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Archiv-Artikel

Vermittlungsquote: unter zwei Prozent

840 interessierte Sozialhilfe-EmpfängerInnen hatten im Space-Center wenig Chancen: Minijobber bevorzugt

Von ede

Bremen taz ■ Der Auftrieb war gigantisch: 500 Arbeitsplätze ab 19. Dezember hatte das Raumfahrt-Erlebniszentrum Space-Center in Aussicht gestellt. Arbeitsamt und die kommunale Bremer Arbeit GmbH (bag) betrieben deshalb im Spätsommer mehrere Castings und Vorauswahlen mit jeweils mehreren hundert Personen. Sie wollten ihre KlientInnen auf die ausgeschriebenen Stellen orientieren. Auch das Space-Center selbst lud zu umfangreich besetzten Bewerbungsrunden. Jetzt liegen erste Bilanzen vor – die das Ergebnis dieser Kampagnen für rund 1.500 SozialhilfeempfängerInnen in ein sehr bescheidenes Licht rücken: Ganze 17 von ihnen kamen über die bag an einen Job im Gröpelinger Vergnügungs-Geschäft. 840 Interessierte hatten sich bei der bag vorgestellt, 381 davon waren zur Einstellung vorgeschlagen worden.

„Wir sind enttäuscht“, geben heute bag-Mitarbeiter unumwunden zu. Bag-Chefin Katja Barloschky differenziert: „Ich bin noch nicht bereit zu sagen: ‚Schade, das war nichts.‘“ Das Rennen sei noch nicht vorbei. Knapp 100 von der bag gescreente Personen seien noch „im Pool“ beim Space-Center. Barloschkys Devise lautet: „Jetzt erst recht.“ Eine abschließende Bilanz über Vermittlungserfolge werde sie im kommenden Frühjahr vorlegen – wenn das Space-Center in Aussicht gestellte weitere 80 Arbeitsplätze besetzt habe.

Eine Bilanz über die Lage am Arbeitsmarkt für ihre Klienten, für überwiegend arbeitsmarktferne SozialhilfeempfängerInnen also, kann Barloschky aber schon jetzt geben: „Die Aktion hat uns deutlich gezeigt, dass die größten Chancen am Arbeitsmarkt hat, wer schon drin ist.“ Der Arbeitgeber Space-Center habe insbesondere Minijobber eingestellt, die schon Erfahrung in den ausgeschriebenen Arbeitsbereichen wie Catering, Dienstleistung oder Gästebetreuung hatten. Dies zeige, dass öffentliche Programme zur Integration Benachteiligter in den Arbeitsmarkt unerlässlich seien – wie sie die bag in Einzelfallarbeit durchführt. 320 Personen pro Jahr bringt die bag-Direktvermittlung aus der Sozialhilfe in Lohn und Brot. Die großen Vorauswahlen organisiert zu haben, sei insofern keine verlorene Mühe: „Wir kennen die Stärken dieser Menschen und haben sie in unserer Kartei.“ Das erhöhe die Chance für sie, wenn nicht im Space-Center, so doch vielleicht anderswo Arbeit zu finden.

Dass SozialhilfeempfängerInnen, die der Einladung zum Casting nicht folgten, wie angedroht, die Stütze gekürzt wurde, ist bisher nicht bekannt. ede