piwik no script img

Verschwundene Studierende in MexikoHaftbefehle gegen Soldaten

Sechs Jahre nachdem 43 Studenten in Mexiko verschwanden, sind Haftbefehle gegen mehrere Soldaten ergangen. Präsident verspricht Gerechtigkeit.

Gedenkmarsch für die Verschwundenen am Samstag in Mexiko-Stadt Foto: Rebecca Blackwell/ap

Mexiko-Stadt dpa | Sechs Jahre nach dem Verschwinden von 43 Studenten im Südwesten von Mexiko sind Haftbefehle gegen mehrere verdächtige Soldaten und einen Bundespolizisten erlassen worden. „Es wird Gerechtigkeit geben“, versprach Präsident Andrés Manuel López Obrador am Samstag. Zuletzt gab es eine Reihe neuer Ermittlungsansätze. „Es wird keine Straflosigkeit geben“, sagte der Staatssekretär für Menschenrechte im Innenministerium, Alejandro Encinas. „Die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen.“

In der Nacht zum 27. September 2014 waren im Bundesstaat Guerrero 43 Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa von Polizisten verschleppt und dem Verbrechersyndikat Guerreros Unidos übergeben worden. Offiziellen Ermittlungen zufolge wurden die jungen Männer getötet und auf einer Müllkippe verbrannt. Unabhängige Untersuchungen ziehen diese Version allerdings in Zweifel. Bislang wurden lediglich die Knochen von zwei Opfern gefunden. Die Einzelheiten und Hintergründe der Tat sind noch immer unklar. Verurteilt wurde bis heute niemand.

In Gedenken an die Verschleppten zogen am Samstag in Mexiko-Stadt zahlreiche Demonstranten vom Unabhängigkeitsdenkmal zum zentralen Platz Zócalo im historischen Stadtzentrum. Sie skandierten: „Lebend habt ihr sie genommen, lebend wollen wir sie zurück“ und sprühten Parolen und die Zahl 43 an die Fassade des Nationalpalastes

Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte erkannte Fortschritte bei den Ermittlungen an, forderte die Behörden aber auch dazu auf, ihre Anstrengungen noch einmal zu verstärken. Zuletzt wurden mehrere Verdächtige freigelassen, weil sie in der Haft gefoltert worden waren. In Mexiko gelten über 73 000 Menschen als verschwunden. Allein bei der Suche nach den verschleppten Studenten wurden rund um die Stadt Iguala in Guerrero 245 Leichen anderer Mordopfer entdeckt – lediglich 22 konnten bislang identifiziert werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!