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VideoBin Laden lebt und spricht noch

Arabische Zeitungen kommentieren die Videobotschaft von Al-Qaida-Chef Bin Laden - spekulieren, ob das Video eine Botschaft für Anschläge enthält.

Vorher und nachher: El-Kaida-Führer Bin Laden in altem (2004, li.) und neuem Video Bild: dpa

Sie brauchen sich gegenseitig: Der Spiritus Rector des Al-Qaida-Terrornetzwerkes Bin Laden und US-Präsident George Bush. So kommentieren die arabischen Medien die neueste Video-Botschaft Bin Ladens und die amerikanische Reaktion darauf.

Bin Laden hatte sich anlässlich des bevorstehenden 6. Jahrestages der Anschläge des 11. September erstmals seit drei Jahren wieder per Video zu Wort gemeldet, um höhnisch anzumerken, dass US-Präsident George W. Bush im Irak nur "Misserfolge ernten" werde. Der US-Präsident nahm den Videoauftritt Bin Ladens seinerseits zum Anlass, um für seine Irak-Politik zu werben, die derzeit in Washington einer Überprüfung unterzogen wird. Am Montag werden der oberste US-Militär im Irak, General David Petraeus, und der amerikanische Botschafter in Bagdad, Ryan Crocker, vor dem US-Kongress über die Lage im Irak aussagen. Das Terrornetzwerk al-Qaida wolle seine Ziele im Irak erreichen, nämlich die Amerikaner vertreiben und einen sicheren Zufluchtsort errichten, erklärte der US-Präsident am Rande des Apec-Gipfels in Sydney.

Einig sind sich alle arabischen Kommentatoren, dass der Lebensbeweis die eigentliche entscheidende Botschaft ist. "Bin Laden lebt und spricht noch", verkündete der arabische Fernsehsender Al-Dschasira. "Sein Auftritt beendet ein für allemal Gerüchte über den schlechten Gesundheitszustand oder den Tod Bin Ladens", stellt auch die überregionale arabische Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi fest und spekuliert, ob das Video nicht eine versteckte Botschaft für neue Anschläge enthält: "Al-Qaida pflegt derartige Videobänder oft vor großen Anschlägen zu veröffentlichen." Interessant sind für den Chefredakteur der Zeitung, Abdel Bari Atwan, auch Einzelheiten im Erscheinungsbild Bin Ladens. "Er lässt sich ohne seine Militärjacke und ohne seine Kalaschnikow ablichten, die er einst von einem sowjetischen General im Afghanistankrieg erbeutet hatte", bemerkt er. Durch das gefärbte Haupt- und Barthaar und die Robe, die er trage, versuche sich Bin Laden als reifer geistlicher Führer und Staatsmann zu geben. Atwan spekuliert, dass es demnächst weitere Anschläge geben könnte. Das Ganze erscheine wie ein Video, um seine Anhänger zu mobilisieren. "Vielleicht ist es eine Botschaft an seine Anhänger: Fangt an, führt durch, was ihr geplant habt", warnt er. Für den ägyptischen Terrorexperten Dia Rashwan ist die Videobotschaft der Beweis dafür, dass der US- Antiterrorkampf im Irak und in Afghanistan gescheitert ist. "US-Soldaten sterben im Irak und in Afghanistan", schreibt Rashwan in der unabhängigen ägyptischen Tageszeitung Al-Masri Al-Youm, "und trotzdem wird Bush nicht dafür zur Rechenschaft gezogen, dass er es in all den Jahren nicht geschafft hat, seinen größten Feind Bin Laden auszuschalten". Mohammed al-Sajed Said vom Al-Ahram-Zentrum für Strategische Studien in Kairo wischt die Entwarnungen der letzten Tage zu Seite, dass das Video keine konkreten Drohungen beinhalte. "Das klang alles diesmal viel bedrohlicher", erklärt er. "Das klingt nach: Ich bin beauftragt, einen endlosen Krieg zu führen, und der einzige Weg, ihn zu beenden, besteht für die andere Seite darin, zum Islam zu konvertieren."

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