: Verteidiger der Schwachen
■ Die Träger des „Alternativen Nobelpreises“ 1990 kommen aus Burkina Faso, Kolumbien und Israel
Stockholm (taz/afp) — Der „Alternative Nobelpreis“ der schwedischen „Right Livelihood“-Stiftung wird dieses Jahr an drei Gruppen und Persönlichkeiten verliehen.
Wohl kaum eine andere Persönlichkeit hat so eine führende Rolle in der afrikanischen Bauernbewegung gespielt hat wie Bernard Lédéa Ouedraogo. Er initiierte in Burkina Faso die „Naam“-Gruppen, eine soziale und ökonomische Strukturform, die an traditionelle afrikanische Werte anknüpft, um die Gesellschaft zu modernisieren. Mit einem Netz von produktionsstätten und Banken werden die Bauern Burkinas unterstützt. Entscheidungen über die Form des Wirtschaftens werden auf lokaler Ebene getroffen, jede Art von Diskriminierung ist verpönt. Großer Wert wird auf die Auswirkungen des Wirtschaftens auf die Umwelt gelegt, Projekte zur Rückgängigmachung der Versteppung gefördert. Die „Naam“-Bewegung hat sich mittlerweile über Burkina hinaus auch auf Senegal, Niger, Mali und Togo ausgebreitet. Gegenwärtig bestehen 2.700 Gruppen mit insgesamt über 160.000 Mitgliedern.
Die Asociación de Trabajadores Campesinos de Carare (Landarbeiterbund von Carare, ATCC) wurde Mitte der 80er Jahre im Gefolge der blutigen Kämpfe zwischen Militärs und Guerilla in Kolumbien gegründet.
Als Versuch, die ihnen aufgezwungene Alternative zwischen Verlassen der Heimat oder Sterben suchten und fanden die Bauern von Carare eine neue Chance: Bleiben und einen ständigen Dialog mit allen Seiten führen, und vor allem strikte Gewaltlosigkeit. Der Erfolg: Zwischen 1987 und Februar 1990, in einer Zeit schlimmster Gewalt in Kolumbien, gab es im Gebiet von Carare nur fünf politische Morde.
Am 26. Februar dieses Jahres wurden vier führende Köpfe der ATCC, darunter ihre Sprecher Miguel Barajas und Josue Mateus, in ihrem Heimatort Cimitarra auf offener Straße erschossen. Die Reaktion: Eine neue Offensive von Gesprächskontakten zwischen allen bewaffneten Gruppen.
Felicia Langer aus Israel, die „schlechteste Anwältin der Welt“, hat 23 Jahre lang Tausende von Palästinensern vor israelischen Militärgerichten verteidigt, ohne jemals einen Sieg davongetragen zu haben. Als erste israelische Anwältin, die sich für die Belange der Palästinenser in den besetzten Gebieten eingesetzt hat, kämpfte die 1930 im polnischen Tarnow geborene Jüdin gegen den Terror des israelischen Militärs, gegen systematische Folterungen und die ständigen Verletzungen des internationalen Rechts. 1990 verließ Felicia Langer Israel. „Ich entschied mich, nicht länger ein Feigenblatt für dieses System sein zu können. Wie sehr ich mich auch bemühe, ich werde den Palästinensern nicht zum Recht verhelfen können.“ Reinahrd Wolff
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