: Verrat an der Bioidee
betr.: „Lidl? Lieber nicht!“, taz vom 5. 9. 07
basic und wie all die (über-)regionalen biosupermarktketten heißen, haben die bioidee doch eh schon auf allen ebenen längst verraten! ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor ca. 30 jahren als damals vielleicht 15-jähriger ein buch kaufte mit dem ungefähren titel „alles selber machen“.
da wurde beschrieben, wie man marmelade einmacht, schafe hält, schert und wolle spinnt und was weiß ich noch alles. und heute? heute geht die gut situierte mittelschicht mit ihrem 150-ps-wagen, einem alueinkaufskorb aus taiwan, einem dreirädrigen hightec-kinderwagen (vorbei die zeiten des tragetuchs) in einen so genannten biosupermarkt, um ihr imperiales, grosskapitalistisches gewissen zu beruhigen. einem supermarkt, an dem gerade nochmal jemand hinter der fleisch- und käsetheke steht, ansonsten unterbezahlte (meist) damen an der kasse sitzen. nix mehr schwerpunkt auf regionale produkte, wer will im winter schon nur weißkraut (fr)essen, keine alternativen gemeinschaften, kein freundliches, liebevolles miteinander mehr. das ist der verrat an der bioidee, die nämlich auch mal bedeutet hat ein gänzlich anderes leben zu führen. wo also nun bei lidl und bio das problem liegen soll, ist mir schleierhaft.
KARSTEN NEUMANN, Nürnberg