Video der Woche: Essen mit Nazis
Das linke Video-Kollektiv „Leftvision“ hat den Youtube-Klassiker „How Animals eat their food" interpretiert. Die Tiere müssen jetzt im Beisein von Nazis futtern. Warum?
Zwei junge Männer sitzen am Esstisch, einer davon ist Nazi. Der andere fragt: „Wie verhalten sich Tiere, wenn sie mit Nazis essen?“ Und gibt selbst die Antwort, in dem er in animalische Rollen schlüpft – etwa in die eines Wals, eines Flamingos oder Nashorns - und zur Nahrungsaufnahme schreitet.
Der vom Medienkollektiv Leftvision produzierte Clip „How Animals eat with Nazis“ ist ein Remake des Video „How Animals eat their food“. Dieses war lange ein Youtube-Hit und konnte schon mehr als 55 Millionen Klicks generieren.
Leftvision ist linkes Internetfernsehen mit klarer Aussage. Seit 2009 produzieren seine Mitglieder Videos mit Berichten, Interviews und satirischen Beiträgen zu Themen, die ansonsten wenig Aufmerksamkeit in den Mainstream-Medien erhalten. Nun haben sie sich also an der Adaption eines Internet-Memes versucht.
Doch welche Botschaft will Leftvision mit „Wie verhalten sich Tiere, wenn sie mit Nazis essen" mitteilen. Zumindest das kommt rüber: Tiere scheinen ihre, hier etwas grob imitierten Fressattacken keiner Veränderung zu unterziehen, wenn auf einmal Nazis mit am Tisch sitzen.
Die mögliche politische Aussage erschließt sich nicht und wird seitens des Video-Kollektivs nicht erklärt. Auch nicht auf Anfrage eines Facebooknutzers unter dem Post vom 26. April. Auch taz.de konnte die MacherInnen leider nicht erreichen.
Auf dem Esstisch stehen in den einzelnen Tierszenen Wimpel mit Symbolen von Nazi-Organisationen: Vielleicht zielt Leftivision darauf, den ZuschauerInnen diese Symbole kenntlich zu machen. Das kann wichtig sein, um Nazis in der Öffentlichkeit identifizieren zu können.
Knapp über 3.000 Klicks hat das antifaschistisch gewendete Meme bereits bekommen, davon mindestens 15 von taz.de - allein, um sich zu vergewissern, dass die Botschaft des Videos nicht missverstanden wurde. Bildungsauftrag erfüllt?
Leser*innenkommentare
T.V.
Gast
Wer krampfhaft nach ihr sucht, muß die Botschaft schon verstanden haben. Wer dann über die Regisseure lacht, macht sich nur selbst lächerlich.
AgentXZ
Gast
Da hat sich doch schon was verändert in der Darstellung des Essverhaltens.
Im Original hat der Tier-Part sein eigenes Essen und lässt den Tischgenossen mehr oder weniger in Ruhe, er wird nur als Seiteneffekt beim Essen gestört.
Im Remake hingegen wird das Essen direkt weggegessen, es gibt auch nur einen Teller. Das "Rhinozeros" geht im Original auch eigentlich nur auf den "Tisch" los, erst als Folge davon bekommt der Tischgenosse etwas ab, im Remake richtet es sich direkt auf den Tischgenossen.
mumpf
Gast
Und warum ein eigener Taz-Artikel für ein schlechtes Video das bisher auch nur 3000 Klicks bekommen hat?
Bmon
Gast
Das Original ist vom 8.04.13 seit wann ist sowas denn ein "Youtube-Klassiker" oder "lange ein Youtube-Hit"?
Fritz
Gast
"'Antifaschismus' ist Kino". Man muss einen neuen Ansatz ueberlegen. (Denken ist unsichtbar.)