KOMMENTAR: Verwesungsgeruch
■ Der Ausstieg von Thea Bock
Kommentier' doch mal die Krise der GAL“: Redakteure aus dem fernen Berlin können manchmal wahre Herzchen sein. Denn von einer Krise der Hamburger Grünen redet an der Elbe schon lange keiner mehr. Die Partei ist seit geraumer Zeit praktisch tot. Sie hat keine Basis mehr – selbst zu Mitgliederversammlungen erscheint nur noch ein Bruchteil der Funktionäre, einfache Mitglieder sucht man dort vergebens –, und ihr politisches Gewicht in der Stadt tendiert gen Null.
Und falls es dafür noch eines Beweises bedurft hätte – mit Thea Bocks Ausstieg liegt er vor. Ihr Abgang ist die sowohl politische als auch persönliche Tragödie einer Frau, die, aus einem anderen sozio-kulturellen Umfeld als der/die normale Grüne kommend, stets aneckt. Da mag sie fachlich noch so kompetent sein und auch außerhalb des Polit-Biotops GAL noch so anerkannt werden. Die Öko-Fachfrau Bock versank im Meer der Mittelmäßigkeit, wo Expertenwissen keine Chance hat gegen die reine Lehre und wo imperialistische Weltverschwörungen allemal wichtiger genommen werden als die kleinen und großen Sauereien vor Ort. Die GAL als Anwältin der von Mietsteigerungen und Wohnungsnot gepeinigten kleinen Leute? Aber nicht doch. Die Elbe-Grünen als potente Ansprechpartner für zahlreiche Umweltgruppen? Ach was. Dagegen: Die GAL als Rächerin der Jeweiterwegdestobesser –Entrechteten? Aber immer.
Ansätze von Professionalität in der Lokalpolitik lassen sich allenfalls in den regelmäßigen Schlammschlachten erkennen, und es soll keiner glauben, die Realo-Minderheit sei dabei auch nur einen Deut zurückhaltender als die verbiesterte Fundi-Mehrheit. Ausblick ins Jahr 1992: Wer bitte war nochmal die GAL?
Axel Kintzinger
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