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Video der WocheBig Brother in der Hosentasche

US-Behörden haben 2011 mehr als 1,3 Millionen Mobilfunk-Datensätze abgefragt. Der „Cell Phone Privacy Song“ soll verhindern, dass das vergessen wird.

Dudeldum, Dudeldei … there goes our privacy. Bild: Screenshot Youtube

1,3 Millionen Mal haben US-Behörden im vergangenen Jahr die Mobilfunkbetreiber nach Daten gefragt – und diese gaben meist willig Auskunft. Das ergab eine Anfrage des Kongress-Abgeordneten Ed Markey Ende Juli. Die Zahl der betroffenen Nutzer ist dabei womöglich weitaus größer, denn eine einzelne Abfrage kann auch eine komplette Funkzelle betreffen.

In „Notfällen“ ist für so etwas nicht mal eine richterliche Anordnung notwendig – rund ein Drittel der Fälle waren so deklariert. Ein Skandal, fand der Techblog PandoDaily und in dessen Auftrag hat die Brooklyner Musikagentur Explain Music ein Lied geschrieben: den „Cell Phone Privacy Song“.

Unterlegt mit fluffigen Pop-Beats und Hintergrund-Huuhuu erzählt der Song die Geschichte der 1,3 Millionen Abfragen und anderer Risiken von Mobilfunk, das Video dazu zeigt unspektakulär (aber effektiv) tanzende Menschen auf den Screens ihrer Smartphones. Sie fragen: Was passiert eigentlich mit den Daten, die Firmen und Behörden sammeln? „They know what we know / but we don't really know / how long they keep our data / where our data goes“.

Nicht nur die US-Behörden gieren nach Daten, auch die Hersteller sammeln fleißig mit (auch wenn Apple die Speicherung von Ortsdaten der iPhone-Nutzer mittlerweile abgestellt hat), genau wie Mobilfunk-Konzerne – und sogar Apps, die mitunter massive Sicherheitslücken haben, wie vor Kurzem WhatsApp, oder per Klick von den Usern zum Schnüffeln befugt werden: „We read their policies / on these tiny screens / And when we click yes / There goes our privacy“. Wir tragen unseren Big Brother in der Hosentasche.

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Behördliche Datenabfragen an den Grenzen der Legalität sind natürlich nicht nur in den USA ein Problem: Nur mühevoll legalisierten Richter im Nachhinein die Datensammelwut der Dresdener Polizei im Februar 2011, die bei Neonazi-Aufmärschen rund eine Million Handydaten zum Ermitteln von Straftätern sammelten – diese stammten allerdings zum größten Teil von friedlichen Demonstranten und Anwohnern. Und der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) gab Ende August 2012 zu, dass die Berliner Polizei seit 2009 zu Ermittlungszwecken 6,6 Millionen Handydaten von den Providern abgefragt hat.

Solche Meldungen sorgen immer kurzzeitig für Aufruhr, sind aber viel zu schnell vergessen. Der „Cell Phone Privacy Song“ singt dagegen an. Die vier Macher von „Explain Music“ eifern politischen Liedermachern wie Woody Guthrie oder Bob Dylan nach – aber auch anderen Erklärsongs, die via Youtube zu Hits wurden, etwa Jonathan Coultons „Mandelbrot Set“, dessen Erklärung der Mandelbrot-Menge fast 300.000 Mal geklickt wurde http://www.youtube.com/watch?v=ES-yKOYaXq0oder dem „Large Hadron Rap“ von Kate McAlpine über die Funktion des Teilchenbeschleunigers im Europäischen Kernforschungszentrum Cern bei Genf – mit 7,5 Millionen Klicks eines der erfolgreicheren viralen Videos der letzten Jahre.

Der erfolgreichste Song von Explain Music hat ein ähnlich komplexes Thema, nämlich die Probleme beim „Fracking“, einer Methode zur Förderung von Öl – der Clip zu „My Water's on Fire Tonight (The Fracking Song)“ wurde bisher über 300.000 Mal geklickt. Dem „Cell Phone Privacy Song“ ist eine ähnliche Zirkulation zu wünschen.

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1 Kommentar

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  • NN
    Nano Nebel

    Der Song is ja mal voll bescheuert.