: „Verstehen, was eigentlich geschehen ist“
■ Gerd Poppe, heute Bündnis 90 und früher Mitglied der Bürgerrechtsgruppe „Initiative Frieden Menschenrechte“, über DDR-Opposition und Stasi
taz: Als Sie Ihre Akten einsehen konnten. Gab es einen Abschnitt, eine Etappe Ihrer politischen Biographie, die Sie zuallererst erkunden wollten?
Gerd Poppe: Ich begann sehr unsystematisch. Ich kam zwar mit einer Systematik im Kopf an, doch dann saß ich vor diesen Bergen und habe mir den allerersten Band genommen, der vor mir lag. Der war von 1976. Da fehlte noch vieles von der Zeit davor, aber wahrscheinlich war das ein anderer operativer Vorgang. Und dann nahm ich einen ganz anderen, neuen Band, der bis November 1989 geht. Irgendwann las ich diagonal, um IMs rauszufischen. Insgesamt aber unsystematisch.
Es hat mich sehr gewundert, daß ich nicht fähig war, in aller Ruhe nach ein paar bestimmten Dingen zu suchen und dann vielleicht am nächsten Tag alles ausgewertet zu haben. Das hatte sicherlich damit zu tun, daß man dauernd auf Stellen stößt, die einen zum Grübeln bringen. Dann liest man sich fest, irgendwann ist es unerträglich. Erst wenn meine Neugierde befriedigt ist, kann ich ruhiger herangehen. Man muß Beispiele finden, die symptomatisch sind. Und die muß man erst finden.
Wenn Sie eine erste Bilanz ziehen, zwei Wochen nach Beginn der Akteneinsicht. Wieweit ging der Einfluß der Stasi auf Ihr Leben und Ihre Arbeit?
Gerd Poppe:Vieles ist in allen Details als Szenario aufgeschrieben worden, und ist dann auch versucht worden umzusetzen. Es gibt einen z.B. Maßnahmenplan, in den auch meine Kinder miteinbezogen waren. Da ging die Stasi in die Schule meines damals siebenjährigen Sohnes und führten ein langes Gespräch mit der Direktorin. Später wurden die Lehrer zusammengerufen und es wurde strategisch überlegt, wie man ihn möglichst auf die richtige Bahn bringen könne, ihn also von seinen Eltern entfernen könne. Das hat nicht geklappt, konnte nicht klappen. Solche Ideen aber haben sie gehabt. Ich konnte in meiner Akte eine Menge Pläne finden, die sich mit den Jahren änderten. Es gab auch die Vorstellung, uns mit einigen Privilegien lahmzulegen. Etwa, meiner Frau die Reiseerlaubnis in osteuropäische Länder zu geben, mir aber jegliche Reise zu verweigern.
Da hat sich auch unser Freund Sascha Anderson ausgezeichnet. Ich war ganz erstaunt, wieviele Berichte es von ihm gibt. Ich konnte mich gar nicht erinnern, daß er so oft bei uns gewesen ist. Ähnliche Beobachtungen machte auch Bärbel Bohley, auch Lutz Rathenow sagte heute dasselbe. Es ist wirklich verblüffend, welche Empfindungen wir dabei haben. Anderson ist nach meiner Akte einer der am meisten belasteten Spitzel. Ohne Zweifel. Er hat Leute regelrecht denunziert. Und es kann nicht davon die Rede sein, daß es sich dabei nur um irgendwelche literarischen Auseinandersetzungen gehandelt hat.
Woran liegt es, daß Sie sich so schwer an die Häufigkeit der Besuche etwa Andersons erinnern können? Wie verhielt er sich denn?
Mir ist das jetzt auch nicht ganz klar. Vielleicht war es geschickte Tarnung, vielleicht achteten wir nur nicht darauf. In den 80ern sagten wir uns — nachdem es früher ja auch eher so gewesen war, daß die DDR-Opposition etwas konspiratives an sich hatte —, wenn wir überhaupt Erfolg haben wollen, müssen wir alles öffentlich tun. Wir nahmen das Risiko auf uns, daß Spitzel hineinbugsiert wurden. Nie hatten wir daran gezweifelt, daß es die gab. Allerdings hatten wir nicht im mindesten das Ausmaß geahnt. Etwa, daß bei der ‘Initiative Frieden und Menschenrechte' von einem Kern aus 20 Leuten zehn Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit waren.
Das Verhältnis 10 zu 20 klingt doch dramatisch.
Die Masse allein bedingt schon einen bestimmten Einfluß. Zumindest nachträglich sind all die Hilflosigkeiten und Widersprüche, die wir oft verspürten, damit verbunden. Wenn man zu einem bestimmten Thema arbeitete und da am Ende eine Anleitung zum Handeln oder ein Diskussionspapier stehen sollte, so kam das oftmals nicht zustande, weil diejenigen, die dort mitarbeiteten, zum Teil den Auftrag hatten, eben dies zu verhindern. Sie verzögerten, gaben ihren eigenen Teil zu spät ab, formulierten ihn umständlich und so blöd, daß man das wegwerfen konnte. Ich glaube aber nicht, daß die Rolle so entscheidend war, weil die Leute in der Gruppe, die die dominantesten waren und die zentralen Ideen hatten, keine Stasi-Mitarbeiter waren. Mit Ausnahme von zweien, die in der letzten Phase besonder aktiv waren.
Wird über die Akteneinsicht ein Stück weit die Rolle der Stasi innerhalb der Opposition transparent? Lassen sich unterschiedliche Strategien erkennen? Etwa, daß einzelne nur Berichte schrieben, andere versuchten, destruktiv Einfluß zu nehmen oder anzuheizen? Und generell, inwieweit hatten IMs vor der Wende eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Opposition?
Das ist im Moment nicht vollständig zu klären. Versucht haben sie es auf jeden Fall. Der Schwerpunkt lag dabei nach meinem Empfinden auf der Zersetzung. Der Begriff taucht immer wieder in den Berichten auf, wenn es zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern Streit gibt. Das wird ganz zentral vermerkt. In den Berichten von Monika Heger etwa ist regelmäßig mit großer Ausführlichkeit vermerkt, wenn es unterschiedliche Auffassungen zwischen Bärbel Bohley und mir gab. Sie versuchte dies zumindest zu forcieren, wenn sie auch nicht das Format hatte, die Widersprüche zu verstärken. Sicherlich spielte sie eine geringe Rolle. Aber wenn jemand, der sehr aktiv war, ein Mann wie Ibrahim Böhme, das tat, dann wurden ja damit direkt die Pläne und Ideen der Gruppe zunichte gemacht.
Läßt sich dies denn möglicherweise rekonstruieren? Ist der Einfluß Ibrahim Böhmes als zersetzend oder forcierend festzustellen? Eine gezielte Zersetzung wäre doch möglicherweise der Gruppe nicht mehr entgangen.
Das ist ein Balanceakt: der Gruppe oder der Person, auf die sich dieser Zersetzungsplan bezieht, eine bestimmte Richtung zu geben. Vorkehren, fördern, oder möglichst verhindern. Das ist sehr differenziert zu betrachten. Die Maßnahmepläne der Staatssicherheit beinhalteten teilweise vollkommen gegensätzliche Strategien gegenüber mir und meiner Familie. Man kann nicht sagen, daß sie grundsätzlich Leute nur demontierten, oder malträtierten. Aber sie versuchten, in unser Leben einzugreifen, es zu manipulieren, es ohne unser Wissen und Zutun zu beeinflussen mittels derjenigen, die wir zum Teil als unsere Freunde ansahen.
Ist aber nicht auch das Umgekehrte denkbar: einerseits Bespitzelung und Zersetzung, andererseits aber nach langjähriger politischer Zusammenarbeit ein gegenläufiger Prozeß.
Leider ist das bei den meisten überhaupt nicht zu sehen. Der überwiegende Teil der IM-Berichte ist eher davon geprägt, daß in allergrößter Ausführlichkeit und mit Bereitwilligkeit berichtet wird, daß auch Leute in Gefahr gebracht werden, sehr viele Namen und Details genannt werden, immer mehr gesagt wird, als nötig wäre. Es paßt so gar nicht zu den Schutzbehauptungen der Enttarnten: ‘Wir konnten uns nicht dagegen wehren, wir sind aufgrund einer Erpreßbarkeit da hineingeraten, Wir haben niemandem geschadet, im Gegenteil, wir versuchten immer, unsere Freunde zu schützen'. Es wurde sogar dazuerfunden.
Was heißt, dazuzuerfinden?
Die Phantasie spielen zu lassen, es auszuschmücken, eine Aura um etwas entstehen zu lassen, Leute interessanter oder gefährlicher darzustellen, als sie waren. Und sich damit als Berichtgeber auch wieder interessanter zu machen. Dadurch wird ein Teil der IM-Berichte zweifelhaft. Sie sind nie ganz falsch, es gibt viele Fakten, an die man sich genau erinnert. Aber geht es darum, sie insgesamt zu bewerten, entsteht oftmals ein ganz anderer Eindruck, als der, den wir von der Situation hatten. Das soll wohl auch so sein, denn man mußte ja immer den Sinn der Tätigkeit herauskehren, also das Feindbild kultivieren.
Läßt sich denn schon genauer absehen, inwieweit die Konflikte zwischen den oppositionellen Gruppen gesteuert waren? Damit hatte die Opposition ja durch die ganzen 80er Jahre zu kämpfen.
Das befürchte ich, daß dieser Versuch unternommen wurde.
Es gab nach 1988 eine monatelange, sehr heftig geführte Debatte über das Verhalten von Freya Klier, Stefan Krawczyk und Wolfgang Templin im Zuge der Verhaftungen und des Unterschreibens dieses Ausbürgerungsantrags. Diese Debatte lähmte die Opposition. Aus westlicher Sicht war nie genau einschätzbar, wie man sich an dieser Frage derart festbeißen und die politische Arbeit vernachlässigen konnte.
Daß es in einer solchen Krisensituation unterschiedliche Einschätzungen gibt, ist eigentlich normal. Aber ich glaube schon, daß sie dann Konflikte schürten. Etwa durch Ungleichbehandlung oder durch Streuung von Gerüchten. Oder wenn bei der Inhaftierung mithilfe der Stasi die Inhaftierten belogen wurden. Man macht es sich sehr leicht, wenn man sagt: Ralf Hirsch etwa hätte das ja alles nicht glauben müssen. Ihm wurden von seinem Anwalt Schnur systematisch solche Dinge eingeredet, daß er die nötige Stärke einfach nicht hatte. Das löste dann Konflikte aus. Man erzählte: Na, die brechen alle zusammen in der Opposition, es gab Streit über die Rolle der Kirche, der Anwälte. Sicherlich ist eine ganze Menge beeinflußt worden. Doch es ist sehr schwer meßbar, was an uns selbst lag, an den Widersprüchlichkeiten, die wir tatsächlich verkörperten. Und was davon vielleicht Stasi-Aktionen verdankt. Ich glaube nicht, daß man das jemals herausbekommen kann. Man kann die Pläne lesen, die sie hatten, und dann weiß man in etwa, in welche Richtung das geht.
Der Begriff der Zersetzung hat eine Finalität, die nicht unbedingt den Interessen der Stasi entsprach.
Das durfte nur soweit gehen, daß die Stasi ihre eigene Existenzberechtigung nicht infrage stellte brauchte. Sie mußten uns ja soweit erhalten, daß sie selber Argumente genug hatten, sich personell noch mehr aufzubauschen. Man hat uns immer ein Konzept unterstellt, was wir nie hatten, weil es eher das eigene Konzept der Stasi war. Die hierarchische Struktur, die strenge Konspiration zeichnete nur die Stasi aus, nicht aber die Gruppen. Man suchte immer nach Rädelsführern, die Aufträge erteilten an andere. Immer spricht man in den Berichten von „Aufträgen“.
Vielleicht waren sie auch gar nicht fähig, sich ein realistischeres Bild von den eigentlichen Ursachen des Protestes wie von der Protestbewegung selbst zu machen. Das fällt immer wieder auf beim Lesen der Berichte: die völlig falsche Interpretation. Sie suchten nach Feinden, und sie machten Karriere mit uns. Je gefährlicher wir dargestellt werden konnten, um so wichtiger waren die, die uns bearbeiteten. Wer als kleiner Leutnant vor 20 Jahren begann, uns zu bespitzeln, der ist inzwischen Hauptmann oder Major geworden. Auch die Spitzel machten Karriere. Als Böhme nach Berlin kommt, ist er IMS und sein Führungsoffizier Hauptmann. Ein viertel Jahr später ist Böhme IMB und sein Offizier Major.
Sie sprechen immer im Plural von „ihnen“. Aber war etwa Ibrahim Böhme denn ein klassischer, ‘durchschnittlicher' IM?
Er ist eine ganz zwiespältige Figur. Auf der anderen Seite ist durch ihn einiges entstanden, was sich auf ihn bezog. Leute, für die er ein Vorbild war, die sich selber in Bewegung setzten. Doch auf der anderen Seite sollte mit seinem Einsatz etwas anderes bezweckt werden. Das kann natürlich immer passieren, daß das Ziel nicht erreicht ist, sondern das genaue Gegenteil dessen, was die Stasi wollte. Inwieweit er selber das vielleicht so wünschte? Nachdem ich seine Berichte gelesen habe, habe ich meine Zweifel. Die sind einfach unerträglich. Mir ist es zu einfach, wenn man das Bild der Schizophrenie bemüht. Ich bin mir außerordentlich unsicher über die Psychologisierung, ja Psychiatrisierung solcher Fälle.
Wenn die Berichte sich so lesen, daß er ein überzeugter Mitarbeiter der Staatssicherheit war, dann war er eine der wirklich virtuosen Personen im sich Anpassen an oppositionelle Verhaltensweisen.
Er hat Leute beeindrucken können. Durch sein Auftreten, seine Art, seine Art zu reden. Aber es war eben vieles gelogen. Ich kann das sehr schwer unterscheiden, was unter diesen vielen Lügen noch Wahrheit war. Dazu müßte er selber sprechen. Er müßte schildern, wie und warum er dazu gekommen ist, was er seiner Meinung nach wirklich getan hat, anstatt immer nur Ausflüchte zu suchen.
Es gibt den Bericht Böhmes vom 30. September 1989, wo er sich in der Schlußpassage dafür entschuldigt, eine brisante Einschätzung der politischen Situation zu geben. Darin warnt er vor der Wahlplattform. Vier oder fünf Tage, bevor diese mit seiner maßgeblichen Beteiligung zustande kam.
Mit maßgeblicher Beteiligung halte ich für eine Legende. Er war mit anwesend. Und die SDP hatte ihn eigentlich gar nicht dahingeordert, er kam von sich aus und versuchte dort, die Gruppe zu beeinflussen. Ich kann mich jetzt leider nicht erinnern, in welchem Sinne.
Für die Wendezeit kann man ihm eine zentrale Rolle zumindest in der SDP nicht absprechen. Ist dies noch in Einklang zu bringen mit dem Zersetzungsauftrag der Stasi?
Nein, das muß ja kein Zersetzungsauftrag sein. Der Auftrag könnte ja lauten, nachdem die Stasi nun endlich erkannte, daß die DDR in dieser Form nicht mehr bleiben würde, dann wenigstens in all diesen gewendeten Parteien und Gruppierungen einen Fuß in die Tür zu setzen oder gar in die Schlüsselposition zu gelangen. Dafür spricht einiges, wenn man sich de Maiziere, Schnur und Böhme, die Situation am Runden Tisch anschaut. Oder aber, als wir die Diskussion mit Modrow hatten über die Regierungsbeteiligung. Und die Rolle, die genau die drei Genannten spielten. Das war doch letzten Endes der Versuch einer bestimmten Schicht oder Gruppe von Leuten in diesem Machtapparat, sich im Fall der absehbaren Wende gleich günstige Startpositionen zu sichern. Zersetzung hätte hier keinen Sinn mehr gehabt.
Das würde aber heißen, daß im Lauf des Herbstes die Aufgabendefinition dieser Leute umdefiniert wurde?
Das ist ein verzwicktes Thema. Das geht doch gleich los mit dem Einfluß der großen Schwesterparteien im Westen. Wie soll man dieses Gesamtpaket von Einflüssen bewerten? Dieses Kräftefeld soweit theoretisch zu bewältigen, und daraus Wahrheiten machen zu wollen, ist nicht möglich. Wir sprechen an dieser Stelle zu einem großen Teil nur Vermutungen aus. Man müßte mehr analysieren. Dazu sehe ich mich auch an ganz bestimmten Stellen meiner Biographie veranlaßt: aus der Erinnerung und den unsäglichen Papieren, die ich durchblättere, zu verstehen, was eigentlich geschehen ist. Was wir beeinflußten, was von uns unabhängig lief, ob wir etwas umbewerten müssen. Ich bin mir noch nicht sicher, daß wir sagen werden: Wir können bestimmte Teile unserer Vergangenheit wegwerfen, weil sie nicht uns gehörten. Die Beschäftigung mit diesen Akten legt mir das nahe. Das ist genau der Punkt, an dem ich nervös, unruhig und wütend werde. Dann, wenn ich feststelle, hier war der Repressionsapparat unter Umständen geeignet, uns eine ganz andere Richtung zu geben.
Was die Opposition mit den Akten macht, ist ein Pilotprojekt. Einmal als gesamtgesellschaftlicher Vorgang, der sich zusammensetzt aus vielen individuellen Einsichtnahmen. Pilotprojekt aber auch, weil ihr die ersten seid, die diese Möglichkeit haben. Wohin könnte dies idealtypisch münden?
Auf lange Sicht wird es Sache der Historiker sein, sich damit zu beschäftigen, und nicht jedes Einzelnen. Das wäre fatal, wenn nun jeder diese Akten monatelang studiert. Für mich ist eindeutig, daß die Akten, so wie sie vor mir liegen, Anlaß sind, festzustellen, daß nichts mehr übrig bleibt von der DDR. Wir müssen da durch, um frei zu sein, den Kopf frei zu haben. Ganz wichtig dabei wäre, daß wir nicht angesehen werden und auch nicht auftreten wie Rächer, die jetzt als Stasi-Jäger in die Medienlandschaft treten.
Ich würde immer vorziehen, Gespräche zu führen, auch mit denen, die mich verletzten. Das heißt nicht, daß Freundschaften zu kitten wären. Aber daß man zumindest etwas daraus lernt, daß man diesen Prozeß produktiv werden läßt und nicht einfach damit beendet, indem man auflistet, wer einen verraten hat und damit alles, was in der Vergangenheit schief lief, darauf zurückführt, daß es diese Umstände gab.
Ausgangspunkt bleibt der Reinigungsprozeß der Gesellschaft. Da können wir natürlich eine Rolle spielen als diejenigen, die beginnen, die solche Aufmerksamkeit erhalten. Denjenigen, die das in einem Jahr zu Gesicht kriegen, wird man ein solches Interesse gar nicht mehr entgegenbringen, es sei denn, sie entdecken einen spektakulären Fall.
Weil dies so ist, und weil wir dieses Privileg haben, könnten wir als Teil der Bürgerbewegung demonstrieren, wie wir uns die Bewältigung des Geschehenen vorstellen. Es müßte uns gelingen, viele Gespräche zu organisieren. Dazu gehört aber auch die Bereitschaft derjenigen, die sich davor drücken. Wir müssen an die großen Täter kommen, die sich mit ihrem Herrschaftswissen verschanzen und auch kaum gerichtlich dafür belangt werden. Sie schweigen immer noch. Interview: M. Geis/ A. Seibel
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