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Archiv-Artikel

verpasst? Verpasst!

Von AM

„Ich find’s gut, dass Saddam Hussein erst jetzt gefasst wurde“, sagt Schmidt zu Andrack, kaum dass er an seinem Schreibtisch Platz genommen und Sven das deutsche Wasser serviert hat. „Stell dir vor“, sagt Schmidt, „es wäre eine Woche früher passiert. Dann hätte keine einzige Zeitung über meine kreative Pause berichtet!“

Jetzt ist es aber höchste Zeit, ins Bett zu gehen. Lieber zwanzig Seiten Christa Wolf als noch dreißig Minuten „Harald Schmidt Show“. Denn seit mehr als einer Woche ist alles nur noch Warten auf das Ende. Todessehnsucht weht durchs Studio 449, alles ist so mit Bedeutung aufgeladen. Selbst die Journaille scheut nicht einmal mehr vor der Dreckswendung „Dirty Harry“ zurück. Unerträglich. Vorbei die Zeit, da man es sich um viertel nach elf mit einem späten Bier vor dem Fernseher gemütlich gemacht hat. Vorbei die sinnfreie Erwartung dessen, was Schmidt heute anbieten würde. Vielleicht würde er was singen, vielleicht auch die Odyssee mit Playmo nachspielen – sinnlich, zur freien Verfügung. Schön war das. Jetzt mag man nicht mehr hinschauen. Einem verletzten Tier schaut man ja auch nicht beim Sterben zu. AM