: Verquirlte Sätze
betr: „Wie die Krähen“ von Kerstin Decker, taz vom 17. 2. 05
Liebe Redaktion, worüber muss man dieser Tage schreiben? Über die Berlinale. Und was tut man, wenn einem nichts Neues dazu einfällt? Man greife sich zwei hippe Themen (Berlinale und Arbeitskampf), verquirle sie in beliebige Sätze, ein wenig diffamierende Ironie dazu, und lasse seinen Geist fernab jeden Realitätsbezugs umherwandern.
Ich gebe hiermit zu, dass mich die Kolumne von Kerstin Decker wütend gemacht hat. Offensichtlich hat sie nichts mitbekommen von ständig sich verschärfenden Arbeitsbedingungen, von den Arbeitsbedingungen der Cinemaxx-Mitarbeiter ganz zu schweigen. Natürlich gibt es kaum Vollzeitjobs bei Kinomitarbeitern. Die meisten arbeiten in 400-Euro-Jobs, von denen sowieso kein Mensch existieren kann. Die Ausweitung von prekären Beschäftigungen hätte durchaus erwähnt werden können. Die Ver.di-Demo im Intro als 4-Personen-Demo darzustellen – ha-ha-ha, wie lustig …
Alle anderen als Idioten hinzustellen, zeugt bekanntlich nur von der eigenen Selbstüberschätzung. Superidee, dass der Kampf der Gewerkschaften jetzt auch bei der taz lächerlich gemacht werden kann. Scheint ja ein Trend zu sein, dem Sie als Redaktion schnell nacheifern sollten. SYBILLE HAUPT, Göttingen