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Archiv-Artikel

Viel Feuer, wenig Wasser

Durch die anhaltende Trockenheit leidet die Schifffahrt auf der Elbe. Die Feuerwehr in Schleswig-Holstein dagegen hat gut zu tun. Mysteriöse Todesfälle in Holzminden

Hamburg taz ■ Der schöne Sommer macht Elbschiffern und Feuerwehrleuten zu schaffen – allerdings in ganz verschiedener Weise. Während auf der Oberelbe aufgrund der geringen Wassertiefe keine Schiffe mehr fahren können und die Kapitäne eine Zwangspause einlegen müssen, gilt für die 1.500 Feuerwehren Schleswig-Holsteins erhöhte Alarmbereitschaft. Möglicherweise hat es auch schon die ersten Hitzetoten gegeben.

Wie eine Sprecherin des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) gestern in Lauenburg mitteilte, geht der Pegel der Elbe nach einem kurzen Anstieg zum Ende der vergangenen Woche wieder zurück. „Ein weiteres Absinken der Wasserstände ist bei den aktuellen Wettervorhersagen noch zu erwarten“, sagte Bettina Kalytta, die Leiterin des WSA. Regen ist nicht in Sicht.

Die Oberelbe ist im kritischen Bereich zwischen Dömitz und Hitzacker zurzeit nur für Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 110 Zentimetern freigegeben. „Die Tiefe ist zu gering, als das Binnenschiffe dort fahren könnten“, sagte die Expertin. Der Pegel im niedersächsischen Neu Darchau lag gestern bei 123 Zentimetern. Kalytta: „Wenn wir die AugustWerte seit 1990 berücksichtigen, ist das nicht wirklich ungewöhnlich für diese Jahreszeit.“

Für die Schifffahrt auf der Elbe bedeutet das jedoch Stillstand und Umwege. „Durch das Wehr in Geesthacht haben wir bis Lauenburg keine Probleme, von da an geht es dann ja über die Kanäle zumindest bis Magdeburg weiter“, sagte Kalytta. Ob der historische Tiefststand der Elbe von 70 Zentimetern in Neu Darchau aus dem Jahr 1947 in diesem Sommer noch unterschritten wird, sei noch nicht abzuschätzen.

Die Feuerwehren in Schleswig-Holstein sind seit Mitte Juli von insgesamt 80 Flächenbränden in Atem gehalten worden. Nach Angaben des Landesfeuerwehrverbandes mussten sie zu deutlich mehr Einsätzen ausrücken als im vergangenen Sommer. In der Hälfte der Fälle gerieten Stroh und Getreide in Brand, auch 14 Mähdrescher und fünf Strohpressen gingen in Flammen auf. Die Feuerwehren konnten alle Brände schnell unter Kontrolle bringen. Der Feuerwehrverband rief die Bauern dazu auf, bei der Ernte auf keinen Fall zu rauchen.

In Holzminden und Umgebung sind am Wochenende fünf zumeist ältere Menschen aus unbekannten Gründen gestorben. Eine solche Häufung sei noch nicht vorgekommen, sagte ein Polizeisprecher. Er vermutete Hitze als Todesursache.

Ärzte schließen dies zumindest für einige Fälle nicht aus. Der jüngste Tote ist ein 42-jähriger Mann. Er war noch kurz vor seinem Tod in einem Schwimmbad von einem Zehnmeterbrett gesprungen. GERNOT KNÖDLER