-Party.

Mindestens 2000 »Fetischisten« erwartet der private Veranstalter Carsten Stein in den Potsdamer Defa- Dokumentarfilmstudios, Alt-Nowawes 116-118, »vor allem von dem Publikum, das eh' gerne abends weggeht.« Der 21jährige Zehlendorfer BWL-Student hat schon einige Großfêten veranstaltet, zum Beispiel im Lindenpark. An den Defa-Studios ist er rein zufällig vorbeigefahren und fand sie »irre toll«. Seine Sponsoren waren froh, nicht ständig die TU-Mensa nutzen zu müssen, der Studio-Leiter hatte nichts dagegen — so kommt die Party in's Studio.

Zanzibar-DJ Jörg und DJ Michael (90°, Orpheo) sowie diverse andere wollen die Menge bei einer »DJ-Competition« mit Dancefloor-Music und Licht- und Nebelwirrwarr versorgen. Abgesprungen sind die vorher angekündigte Modenschau und das Großbildleinwand-Spektakel. Motto also: Pure dancing.

Den passenden Rahmen dazu geben zwei Ateliers der Defa-Dok., das eine davon über 800 qm groß und 10 m hoch. Sie liegen am Ende eines verträumten Sträßchens im Stadtteil Babelsberg. Verwitterte Backsteingemäuer, hölzerne Deckenträger — hier spürt man noch die Aura des Schwarz-Weiß-Films.

Und warum gibt die Defa-Dok. plötzlich ihre Studios her für Partys anstatt für Filme? Greift sie nach dem berühmten Strohhalm? Das nicht. Geschäftsführer Seidel ist sogar überrascht von den Party-Aktivitäten: »Ich würde mich freuen, wenn meine Leute etwas getan hätten. Das interessiert mich persönlich.« Aber natürlich würde er »solche Sachen jeden Tag reinholen, wenn es Geld bringt.«

Denn von dem früheren 50 Mio Ostmark-Etat mit 880 Mitarbeitern sind nur noch 335 Festangestellte bei heute 8 Mio DM Umsatz übriggeblieben. »Und wir brauchen mindestens den doppelten Umsatz, um auf plus/minus Null zu kommen.« So kommt natürlich jede Party recht, um die Räume auszulasten, »besonders am Wochenende. Aber beim Dokumentarfilm brauchen sie sowieso nur ganz selten große Studios.«

Tanzen für einen guten Zweck also: Die Defa-Party. »Mythos Film« würde Carsten Stein behaupten — darauf einen Dujardin. Klaus Meyer

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