■ Da raucht der Schornstein: Verstaatlichung der Zigarettenindustrie?
Wer Günter Döding, den Vorsitzenden der Gewerkschaft Nahrung–Genuß–Gaststätten (NGG) in der rechten Ecke der Arbeiterbewegung ansiedelt, darf sich die Augen reiben: ausgerechnet in der Bild–Zeitung fordert der Gewerkschaftsboß die Verstaatlichung einer ganzen Branche. Aber gemach, es geht nicht um die Schlüsselindustrien, sondern um die Zigarettenindustrie. Ohne das zentrale Argument der Gesundheitsgefährdung auch nur zu streifen, hat Döding den Glimmstengel– Herstellern einen ganzen Katalog von Unanständigkeiten vorzuwerfen: Sie mache „brutal Kasse, in dem sie Arbeitsplätze abbaut. Sie machten nochmal Kasse mit Staatsgeldern, indem sie noch mehr Betriebe nach Berlin verlagerten und dort Subventionen kassierten“. Die Berlinförderung sei eine nationale Aufgabe und bedürfe der staatlichen Steuerung, aber nicht in der Weise, daß sich Unternehmer die Taschen füllen. Wenn der Staat die Regie in der Zigarettenindustrie übernähme, würde sich für den Raucher nichts ändern. „Die Zigarettenmarken bleiben, der Preis ändert sich nur, wenn der Staat die Tabaksteuern erhöht.“ Das steht aber zu erwarten, die Steuerreform will schließlich bezahlt sein!
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