Verpflichtung zu mehr Datenschutz: "SchnüffelVZ" will ganz brav werden

Drei Anbieter von Internet-Communities versprechen mehr Jugend- und Datenschutz - und profilieren sich so gegen die Konkurrenz. Facebook macht nicht mit.

StudiVZ und Co. wollen in Zukunft die Privatsphäre der Nutzer besser schützen - nur Facebook macht nicht mit. Bild: dpa

BERLIN taz Die größten Betreiber deutscher Social Communities im Internet haben einen Verhaltenskodex unterzeichnet. StudiVZ, Lokalisten und Wer-kennt-wen verpflichteten sich unter dem Dach der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e. V. (FSM): Sie wollen künftig den Datenschutz der NutzerInnen stärker achten. Vor allem soll es auch um Jugendschutz gehen.

So planen die Anbieter eine verstärkte Aufklärung von Minderjährigen, Eltern und PädagogInnen. FSM-Geschäftsführerin Sabine Frank bezeichnete die gezielte Aufklärung der NutzerInnen auf einer Pressekonferenz in Berlin als "goldenen Weg" zu einem verantwortungsvollen Umgang im Internet.

Auf den Plattformen selbst sollen sich deutlich sichtbare Hinweise zum Schutz der Privatsphäre finden. Wer sein Profil auf einer der Seiten löscht, kann künftig davon ausgehen, dass die Daten, die er in seinem Profil angegeben hatte, auch tatsächlich gelöscht sind.

Die NutzerInnen sollen zudem einstellen können, ob ihre Daten in Suchmaschinen zu finden sein sollen. Bei NutzerInnen, die unter 14 sind, sollen standardmäßig strenge Privatsphäreneinstellungen aktiviert sein.

"Wir freuen uns, dass viele Maßnahmen, die wir bereits umsetzen, heute zum Industriestandard werden", sagte StudiVZ-Chef Markus Berger de León. Tatsächlich haben die drei Unternehmen die Anforderungen aus dem Kodex bereits erfüllt, es wird sich also zunächst nicht mehr viel ändern. Nach einem Jahr soll eine externe Evaluation den Erfolg des Kodex überprüfen.

Nicht ausgeschlossen wird durch den Verhaltenskodex sogenannte personalisierte Werbung: Wenn also die Plattformen selbst die Werbung anhand der eingestellten Daten aufs Profil eineR NutzerIn zuschneiden.

Bislang wird der Kodex nur von den drei genannten Angeboten umgesetzt. Das Netzwerk MySpace war zwar eng in die Vorbereitungen mit einbezogen, hat den Kodex aber bislang nicht unterschrieben. Andere Dienste wie zum Beispiel Facebook ebenfalls nicht. "Ich fordere auch die amerikanischen Kollegen auf, den Kodex zu unterzeichnen", sagte Berger de León.

Social Communities waren in der Vergangenheit regelmäßig in der Kritik, was den Datenschutz anbelangt. StudiVZ wurde als "SchnüffelVZ" bekannt, und auch der Anbieter Facebook macht regelmäßig Schlagzeilen. Zuletzt wollte er die Nutzungsrechte der von den Usern eingestellten Daten erschleichen. Alles, was diese auf die Plattform einstellen, gehörte demnach Facebook. Und würde nie mehr gelöscht: Der Betreiber behielt sich vor, auch nach der Löschung von Userprofilen die Daten aufzubewahren und zu nutzen.

Wenn Facebook sich dem Kodex anschließen wollte, müsste es von solchen Plänen Abstand nehmen. Dass die Firma dies bislang nicht getan hat, kommt ihrem Mitbewerber StudiVZ nicht ungelegen. "Wenn bei uns jemand sein Profil löscht, dann ist das weg. Löscht sich jemand bei Facebook, gehören seine Daten nach den neuen Geschäftsbedingungen weiter Facebook", brüstete sich Berger de Léon. Bei Facebook war am Mittwoch niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.