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Verstoß gegen ResidenzpflichtVoice-Aktivist wird abgeschoben

Der Asylbewerber Felix Otto engagiert sich in einer Organisation für afrikanische Flüchtlinge. Er saß sechs Monate in Haft, weil er seinen Landkreis verlassen hatte.

Sah keinen Grund, die Abschiebung von Felix Otto zu überdenken: Thüringens Innenminister Manfred Scherer. Bild: dpa

Das Verwaltungsgericht Gera hat einen Eilantrag gegen die Abschiebung des Asylbewerbers Felix Otto abgelehnt. Otto wird am Dienstag in Begleitung von Bundespolizisten nach Kamerun fliegen - neun Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland.

Das letzte halbe Jahr davon hat der abgelehnte Asylbewerber in der JVA Suhl verbracht. Dort saß er wegen Verstoßes gegen die "Residenzpflicht" - jenes Gesetz, dass es Flüchtlingen verbietet, den ihnen zugewiesenen Landkreis zu verlassen.

Ottos Anwältin Beatrix Wallek hatte den Eilantrag gestellt. Weil ihr Mandant erkrankt sei und es eine Reihe von Verfahrensfehler gegeben habe: So sei sie nicht zur Anhörung über die Abschiebehaft geladen worden, eine vorgeschriebene Anhörung über die Wiedereinsetzung der Bewährung habe nicht stattgefunden. Doch all das nutzte nichts. Heute soll Otto mit einer Air-France-Linienmaschine über Paris nach Douala geflogen werden.

Der ansonsten unbescholtene Otto war im Dezember wegen Residenzpflichtverstößen zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt worden. "Das ist das bei Weitem härteste Urteil wegen dieses schikanösen Gesetzes, das wir kennen", sagte Bernd Mesovic von Pro Asyl.

Seit April hatte die afrikanische Flüchtlingsorganisation The Voice aus Jena, bei der Otto aktiv war, eine Kampagne für Ottos Freilassung betrieben. Ihr Sprecher Osaren Igbinoba sieht die europaweit einmalige Bestimmung in einer Tradition mit deutschen Kolonialgesetzen: "Während der Kolonialisierung Togos und Kameruns durch Deutschland war es der Bevölkerung nicht erlaubt, ihr Dorf oder Gebiet ohne eine kostenpflichtige Sondergenehmigung zu verlassen."

Schließlich, so Igbinoba, hätten auch die Nazis 1938 eine Ausländerpolizeiverordnung erlassen, die es ermöglichte, Ausländern eine "räumliche Beschränkung" aufzuerlegen. Otto habe sich "lediglich die Bewegungsfreiheit genommen, die außer Asylbewerbern jedem Menschen in Deutschland zusteht", sagt Igbinoba.

Als Otto für die Abschiebung die Reststrafe von drei Monaten erlassen wurde, sammelte The Voice hunderte Unterschriften für sein Aufenthaltsrecht. Thüringens Innenminister Manfred Scherer (CDU) beeindruckte das, kurz vor der Landtagswahl, offenbar nicht: "Welchen Anlass sollte es geben, von einer Abschiebung abzusehen?", fragt Adalbert Alexy, der Sprecher des für die Abschiebung zuständigen Landesverwaltungsamtes in Weimar. Otto habe "gerichtlich kein Bleiberecht mehr".

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42 Kommentare

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  • K
    Krizla

    Den Heimflug per Lufthansa muss er wahrscheinlich auch noch selbst bezahlen.

     

    Das nenn ich deutsche Gastfreundschaft.

  • UB
    Urs Brauer

    Das ist Wahnsinn, dass so etwas unter den Augen der Öffentlichkeit stattfinden kann. Ich höre schon wieder die deutsche politische Öffentlichkeit nach China und anderswo auf die Menschenrechte pochen, aber hier, in Thüringen ist es möglich genau diese zu verletzen. Wo leben wir eigentlich?

    Ich wünsche hier mehr Öffentlichkeit für diesen Fall und Aufklärung über die "Residenzpflicht", die es im übrigen immernoch abzuschaffen gilt.

  • A
    aso

    @ obstsalat:

    Eben. Da fragt sich mancher Bürger, wozu gibt es das Asylverfahren überhaupt? Wenn diejenigen, die abgelehnt werden, das nicht juckt, und einfach bleiben?

    Das empfinden jene, die dann ins Flugzeug gesetzt werden mit recht als ungerecht.

    Gleiches Recht für Alle nach einer Ablehnung wäre sinnvoller, weil gerechter, und für jeden Abgelehnten nachvollziehbar.

  • C
    Croton

    Nach allem was ich so gehört habe, ist Gera wohl ein ziemlich braunes Pflaster.

    Da wundert es mich nicht, das dort Justiz und (Landes-)politik ebenfals eine deutliche Einfärbung

    hat.

    Die schicken dann schon mal einen Menschen wegen eine Lappalie in seine Verdammnis und fühlen sich noch gut dabei.

  • O
    obstsalat

    Wahnsinn! Neun Jahre bis abgelehnte Asylbewerber endlich abgeschoben werden. Auch und vor allem dank der berufsmäßigen Unterstützerszene.

  • M
    Micha

    Welchen Sinn hat diese Residenzpflicht eigentlich?

     

    Ich vermute jetzt mal, es geht darum, die Verantwortung für Flüchtlinge auf alle Regionen zu verteilen, weil ansonsten die Metropolen wie Frankfurt oder Berlin alles allein tragen müssten. Ich nehme nicht an, daß sich in Kamerun jemand sagt: ich würd so gern in Thüringen wohnen!

     

    Nun gut, der förderale Proporz ist hierzulande halt ein Heiligtum, das kann man nicht ahnen, wenn man von weit her kommt.

     

    Aber jemanden wegen sowas ACHT MONATE einzuknasten ist nun wirklich pervers.

  • G
    Guido

    In Thüringen bereitet sich die CDU wohl schon auf eine Koalition mit der NPD vor. Da kann man natürlich niemanden gebrauche, der sich für die Rechte von Flüchtlingen einsetzt. Geistig steht die CDU der NPD auf jeden Fall näher als jeder anderen Partei.

  • H
    h1111

    Bei allem Respekt für die Kommentatoren würde mich doch ein wenig der Gesamthintergrund des Falles interessieren. Warum wurde der Asylantrag abgelehnt? Weshalb wurde Herr Otto geduldet?

    Ich mag diese landesregierung keineswegs und die bestehende Gesetzeslage scheint äußerst nebulös. Allerdings scheint es, dass der Landesinnenminister sehr wohl nach der derzeitigen Gesetzeslage das Recht hatte Herrn Otto abzuschieben.

  • KS
    Kira Steinkamp

    Die Residenzpflicht verhindert die Bildung von Ghettos nach franz., brit. oder schwedischem Vorbild.

    Gerade die Grossstädte wie Berlin , Hamburg oder Köln werden überhaupt kein Interesse daran haben das die Residenzpflicht aufgehoben wird, denn sie würden zu den Hautmagnetpunkten welche von der neuen Freiheit betroffen wären.

  • H
    huhi

    Bei aller Rücksicht auf die vorausgegangenen Kommentare. Könnte man vielleicht bitte etwas mehr zu diesem Fall erfahren. Z.B. warum der Asylantrag abgelehnt wurde und wann, ob dann versucht wurde abzuschieben etc. Die Seite von Voice gibt da wenig Sustanzielles her, da sie verständlicherweise nur die eine Seite der Medaille zeigt.

  • U
    uiop

    Das ist ein dicker Skandal. Die Residenzpflicht gehört schon lange abgeschaffft; es hätte sie nie geben dürfen. Es ist das Verdienst der Flüchtlingsorganisation The Voice, an die historische Parallele der Residenzpflicht zum deutschen Kolonialismus und zum Nationalsozialismus zu erinnern. Der Abschiebeknast ist eine genauso unsägliche Institution, denn hier sitzen Menschen ein, sogar Minderjährige, die nichts verbrochen haben, letztlich nur aufgrund ihrer Herkunft als Flüchtlinge.

     

    Die Verweigerung des Aufenthaltsrechts für Felix Otto ist eine Schäbigkeit, mit der politisch mal wieder ein fatales, nämlich rassistisches, Signal gesetzt wird.

  • A
    anke

    Die Thüringer Rechte hat vor rund einer Woche den CDU-Integrationsbeauftragten Zeca Schall einen Alibi-Neger genannt. Sieht aus, als hätte sie die Partei besser gekannt, als diese sich selbst. Dieter Althaus nämlich war seinerzeit felsenfest überzeugt, es handele sich bei dieser Behauptung der NPD um Volksverhetzung. Schall wird seither von Polizisten bewacht. Wahlkampf darf er nicht mehr machen. Genau so wenig, wie Felix Otto, der für die freie Wahl des Aufenthaltsortes gekämpft hatte.

     

    Althaus' Parteikollege Manfred Scherer fragt sich nun (natürlich rein rethorisch), welchen Anlass es wohl geben könnte, von der Abschiebung des offenbar zu kämpferischen Herrn Otto abzusehen. Die anstehende Wahl, glaubt er, kann es nicht sein. Schließlich: Man hat seine Gegner. Und man hat Feinde. Die Feinde stehen links. Mit Links nämlich, behauptet die Thüringer CDU auf ihren überdimensionalen Wahlplakaten, ließe sich keine Zukunft machen. 'Mit rechts schon', muss man offenbar in Gedanken ergänzen. Bei Lichte betrachtet nämlich rechnen sich die Thüringer (Anti-)Christdemokraten offenbar eine Zukunft mit Rechten aus. Nein, nicht mit der Partei dieser Leute, der sagt sie den juristischen Kampf an. Sie will nur deren Personal rekrutieren. Jungs wie Tobias Kammler und Hendrik Heller sollen "eingebunden" werden in die Strukturen der Partei. Und wenn zu diesem Zweck die Strukturen rechts gewendet werden müssen, dann geschieht eben genau das.

     

    "Ausländer raus!", sagen die Nazis. "Ausländer raus!", sagt auch Manfred Scherer. Natürlich nicht, ohne zu ergänzen: "Wenn sie sich nicht an unsere Regeln halten". Gedacht hat er vermutlich: 'Wenn sie sich nicht freiwillig unseren Schikanen unterwerfen'. Der Mann hat großes Glück, dass er Deutscher ist. Wohin, schließlich, soll man einen Typen wie ihn abschieben, wenn er die eigenen Regeln mit Füßen tritt? Verfahrensfehler, sagt Scherer und grinst sich eins, wären kein Grund, die Vollstreckung eines Urteils zu verweigern. Nach Rechtsstaat klingt das alles nicht. Eher nach einem rechten Staat.

     

    Übrigens: Auch die Thüringer Grünen haben ihre Wahlkampfhelfer. Einer davon, ein waschechter Migrationshintergrund-Inhaber, hat die SPD gerade rechts überholt. "Nicht mit der Linken!" soll er nach aktueller Aussage meines Radiosenders gerade erst verkündet haben. Einer SPD, die mit Althaus und Scherer gemeinsam regieren würde, möchte er aber ausgesprochen gern die rechte (?) Hand zum (Regierungs-)Bunde reichen. Ist ja schließlich nicht fürs Leben, schon gar nicht für das Leben kämpferischer Migranten. Soll ja eigentlich nur für die nächsten vier Jahre sein - und natürlich für Rot-Grün auf Bundesebene...

  • R
    ralinsky

    Man wird bei dieser, Europa weit, einzigartigen "Residenzpflicht" doch stark an die ständische Gesellschaft erinnert. Sicherlich stößt man auf weitere Verfahrensfehler, wenn man weiter gräbt! - Klar ist nur eins: Hier sollte ein Exempel statuiert werden, welches nur eine Botschaft trägt. Nämlich, dass der Asylsuchende keine Stimme hat, egal wie stark er sich engagiert!

  • I
    IBO

    es ist traurig da ziehen die rechten und die "demokraten" doch tasächlich an einem strang, kommt es nur mir so vor oder ist es tatsächlich so das alle rechte die in der brd grossgeschrieben wurden vergangenheit sind?

    menschen die freiheit zu nehmen sich frei zu bewegen traue ich einem ns staat zu - für eine demokratische gesinnung ist dieser zustand nicht mehr haltbar.

    ich wünsche dem herrn der dies entschied eine wahlschlappe sondergleichen!!!

  • V
    vic

    Es war nicht alles schlecht als die Mauer noch stand...

  • A
    arki

    Deutschland im Jahr 2009....traurig und beschämend...

    Ich bitte die taz mehr über diese skandalösen Gesetze öffentlich zu machen. Dieses zwanghafte festhalten an diesen ekelhaften faschistoiden Traditionen macht mich immer wieder fassungslos. Es muss auch nochmal klar gesagt werden das der Landesinnenminister sehr wohl nach der derzeitigen Gesetzeslage das Recht hatte Felix Otto nicht abzuschieben. Aber Rechte Wähler gehen wohl vor...den Namen des Richters zu nennen der jemanden 8 Monate einsperren lässt weil er sich im "falschen Bereich" aufgehalten hat ist glaube ich auch nicht illegal. Würde mich jedenfalls interessieren.

  • HU
    Herz und Verstand

    Es ist traurig. Eine Schande.

  • Z
    zero_content

    ich mochte hier nicht meine situation als alger mit der der asylanten vergleichen,doch muss ich darauf hinweisen,das es für uns auch eine residenzpflicht gibt.

  • F
    faulpelz

    Leider ist es nicht so, dass alle Menschen sich frei bewegen können. Auch ALG II-Bezieher müssen sich abmelden, wenn sie ihre Stadt / den Landkreis verlassen. Es ist eben nicht jeder "Bürger". Zeit wird es, dass diese beschämende "Residenzpflicht" (hat einen Spitzenplatz unter den Euphemismen verdient), die sonst nur für Kriminelle oder Verdächtige gilt, abgeschafft wird.

  • V
    VorOrtHilfe

    hilfe vor ort bringt sowieso mehr als wenn die afrikaner entwurzelt in deutschland leben.

     

    deshalb sollte man in afrika fördern anstatt peinlich naiv die afrikaner ins land zu holen.

  • S
    Schulz

    Natuerlich kenne ich voice fuer Afrika nicht.

    Aber Selbsthilfegruppen gibt es viele.

    Wenn nach so langer Zeit ohne ausreichende Begruendung Menschen weggeschickt werden, zwangsweise zur Rueckkehr bewegt ist das sehr schwer.

    Ich kann es nicht nachvollziehen, besonders,

    wenn kein Verbrechen vorliegt, kein internationaler Haftbefehl, und der deutsche Name eigentlich doch eine Verleihung darstellt.

    Eine unnoetige Einschraenkung von Bewegungsfreiheit

    ist nicht nach der Menschenwuerde jedes Menschen.

    Die Menschenwuerde ist nicht antastbar...

    Wir brauchen keine Kolonialzeit in Deutschland,

    weder fuer die Reichen (Panzerglasautos und Privatwachen, hinter Festungsmauern) noch fuer die Armen. Armut sollte es nicht mehr geben.

    Nach dem Motto: Ihr muesst uns eh nehmen, auch wenn Ihr nicht wollt, kommt weder fuer Deutsche noch fuer Auslaender, weder fuer Asylanten, Studenten, Arbeitslose, Senioren noch irgendwen etwas Gutes heraus.

    Der Traum vom Auszug der voice nach Afrika wird sich nicht erfuellen.

    Es darf einfach kein Recht des Staerkeren gegen den Schwaecheren erfuellt werden.

  • K
    Krizla

    Den Heimflug per Lufthansa muss er wahrscheinlich auch noch selbst bezahlen.

     

    Das nenn ich deutsche Gastfreundschaft.

  • UB
    Urs Brauer

    Das ist Wahnsinn, dass so etwas unter den Augen der Öffentlichkeit stattfinden kann. Ich höre schon wieder die deutsche politische Öffentlichkeit nach China und anderswo auf die Menschenrechte pochen, aber hier, in Thüringen ist es möglich genau diese zu verletzen. Wo leben wir eigentlich?

    Ich wünsche hier mehr Öffentlichkeit für diesen Fall und Aufklärung über die "Residenzpflicht", die es im übrigen immernoch abzuschaffen gilt.

  • A
    aso

    @ obstsalat:

    Eben. Da fragt sich mancher Bürger, wozu gibt es das Asylverfahren überhaupt? Wenn diejenigen, die abgelehnt werden, das nicht juckt, und einfach bleiben?

    Das empfinden jene, die dann ins Flugzeug gesetzt werden mit recht als ungerecht.

    Gleiches Recht für Alle nach einer Ablehnung wäre sinnvoller, weil gerechter, und für jeden Abgelehnten nachvollziehbar.

  • C
    Croton

    Nach allem was ich so gehört habe, ist Gera wohl ein ziemlich braunes Pflaster.

    Da wundert es mich nicht, das dort Justiz und (Landes-)politik ebenfals eine deutliche Einfärbung

    hat.

    Die schicken dann schon mal einen Menschen wegen eine Lappalie in seine Verdammnis und fühlen sich noch gut dabei.

  • O
    obstsalat

    Wahnsinn! Neun Jahre bis abgelehnte Asylbewerber endlich abgeschoben werden. Auch und vor allem dank der berufsmäßigen Unterstützerszene.

  • M
    Micha

    Welchen Sinn hat diese Residenzpflicht eigentlich?

     

    Ich vermute jetzt mal, es geht darum, die Verantwortung für Flüchtlinge auf alle Regionen zu verteilen, weil ansonsten die Metropolen wie Frankfurt oder Berlin alles allein tragen müssten. Ich nehme nicht an, daß sich in Kamerun jemand sagt: ich würd so gern in Thüringen wohnen!

     

    Nun gut, der förderale Proporz ist hierzulande halt ein Heiligtum, das kann man nicht ahnen, wenn man von weit her kommt.

     

    Aber jemanden wegen sowas ACHT MONATE einzuknasten ist nun wirklich pervers.

  • G
    Guido

    In Thüringen bereitet sich die CDU wohl schon auf eine Koalition mit der NPD vor. Da kann man natürlich niemanden gebrauche, der sich für die Rechte von Flüchtlingen einsetzt. Geistig steht die CDU der NPD auf jeden Fall näher als jeder anderen Partei.

  • H
    h1111

    Bei allem Respekt für die Kommentatoren würde mich doch ein wenig der Gesamthintergrund des Falles interessieren. Warum wurde der Asylantrag abgelehnt? Weshalb wurde Herr Otto geduldet?

    Ich mag diese landesregierung keineswegs und die bestehende Gesetzeslage scheint äußerst nebulös. Allerdings scheint es, dass der Landesinnenminister sehr wohl nach der derzeitigen Gesetzeslage das Recht hatte Herrn Otto abzuschieben.

  • KS
    Kira Steinkamp

    Die Residenzpflicht verhindert die Bildung von Ghettos nach franz., brit. oder schwedischem Vorbild.

    Gerade die Grossstädte wie Berlin , Hamburg oder Köln werden überhaupt kein Interesse daran haben das die Residenzpflicht aufgehoben wird, denn sie würden zu den Hautmagnetpunkten welche von der neuen Freiheit betroffen wären.

  • H
    huhi

    Bei aller Rücksicht auf die vorausgegangenen Kommentare. Könnte man vielleicht bitte etwas mehr zu diesem Fall erfahren. Z.B. warum der Asylantrag abgelehnt wurde und wann, ob dann versucht wurde abzuschieben etc. Die Seite von Voice gibt da wenig Sustanzielles her, da sie verständlicherweise nur die eine Seite der Medaille zeigt.

  • U
    uiop

    Das ist ein dicker Skandal. Die Residenzpflicht gehört schon lange abgeschaffft; es hätte sie nie geben dürfen. Es ist das Verdienst der Flüchtlingsorganisation The Voice, an die historische Parallele der Residenzpflicht zum deutschen Kolonialismus und zum Nationalsozialismus zu erinnern. Der Abschiebeknast ist eine genauso unsägliche Institution, denn hier sitzen Menschen ein, sogar Minderjährige, die nichts verbrochen haben, letztlich nur aufgrund ihrer Herkunft als Flüchtlinge.

     

    Die Verweigerung des Aufenthaltsrechts für Felix Otto ist eine Schäbigkeit, mit der politisch mal wieder ein fatales, nämlich rassistisches, Signal gesetzt wird.

  • A
    anke

    Die Thüringer Rechte hat vor rund einer Woche den CDU-Integrationsbeauftragten Zeca Schall einen Alibi-Neger genannt. Sieht aus, als hätte sie die Partei besser gekannt, als diese sich selbst. Dieter Althaus nämlich war seinerzeit felsenfest überzeugt, es handele sich bei dieser Behauptung der NPD um Volksverhetzung. Schall wird seither von Polizisten bewacht. Wahlkampf darf er nicht mehr machen. Genau so wenig, wie Felix Otto, der für die freie Wahl des Aufenthaltsortes gekämpft hatte.

     

    Althaus' Parteikollege Manfred Scherer fragt sich nun (natürlich rein rethorisch), welchen Anlass es wohl geben könnte, von der Abschiebung des offenbar zu kämpferischen Herrn Otto abzusehen. Die anstehende Wahl, glaubt er, kann es nicht sein. Schließlich: Man hat seine Gegner. Und man hat Feinde. Die Feinde stehen links. Mit Links nämlich, behauptet die Thüringer CDU auf ihren überdimensionalen Wahlplakaten, ließe sich keine Zukunft machen. 'Mit rechts schon', muss man offenbar in Gedanken ergänzen. Bei Lichte betrachtet nämlich rechnen sich die Thüringer (Anti-)Christdemokraten offenbar eine Zukunft mit Rechten aus. Nein, nicht mit der Partei dieser Leute, der sagt sie den juristischen Kampf an. Sie will nur deren Personal rekrutieren. Jungs wie Tobias Kammler und Hendrik Heller sollen "eingebunden" werden in die Strukturen der Partei. Und wenn zu diesem Zweck die Strukturen rechts gewendet werden müssen, dann geschieht eben genau das.

     

    "Ausländer raus!", sagen die Nazis. "Ausländer raus!", sagt auch Manfred Scherer. Natürlich nicht, ohne zu ergänzen: "Wenn sie sich nicht an unsere Regeln halten". Gedacht hat er vermutlich: 'Wenn sie sich nicht freiwillig unseren Schikanen unterwerfen'. Der Mann hat großes Glück, dass er Deutscher ist. Wohin, schließlich, soll man einen Typen wie ihn abschieben, wenn er die eigenen Regeln mit Füßen tritt? Verfahrensfehler, sagt Scherer und grinst sich eins, wären kein Grund, die Vollstreckung eines Urteils zu verweigern. Nach Rechtsstaat klingt das alles nicht. Eher nach einem rechten Staat.

     

    Übrigens: Auch die Thüringer Grünen haben ihre Wahlkampfhelfer. Einer davon, ein waschechter Migrationshintergrund-Inhaber, hat die SPD gerade rechts überholt. "Nicht mit der Linken!" soll er nach aktueller Aussage meines Radiosenders gerade erst verkündet haben. Einer SPD, die mit Althaus und Scherer gemeinsam regieren würde, möchte er aber ausgesprochen gern die rechte (?) Hand zum (Regierungs-)Bunde reichen. Ist ja schließlich nicht fürs Leben, schon gar nicht für das Leben kämpferischer Migranten. Soll ja eigentlich nur für die nächsten vier Jahre sein - und natürlich für Rot-Grün auf Bundesebene...

  • R
    ralinsky

    Man wird bei dieser, Europa weit, einzigartigen "Residenzpflicht" doch stark an die ständische Gesellschaft erinnert. Sicherlich stößt man auf weitere Verfahrensfehler, wenn man weiter gräbt! - Klar ist nur eins: Hier sollte ein Exempel statuiert werden, welches nur eine Botschaft trägt. Nämlich, dass der Asylsuchende keine Stimme hat, egal wie stark er sich engagiert!

  • I
    IBO

    es ist traurig da ziehen die rechten und die "demokraten" doch tasächlich an einem strang, kommt es nur mir so vor oder ist es tatsächlich so das alle rechte die in der brd grossgeschrieben wurden vergangenheit sind?

    menschen die freiheit zu nehmen sich frei zu bewegen traue ich einem ns staat zu - für eine demokratische gesinnung ist dieser zustand nicht mehr haltbar.

    ich wünsche dem herrn der dies entschied eine wahlschlappe sondergleichen!!!

  • V
    vic

    Es war nicht alles schlecht als die Mauer noch stand...

  • A
    arki

    Deutschland im Jahr 2009....traurig und beschämend...

    Ich bitte die taz mehr über diese skandalösen Gesetze öffentlich zu machen. Dieses zwanghafte festhalten an diesen ekelhaften faschistoiden Traditionen macht mich immer wieder fassungslos. Es muss auch nochmal klar gesagt werden das der Landesinnenminister sehr wohl nach der derzeitigen Gesetzeslage das Recht hatte Felix Otto nicht abzuschieben. Aber Rechte Wähler gehen wohl vor...den Namen des Richters zu nennen der jemanden 8 Monate einsperren lässt weil er sich im "falschen Bereich" aufgehalten hat ist glaube ich auch nicht illegal. Würde mich jedenfalls interessieren.

  • HU
    Herz und Verstand

    Es ist traurig. Eine Schande.

  • Z
    zero_content

    ich mochte hier nicht meine situation als alger mit der der asylanten vergleichen,doch muss ich darauf hinweisen,das es für uns auch eine residenzpflicht gibt.

  • F
    faulpelz

    Leider ist es nicht so, dass alle Menschen sich frei bewegen können. Auch ALG II-Bezieher müssen sich abmelden, wenn sie ihre Stadt / den Landkreis verlassen. Es ist eben nicht jeder "Bürger". Zeit wird es, dass diese beschämende "Residenzpflicht" (hat einen Spitzenplatz unter den Euphemismen verdient), die sonst nur für Kriminelle oder Verdächtige gilt, abgeschafft wird.

  • V
    VorOrtHilfe

    hilfe vor ort bringt sowieso mehr als wenn die afrikaner entwurzelt in deutschland leben.

     

    deshalb sollte man in afrika fördern anstatt peinlich naiv die afrikaner ins land zu holen.

  • S
    Schulz

    Natuerlich kenne ich voice fuer Afrika nicht.

    Aber Selbsthilfegruppen gibt es viele.

    Wenn nach so langer Zeit ohne ausreichende Begruendung Menschen weggeschickt werden, zwangsweise zur Rueckkehr bewegt ist das sehr schwer.

    Ich kann es nicht nachvollziehen, besonders,

    wenn kein Verbrechen vorliegt, kein internationaler Haftbefehl, und der deutsche Name eigentlich doch eine Verleihung darstellt.

    Eine unnoetige Einschraenkung von Bewegungsfreiheit

    ist nicht nach der Menschenwuerde jedes Menschen.

    Die Menschenwuerde ist nicht antastbar...

    Wir brauchen keine Kolonialzeit in Deutschland,

    weder fuer die Reichen (Panzerglasautos und Privatwachen, hinter Festungsmauern) noch fuer die Armen. Armut sollte es nicht mehr geben.

    Nach dem Motto: Ihr muesst uns eh nehmen, auch wenn Ihr nicht wollt, kommt weder fuer Deutsche noch fuer Auslaender, weder fuer Asylanten, Studenten, Arbeitslose, Senioren noch irgendwen etwas Gutes heraus.

    Der Traum vom Auszug der voice nach Afrika wird sich nicht erfuellen.

    Es darf einfach kein Recht des Staerkeren gegen den Schwaecheren erfuellt werden.